Vorbehältlich kurzfristiger Änderungen ist der Start der Ariane V-Trägerrakete, welche das James Webb-Teleskop ins All katapultiert, ist am 25. Dezember 2021 zwischen 13.20 und 13.50 Uhr mitteleuropäischer Zeit vorgesehen. Der Start kann auf NASA TV live oder im Web TV der ESA mitverfolgt werden. 

Spezieller Moment für alle Beteiligten

Für zehntausende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zahlreicher Institutionen und Unternehmen wird dies ein besonders aufregender Weihnachtstag. Sie fiebern dem Start der Ariane V vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana entgegen. Darunter auch einige Schweizer. Etwa Thomas Zurbuchen, Wissenschaftsdirektor der NASA und Verantwortlicher für das Teleskop oder Daniel Neuenschwander, Direktor Raumtransport der ESA, der die Verantwortung für die Ariane 5 trägt. Die ESA war in Zusammenarbeit mit ihren Partnern für die Entwicklung und Qualifikation der Ariane-5-Anpassungen für die Webb-Mission verantwortlich.

Wissenschaftler wie Adrian Glauser vom Labor des Instituts für Teilchen- und Astrophysik der ETH Zürich sehen das Ergebnis ihrer Arbeit erst im Verlaufe der nächsten Monate wenn sich das Teleskop wunschgemäss entfaltet hat. Glauser hat einen Verschluss zum Schutz der Infrarot-Instrumente des Teleskops entwickelt.

Auch RUAG-Mitarbeitende werden sich für das Geschehen in Französisch Guyana interessieren, denn die Spitze der Ariane-5-Rakete besteht aus einer Nutzlastverkleidung von RUAG International, die am Unternehmensstandort in Emmen, Schweiz, hergestellt wird. Das Unternehmen hat auch die Antenne für die Datenübertragung zur Erde, die Bodenausrüstung und drei Mechanismen für zwei der vier wissenschaftlichen Instrumente des Teleskops entwickelt.

Grosse Erwartungen an die Mission

Die Mission ist das bislang teuerste unbemannte Raumfahrt-Projekt. Es ist der Höhepunkt jahrzehntelanger sorgfältiger Planung und internationaler Zusammenarbeit zwischen ESA, NASA und der kanadischen Weltraumbehörde. Webb wird das grösste und leistungsstärkste Teleskop sein, das bisher ins All geschossen wurde. Es ist das nächste grosse Observatorium für die Weltraumforschung nach dem Hubble-Teleskop. Es soll Antworten auf die wichtigsten Fragen über das Universum liefern und bahnbrechende Entdeckungen in allen Bereichen der Astronomie machen. Im Rahmen des internationalen Kooperationsabkommens stellt die ESA den Start des Teleskops mit der Trägerrakete Ariane 5 sicher.

Beschränkte Lebensdauer

Das James-Webb-Weltraumteleskop wird sich nicht wie das Hubble-Weltraumteleskop in einer Umlaufbahn um die Erde befinden, sondern es wird die Sonne in einer Entfernung von 1,5 Millionen Kilometern von der Erde am so genannten zweiten Lagrange-Punkt (L2) umkreisen. Das Besondere an dieser Umlaufbahn ist, dass das Teleskop auf seiner Reise um die Sonne in einer Linie mit der Erde bleibt. Dadurch kann der grosse Sonnenschutzschild des Satelliten das Teleskop vor dem Licht und der Hitze der Sonne und der Erde (und des Mondes) schützen.

Webb ist auf eine Lebensdauer von mindestens fünfeinhalb Jahren nach dem Start ausgelegt, wobei eine Lebensdauer von mehr als 10 Jahren angestrebt wird. Die Lebensdauer wird letztlich durch die Treibstoffmenge begrenzt, die für die Aufrechterhaltung der Umlaufbahn verbraucht wird, sowie durch das ordnungsgemässe Funktionieren des Raumfahrzeugs und der Instrumente in der Umlaufbahn. Webb wird Treibstoff für eine Lebensdauer von 10 Jahren (mit Spielraum) mitführen; im Rahmen des Projekts werden Mission Assurance-Tests des Flugsystems durchgeführt, um fünf Jahre wissenschaftlichen Betrieb zu garantieren, beginnend mit dem Ende der Inbetriebnahmephase sechs Monate nach dem Start.