National- und Ständerat haben der Schweiz einen ambitionierten Ausbaupfad für die erneuerbaren Energien verfügt. Bis 2035 sollen erneuerbare Energien (PV, Wind, Geothermie etc.) 35 Terawattstunden Strom erzeugen. Im Fokus stehen dabei der Solarstrom und insbesondere grosse alpine Solaranlagen mit einem  hohen  Winterstromanteil.  Nun  will das  gemeinsame  Projekt «BelpmoosSolar» von Flughafen Bern und BKW beweisen, dass es auch im Mittelland geeignete Standorte für grosse Freiflächenanlagen gibt, mit denen sich erhebliche Mengen Strom erzeugen lassen. Der geplante Solarpark soll mit einer Jahresproduktion von rund 35 GWh, davon eine Winterproduktion von über 10 GWh, wesentlich zur Versorgungssicherheit der Schweiz beitragen und dank der Nähe zur Netzeinspeisung eine Stromerzeugung zu sehr wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gewährleisten, heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung. 

Das Aus für den Segelflug in Bern

Die PV-Anlage soll auf dem eingezäunten Areal des Flughafens entstehen, im unbebauten Perimeter der heutigen Graspisten. Das würde das Aus für den Segelflug auf dem Belpmoos bedeuten. Der Aero-Club der Schweiz AeCS ist nicht erfreut darüber, dass der Flughafen Bern den grössten Solarpark der Schweiz auf Kosten der Leichtaviatik in Bern Belp realisieren will. Erstaunt ist man beim AeCS darüber, dass man von Seiten der Flughafen Bern AG nie vorgängig über dieses Projekt informiert wurde.

Aero-Club unterstützt Umweltanliegen

Für den Aero-Club der Schweiz sind Umweltanliegen von hoher Bedeutung. So hat der Dachverband der Schweizer Leichtaviatik auch das 2021 an der Urne abgelehnte neue CO2-Gesetz unterstützt und setzt sich für den Einsatz von Elektroflugzeugen oder die Anwendung synthetischer Treibstoffe für Motorflugzeuge ein. Zudem unterstützt der AeCS auch Bestreben der Flugplätze, den ökologischen Fussabdruck mit Solaranlagen auf Hangars oder Freiflächen zu reduzieren. Ein Projekt dieser Grössenordnung auf einem Flugplatz lehnt der Dachverband der Schweizer Leichtaviatik und des Luftsports aber strikt ab. Die aviatische Infrastruktur werde hier zu stark tangiert, schreibt er in einer Mitteilung.  

Andere Flächen zuerst nutzen

Für AeCS-Präsident Matthias Jauslin ist es unverständlich, dass eine solche Grossanlage ausgerechnet auf einem Flughafen erstellt werden muss. So gebe es im Mittelland genügend Flächen auf Dächern und an Fassaden, die man nutzen könne, bevor man den Nutzern Luftfahrtinfrastruktur derartige Flächen entzieht, betont der Aargauer FDP-Nationalrat, der auch in der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK) des Nationalrats tätig ist. Zudem seien für die Winterstromproduktion wenn schon Freiflächen im alpinen Raum und an brachen Hanglagen zu berücksichtigen.  

«BelpmoosSolar» passt in die Strategie des Flughafens und der BKW

«Das Primat der Aviatik bleibt», versichert Urs Ryf, CEO und Delegierter des Verwaltungsrats des Flughafens. «Wir planen, die bewilligte vierte Ausbauetappe südwestlich der Piste in modifizierter und redimensionierter Form zu realisieren. Gleichzeitig können wir 25 ha Land während rund 25 Jahren für die Produktion von Solarstrom zur Verfügung stellen und damit einen wesentlichen Beitrag an die Versorgungssicherheit und die Energiewende leisten.» Alexandre Schmidt, Verwaltungsratspräsident der Flughafen Bern AG ergänzt: «Dieses Projekt ist ein Meilenstein für drei der Entwicklung der Aviatik nachgelagerte strategische Ziele: Wachstum über die Mantelnutzung des Areals, Ökologisierung mit dem Ziel der CO2-Neutralität bis 2035, Verankerung des Flughafens in der Region.»

BKW erhält Mehrheit

Für den Solarpark haben der Flughafen Bern und die BKW vereinbart, eine gemeinsame Trägerschaft zu bilden, an welcher der Flughafen 49 und die BKW 51 Prozent halten. Die beiden Unternehmen kennen und schätzen sich bereits aus anderen gemeinsamen Projekten. So errichtet die BKW derzeit im Auftrag des Flughafens eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 360 kWp auf zwei Gebäuden des Flughafens. Die BKW wird die Anlage während 25 Jahren im Contracting betreiben. Mit einem Anteil von zehn Prozent ist die BKW ausserdem eine der beiden grössten Aktionärinnen der Flughafen Bern AG. «Gemeinsam nehmen die beiden Unternehmen nun ein vielversprechendes Projekt mit positiver Ausstrahlung für die Region und den ganzen Kanton Bern in Angriff: nachhaltiger Strom für die regionale Bevölkerung und Wirtschaft», heisst es weiter in der Mitteilung.

Hoffen auf rasche Bewilligung

Bern ist nicht der erste Flughafen, der sein Areal für die Gewinnung von Sonnenstrom nutzen will. So verfügt etwa der Wiener Flughafen bereits über eine Freiflächenanlage mit ähnlichen Dimensionen. Nachdem die Machbarkeit für «BelpmoosSolar» geprüft und erstellt ist, beginnt nun die Projektierungs- und Bewilligungsphase. Der Flughafen Bern und die BKW sind überzeugt, dass diese Verfahren auch ohne gesetzliche Erleichterungen zügig durchgeführt werden können.

Behörden reagieren positiv

Der Flughafen Bern und die BKW zeigen sich überzeugt, dass diese Verfahren auch ohne gesetzliche Erleichterungen zügig durchgeführt werden können. Erste Gespräche mit den dafür zuständigen Behörden hätten bereits stattgefunden – so auch mit der Stadt Bern, auf dessen Boden sich der Flughafen Bern befindet. Wenig verwunderlich äusserten sich die Behörden von Stadt- und Kanton Bern positiv zu den Plänen, die mit der von der Stimmbevölkerung abgesegneten Energiestrategie in Einklang stehen.