Kürzlich wurde in Norddeutschland die erste Anlage weltweit in Betrieb genommen, die industriell synthetisches Kerson produziert. Damit ist das E-Kerosin CO₂-neutral und hat keine weiteren negativen Umwelteffekte. Lieferant der Anlage in Werlte im Emsland ist Siemens. Zu den ersten Kunden gehört die Lufthansa.

Erneuerbares Rohöl

Die neuartige Anlage produziert Kerosin synthetisch mit Hilfe von Wasser und den aus den Windkraftanlagen produzierten Strom aus dem näheren Umland. Zudem werden Abfall-CO2 aus Lebensmittelresten einer Biogasanlage sowie CO2 aus der Umgebungsluft verwendet. Den Regelbetrieb plant Atmosfair ab dem ersten Quartal 2022. Atmosfair ist eine gemeinnützige Organisation aus Berlin, die Klimaschutzprojekte fördert und betreibt.

Der effizienteste Herstellungspfad für E-Fuel ist der Power-to-Liquid (PtL) Prozess. Dabei wandeln Elektrolyseure zunächst CO2, Wasserdampf und Strom aus erneuerbaren Energien in grünes Synthesegas, eine Mischung aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid. In der anschliessenden Fischer-Tropsch-Synthese wird das Synthesegas zu einem synthetischen Rohöl weiterverarbeitet. Dieses «erneuerbare Rohöl» wird in Raffinerien zu verschiedenen synthetischen Kraftstoffen (E-Fuel), wie Kerosin, Diesel und Benzin veredelt.

Chance für mehr Klimaschutz in der Luftfahrt

Die Produktionskapazität soll nach dem Erreichen des Regelbetriebs ab 2022 bei einer Tonne Rohkerosin pro Tag liegen. Das in Werlte gewonnene Rohkerosin wird anschliessend in die Raffinerie Heide im Süden Hamburgs gebracht und dort veredelt.

Erster Kunde ist die Lufthansa über den Airport Hamburg. Für die Luftfahrtbranche könnte diese neue Art der Herstellung eine Chance für mehr Klimaschutz darstellen. Für Deutschland und Partner biete die Technologie wirtschaftliche Chancen, erklärt Bundesumweltministerin Svenja Schulze: «Deutschland ist führend im Anlagenbau, andere Länder haben viel Wind und Sonne. Wenn wir jetzt zeigen, dass diese Technologie funktioniert, schafft das auch neue Exportchancen für den Anlagenbau», so die Ministerin, welche die Anlage einweihte.