Eine Mensch-Maschine-Schnittstelle mit Touchscreen, die es Piloten ermöglicht, einem Schwarm von Drohnen – oder Remote Carriern, wie sie im Militär genannt werden – Aufgaben zuzuweisen. Ein Augmented-Reality-System, das Informationen wie Aufklärungs- und andere Missionsdaten sowie den Status der Remote Carrier anzeigt, ist über eine «Combat Cloud» mit dem Jet verbunden.   

Nachfolger für bestehende Kampfflugzeuge

Was heute noch nach Science-Fiction klingt, soll 2040 Realität sein. Solche Technologien werden im Future Combat Air System, kurz FCAS, zum Einsatz kommen. Dieses soll in Frankreich, Deutschland und Spanien bestehende Kampfflugzeuge wie den Eurofighter oder die Rafale nach und nach ersetzen. Im Mittelpunkt des FCAS steht ein zentrales Waffensystem der nächsten Generation (Next Generation Weapon System, NGWS). In diesem «System der Systeme» wird ein Kampfflugzeug der neuen Generation (NGF) mit ferngesteuerten Trägern (RC) zusammenarbeiten und über eine Datenverbindung und eine Missionsdienstwolke mit anderen Systemen im Weltraum, in der Luft, am Boden, auf See und im Cyberspace verbunden sein. 

Virtuelle Missionen

Karl, ein ehemaliger Waffensystemoffizier der deutschen Luftwaffe, ist Teil eines deutsch-französisch-spanischen Teams bei Airbus, das im FCAS-Prototyping-Labor (FPL) des Unternehmens in Manching bei München testet, wie das alles funktioniert. Karl sitzt dabei nicht in einem echten Jet, sondern fliegt virtuelle Missionen in einem Simulator. «Wir forschen und arbeiten an Lösungen, die es noch nicht gibt, die aber in Zukunft gebraucht werden», erklärt er. «Durch diese virtuellen Einsätze sammeln wir praktische Erfahrungen, die uns dabei helfen, neue Technologien und Konzepte zu verfeinern und zu bewerten sowie ihre technische, betriebliche und integrative Eignung zu ermitteln», fügt Johannes Horn, Chief Engineer FCAS Simulation and Virtualization, hinzu. «Dies ermöglicht es uns schliesslich, die besten Lösungen in das Design und die Entwicklung des FCAS zu integrieren.»

Erster Demonstrator soll 2028 abheben

Die Uhr tickt, und die Demonstratorphase 1B ist in vollem Gange: Bis 2025 werden die FCAS-Flugdemonstratoren weiterentwickelt. In der Demo-Phase 2 werden sie zum ersten Mal abheben: der Remote Carrier Demonstrator im Jahr 2028 und der New Generation Fighter Demonstrator im Jahr 2029. Die Produktionsphase soll in den 2030er-Jahren beginnen.

Jobs für Technik-Genies 

Einschliesslich des FPL-Teams arbeiten bei Airbus derzeit 250 Personen am FCAS, bis Ende 2023 sollen es 800 sein. «Wir wollen die neuen Stellen sowohl mit internen als auch mit externen Bewerbern besetzen», sagt Bruno Fichefeux, Leiter des FCAS-Programms bei Airbus, und fügt hinzu, dass 80 Prozent von ihnen in der Technik arbeiten werden. Die Arbeit am FCAS ist sowohl für erfahrene als auch für neue Talente lohnend, so Fichefeux: «Schliesslich bekommt man nicht allzu oft die Gelegenheit, an dem wichtigsten europäischen Verteidigungsprojekt der nächsten Jahrzehnte mitzuarbeiten.»

Arbeitsbereiche in Deutschland, Spanien und Frankreich

Auf Seiten von Airbus wird dies vor allem in vier Plateaus oder integrierten Arbeitsbereichen geschehen: in Manching, wo der Schwerpunkt auf dem New Generation Fighter, Remote Carriers und Stealth-Technologien liegt; in Getafe bei Madrid, wo am New Generation Fighter und Stealth-Technologien gearbeitet wird; in Friedrichshafen am Bodensee, wo an der Combat Cloud und Remote Carriers gearbeitet wird; und in Elancourt bei Paris, wo Teams am Gesamtsystem und der Combat Cloud arbeiten. 

«Es gibt noch kein System, das alle Anforderungen erfüllt»

Aber warum braucht Europa dafür ein eigenes System, warum kann man nicht einfach ein bestehendes System kaufen, zum Beispiel in den Vereinigten Staaten? «Erstens gibt es noch kein System, das alle Anforderungen erfüllt», erklärt Fichefeux. Zweitens geht es um nichts Geringeres als die europäische Autonomie: «Unsere Luftstreitkräfte müssen in der Lage sein, dort zu operieren, wo und wann sie es für strategisch wichtig halten, ohne Blackboxen dazwischen. Diese Fähigkeit nicht zu haben, wäre ein enormer Verlust an Souveränität».

Arbeiten an den Anforderungen der Zukunft

Zurück im FPL, in ihren Touchscreen-Simulatoren mit virtuellen Head-up-Display-Cockpits, sind Karl und seine Kollegen dabei, ein gegnerisches bodengestütztes Luftabwehrsystem auszuschalten, das von unbemannten Einheiten und intelligenten Algorithmen unterstützt wird. Sie fliegen die Mission nicht allein, sondern im Team mit Kollegen in anderen Simulatoren im FCAS-Labor und am spanischen Airbus-Standort in Getafe bei Madrid, die alle miteinander vernetzt sind.