«Für die europäischen Piloten, welche die Entwicklungen und Enthüllungen in den letzten Monaten aufmerksam verfolgt haben, ist es zutiefst beunruhigend, dass sowohl die FAA als auch Boeing über eine Wiederinbetriebnahme nachdenken, aber nicht über die vielen herausfordernden Fragen diskutieren, die sich aus der MAX-Designphilosophie ergeben.» Dies schreibt die European Cockpit Association (ECA) in einer heute veröffentlichten Mitteilung. Die ECA vertritt nach eigenen Angaben die gemeinsamen Interessen von Berufspiloten auf europäischer Ebene, strebt ein Höchstmass an Flugsicherheit an und fördert soziale Rechte und hochwertige Arbeitsplätze. 

Offene Fragen

Boeing müsse Klarheit über das Design und auch über die Philosophie, die dahinter steht, schaffen, sagt Jon Horne, Präsident des ECA. Viele Fragen seien laut ECA noch offen: «Aber wir, die Piloten, müssen Antworten haben, wenn wir unsere Flugzeuge sicher fliegen wollen. Unsere Liste der offenen Fragen wird von Tag zu Tag länger. Es liegt an Boeing und der FAA, endlich Verantwortung zu übernehmen und diesbezüglich transparent zu sein.»

Die jüngsten Ereignisse, darunter zwei tragische Unfälle, rücken kritische Mängel in den Mittelpunkt, die sich im System in Bezug auf Design, Zertifizierung, Regulierung und angemessene Ausbildung entwickelt haben. Die Tatsache, dass Hersteller und Behörden im Zertifizierungsprozesses schwer zu unterscheiden sind, sei äusserst beunruhigend, schreibt die ECA. «Boeing hat im Wesentlichen ein Flugzeug nach einer Wunschliste gebaut, das sich gut verkaufen lässt und attraktive Kraftstoff-, Kosten- und Leistungskennzahlen bei minimalem zusätzlichen Ausbildungsbedarf der Piloten erfüllt», sagt Jon Horne. Aber das Problem sei, dass es offenbar keinen unabhängigen Regulierer gab, der diese Angelegenheit aus sicherheitstechnischer Sicht gründlich untersuchte. Und er stellt unter anderem die Frage: «Gibt es ähnliche Treiber und Prozesse in anderen Flugzeugprogrammen mit ähnlichem Charakter?»

Auf die EASA verlassen

Die ECA werde sich bei der Prüfung und Erläuterung der Zertifizierung und der möglichen Inbetriebnahme der MAX auf die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) verlassen. Diese habe definiert, dass alle Konstruktionsänderungen durch Boeing von der EASA genehmigt werden müssen. Die Agentur soll eine zusätzliche unabhängige Designprüfung durchführen und die MAX-Flugbesatzungen angemessen ausgebildet werden. «Wir unterstützen die notwendigen Anforderungen der EASA voll und ganz», sagt Jon Horne. Die EASA müsse in der Lage sein, dem zu erwartenden Druck standzuhalten und eine unabhängige und gründliche Überprüfung durchzuführen. Das Wort der FAA über die Sicherheit der MAX reiche nicht aus.