Warum haben wir unseren «Safety-Blog» KISS-Blog benannt? KISS ist in der Luftfahrt altbekannt: Keep it simple, stupid.

Und dabei geht es nicht darum, etwas Dummes zu tun. Ganz im Gegenteil! Ziel ist es, Themen und Begriffe auf kurze und übersichtliche Art und Weise zu erklären. Das KISS-Prinzip besagt, dass die meisten Systeme am besten funktionieren, wenn sie einfach gehalten und nicht verkompliziert werden. Daher sollte Einfachheit das zentrale Ziel sein und unnötige Komplexität vermieden werden!

Safety-Themen für jedermann

Zurück geht das Akronym KISS auf den Lockheed Martin Ingenieur Clarence «Kelly» Johnson. Johnson entwarf Dinge so, dass sie von jedem gewöhnlichen Mechaniker unter Einsatzbedingungen mit einer begrenzten Anzahl von Werkzeugen repariert werden konnten. Das Prinzip war so genial wie einfach! Es stellte sicher, dass jede Konstruktion vom späteren Anwender auch wirklich genutzt werden konnte.

Beherzigen wir diesen Grundsatz auch bei der Einführung von Safety Management Systemen, steigen die Chancen, erfolgreich zu sein. Indem wir hoch komplexe Dinge weitestgehend vereinfachen, werden wir sie verstehen und können diese letztendlich auch in der – sehr fordernden – dritten Dimension beherzigen. Denn wie schon (angeblich) Albert Einstein sagte: «Wenn man etwas nicht einfach erklären kann, hat man es nicht verstanden»

Safety-Themen nach dem KISS-Prinzip verlieren ihre Komplexität und werden somit zu Safety-Themen für «jedermann zu jederzeit». Machen wir Flugsicherheit Schritt für Schritt verständlich! Oder in anderen Worten: KISS: Keep it simple, safe.

 

1. Safety-Beitrag: 

Das Eisberg-Prinzip

Wir alle wissen, dass nicht die sichtbaren Ausläufer unter der Wasseroberfläche eines Eisberges die Titanic innerhalb kürzester Zeit zum sinken gebracht haben. Es waren die unsichtbaren und die Titanic galt als unsinkbar!
Was hat das mit der Flugsicherheit zu tun?
Wir wissen, der sichtbare Teil von Störungen oder Unfällen macht nur die Spitze des Eisbergs aus.

Es ist aber der Teil unter der Wasseroberfläche, der viel grösser ist und den wir versuchen müssen zu beeinflussen – zu umschiffen. Und je tiefer unter der Wasseroberfläche, desto dunkler ist es. Man muss also genauer hinschauen bzw. besser ausleuchten, um einen drohenden Unfall zu erkennen und die lauernden Gefahren in unser Bewusstsein zu verankern.

15'000 Unachtsamkeiten, nur 3000 mal wahrgenommen – im besten Fall!

Klingt schwierig – ist aber einfach. Denn die Zahl der Möglichkeiten ist schier unendlich! Unter dem Wasser sind nicht nur die «Beinahe Unfälle» verborgen, sondern vor Allem all die kleinen Fehler, unsicheren Handlungen und die «Uuups, was war denn das?!»-Momente. Wir reden hier gleichzeitig auch von der Fehlerpyramide. Die Zahlen variieren, doch man geht heute davon aus, dass auf etwa 10'000 bis 15'000 dieser kleinen Fehler ein Unfall folgt.

Schaffen wir es, diese Zahl zu minimieren, reduzieren wir gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit, einen gröberen Fehler an die Wasseroberfläche zu lassen. Aus einer Unachtsamkeit einen Unfall entstehen zu lassen! Wie unbedeutend diese anfänglichen Fehler sein können, wird damit untermauert, dass wir nur etwa 20% aller Fehler aktiv erleben. Das heisst, jedem Fehler, den wir (bei uns selbst, oder) bei unseren Fliegerkollegen beobachten, gehen ca. vier weitere Fehler voraus!

Gefahren kennen, Gefahren erkennen!

Was von all dem wusste der Beobachter auf der Titanic, der nach Eisbergen Ausschau halten sollte? Kannte er die Architektur eines Eisbergs? Und konnte er allein das alles überblicken? Mit dem Wissen von heute würde man nicht in Hochrisikogebieten mit voller Fahrt operieren und dabei lediglich einen Beobachter nominieren, der zu dem nur nach dem Sichtbaren sucht. Man würde alle verfügbaren Mittel sammeln, um nicht früher oder später an der Spitze des Eisbergs zu enden. Flugsicherheit geht uns ALLE an, arbeiten wir also auch ALLE daran, diese Schritt für Schritt zu verbessern. Nehmen wir ALLE die «Taucherlampen» und leuchten gemeinsam den Bereich unter dem Wasser aus.

Und da, wo es immer noch zu dunkel ist, nehmen wir die Fahrt raus!

Kerstin Mumenthaler – aim4safety
Kerstin’s Herz schlägt für die Luftfahrt. Ihre Berufung ist Pilotin zu sein, ihre Leidenschaft die Sicherheit. Neben ihrer Ausbildung zur Verkehrspilotin absolvierte Kerstin Mumenthaler deshalb einen Master of Science in Air Safety Management und besuchte verschiedene Lehrgänge für Business Continuity und auch Projektmanagement. Als ehemalige Airline-Pilotin stehen in ihrem Logbuch mehr als 6000 Flugstunden hauptsächlich auf dem Airbus A320.
Heute ist sie offizielles Member of the Business Continuity Institute (MBCI), Crewmember von #clearedtoland und bietet über ihre eigene Marke aim4safety Dienstleistungen und Beratungen für Business Continuity, Krisen- und Safety Management. Doch ganz ohne Cockpit geht es nicht und so fliegt sie weiter privat und ist designiertes Vorstandsmitglied der Motorfluggruppe Zürich

 

Tino Janke – EasyMemoryItems
Tino absolvierte seine Verkehrspilotenausbildung parallel zum Studium als Diplom Bauingenieur. Seine fliegerische Karriere begann klassisch bei einer deutschen Airline, wo er  zunächst als First Officer auf Boeing 737, später als Captain auf dem Airbus A320 und Airbus A330 tätig war. Danach wurde es international und er wechselte als Captain zu Juneyao Airlines in Shanghai / China wo er bis heute aktiv fliegt.
Neben der kommerziellen Luftfahfrt begeistert ihn schon seit jeher auch die General Aviation. Tino Janke ist Segelflugpilot, Fluglehrer für PPL(A) sowie Trainingscaptain auf A320/A330 und engagiert in diversen Vereinen und Clubs. Airlines und Fliegerclubs haben in seinen Augen mehr Gemeinsamkeiten als man denkt. Trotzdem unterscheiden sich beide beim Umgang mit Notverfahren und Checklisten gravierend. Tino’s Idee ist es das Gute aus Beiden zu verbinden und so hat er EasyMemoryItems in Leben gerufen.