Der Triebwerksprobelauf vom Freitag, 23. November stellte nach, wie die Kernstufe der Ariane 6 bei einem normalen Flug ins All gezündet würde. Bei dieser Probe wurden die Booster nicht gezündet, so dass die Ariane 6 wie geplant fest auf der Startrampe des europäischen Weltraumbahnhofs in Französisch-Guayana stehen blieb. Es war der bisher längste «Full-Stack»-Lauf für das untere Flüssigkeitsantriebsmodul der Ariane 6 mit einem Vulcain 2.1-Triebwerk. «Die Teams von ArianeGroup, CNES und ESA haben nun jeden Schritt des Raketenflugs durchlaufen, ohne dass die Rakete die Erde verlassen hat», sagte ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher.

Zündung von Vulcain 2.1

Das Triebwerk Vulcain 2.1 hat fast 150 Tonnen Treibstoff in den Tanks der Ariane 6-Kernstufe verbrannt. Es handelte sich um flüssigen Sauerstoff und flüssigen (kryogenem) Wasserstoff, letzteren unterkühlt auf Temperaturen unter -250°C. Die Startrampe, die von der französischen Raumfahrtbehörde CNES betrieben wird, nutzte ihr Wassersprühsystem, um die Hitze des Triebwerks zu dämpfen.

Langer Countdown mit verschiedenen Tests

Vulcain 2.1 ist eine Weiterentwicklung des Triebwerks Vulcain 2, das die Ariane 5 zum bisher erfolgreichsten europäischen Trägersystem machte. Das Upgrade zeichnet sich durch eine vereinfachte und kostengünstigere Konstruktion aus, und die neue Technologie der Triebwerksdüsen und des Zündsystems wurde vom Triebwerk auf die Struktur der Startrampe verlagert, um die Leistung der Stufe zu verbessern und die Kosten zu senken. Das Befüllen des zentralen Raketenkerns mit Treibstoff dauerte etwas mehr als zwei Stunden. Die Füllvorgänge wurden während eines langen Countdowns durchgeführt, der auch andere Qualifikationstests umfasste, ähnlich wie bei den vorherigen Proben in diesem Jahr.

Oberstufe wird in Deutschland getestet

Aus Gründen der Zuverlässigkeit und um die Stabilität der Rakete zu gewährleisten, wurden auch die Tanks der Oberstufe betankt – obwohl das Triebwerk der Oberstufe erst in der Umlaufbahn nach der Trennung von der Hauptstufe anspringt und daher bei diesem Bodentest nicht gezündet wurde. Die Oberstufe soll noch im Dezember dieses Jahres einem letzten Heisszündversuch im Testzentrum Lampoldshausen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) durchgeführt.