«Cockpit»: Generalmajor Jokinen, Finnland betrieb früher West- wie Ostmaterial. Sie selbst sind zu Beginn Ihrer Laufbahn noch die MiG-21bis geflogen. Wie waren Ihre Erfahrungen mit der Maschine?
Generalmajor Pasi Jokinen: Die MiG-21 hatte ein enges Cockpit, überladen mit vielen Schaltern und Anzeigen. Aerodynamisch war es aber ein grossartiges Flugzeug. Die kurze Reichweite, die simple Luft-Luft-Rakete R-60: das war der Stand Anfang der 1990er-Jahre. Das Flugzeug war physisch sehr klein, was es sehr schwierig machte, die Maschine im Luftkampf rechtzeitig zu entdecken.

Nun stehen auch der Finnischen Luftwaffe grosse Veränderungen bevor. Im Rahmen des HX-Programms sollen 64 neue Kampfflugzeuge beschafft werden. Wie ist der Stand des Evaluierungsprogramms? Welche Vorteile erwarten Sie – unabhängig von der bevorstehenden Typenentscheidung – von den evaluierten Mustern gegenüber der aktuellen F/A-18-Flotte?
Der Status des Programms ist solide, die Finanzierung steht (Anm. d. Red.: Das Jahresmilitärbudget in Finnland wurde um 54 % angehoben, die Gesamtkosten werden mit ca. 10 Mrd. Euro kalkuliert), am 30. April sind die finalen Angebote eingegangen. Nun analysieren Bewertungsteams der finnischen Streitkräfte die besten und endgültigen Vorschläge, die uns die Hersteller vorgelegt haben. Teams, die sich nur mit bestimmten Fähigkeitsbereichen bzw. Kriterien befassen, führen noch bis gegen Ende 2021 ihre Analysen und Bewertungen durch. Zu Präferenzen werde ich mich davor nicht äussern. Aber meine persönliche Erwartung ist schon, dass die Sensor- und Rechnerleistungen der neuen Plattform auf dem neusten Stand sein müssen. Angesichts der Sprünge der Technologiegenerationen, aber auch der in unserer Region wachsenden Bedrohungen müssen neue Kampfjets auch längerfristig ausreichend Entwicklungspotenzial bieten. Die Typenwahl hat schliesslich – wie auch in der Schweiz – langfristige Folgen, mit Auswirkungen und Effekten über die Luftwaffe hinaus. Die Auslieferung des neuen Musters soll ab etwa 2025 beginnen. 

Ist es wahrscheinlich, dass bis zur Operationsfähigkeit (IOC) der neuen Flotte gegen 2030 die F/A-18C/D noch ein Upgrade-Programm erfahren müssen?
Nein. Wegen des HX-Projekts ist kein zusätzliches Upgrade-Programm für die Hornets erforderlich. Wir haben an den Maschinen bereits zwei grosse Mid-Life-Aufwertungen durchgeführt. Primärwaffen, Avionik und Kommunikationssysteme sind auf dem neusten Stand. 2006 bis 2010, im Rahmen von MLU1, kamen AIM-9X-Lenkwaffen und ein Helmvisier hinzu. 2012 bis 2016 folgten dann die Luft-Boden-Präzisionswaffen Joint Direct Attack Munition (JDAM), die gleitende AGM-154 Joint Stand-Off Weapon (JSOW), die AGM-158A Joint Air-to-Surface Missile (JASSM) mit Eigenantrieb sowie der elektro-optische Litening-Zielbehälter. Wir haben somit eine Plattform für mehrere Missionsarten, welche Mehrrollenoperationen durchführen kann. Die Softwareentwicklung wird aber fortgesetzt, um die Betriebseffizienz der Hornets bis zur vollständigen Ausserdienststellung 2030 bzw. der vollständigen Inbetriebnahme des HX zu gewährleisten.

Vor etlichen Jahren übernahm die Ilmavoimat die ehemaligen Hawk Mk.66 der Schweizer Luftwaffe. Fliegen diese Maschinen noch? Und wie weit wurden diese in Finnland angeglichen?
Aber ja, das tun sie! Das Beschaffungs- und Upgrade-Programm der ex-Schweizer Hawks war sogar ein extrem erfolgreiches. Natürlich erwiesen sich unsere Vorkenntnisse mit einer sehr ähnlichen Plattform als -grosser Vorteil. Man hat alle 18 «Schweizer» zusammen mit 16 unserer älteren Mk.51-Modelle auf die gleiche Glas-Cockpit-Konfiguration aufgerüstet; heute umfasst unsere operationelle Hawk-Flotte 32 Stück. Die finnische Firma «Patria» – ein strategischer Partner der Finnischen Luftwaffe – war für das Upgrade verantwortlich. Das Unternehmen ist ausserdem in der Lage, Flugzeugsoftware weiterzuentwickeln.

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