Nach dem definitiven Grounding von SkyWork Airlines im Jahr 2018 hatte der Verwaltungsrat der Flughafen Bern AG im Herbst 2019 entschieden, am öffentlichen Verkehr (Linie und Charter) festzuhalten und das Projekt einer virtuellen Airline voranzutreiben. Der Erfolg des Crowdfunding und die Buchungszahlen zu Jahresbeginn stimmten zuversichtlich, dass der Flughafen 2020 ein neues Fundament für die künftige Entwicklung legen und den Turnaround schaffen würde – doch dann kam Covid.

Flughafen blieb jederzeit geöffnet

«Die Pläne mussten seit Ausbruch der Pandemie laufend den sich ändernden Rahmenbedingungen und Restriktionen angepasst werden. Es galt, die Kosten zu reduzieren und die Investitionen auf die dringlichsten Vorhaben zu limitieren», zieht die Flughafen Bern AG in einer Medienmitteilung Bilanz. Der Flughafen blieb jederzeit geöffnet, wobei die Öffnungszeiten und die Feuerwehrdienste den veränderten Rahmenbedingungen und Bedürfnissen flexibel angepasst wurden.

Aufgrund der freiwilligen Abgänge konnte der Personalbestand ohne Kündigungen von 51 auf 41 Vollzeitstellenäquivalent reduziert und die entstandenen Vakanzen mit den bestehenden Mitarbeitenden kompensiert werden.

«Es gab auch verschiedene Lichtblicke in diesen schwierigen Zeiten. Die Pilotenausbildung auf Flächenflugzeugen und Helikoptern erfreute sich einer sehr guten Nachfrage und bescherte dem Flughafen Tage mit Rekordwerten an Flugbewegungen», schreibt die Flughafen Bern AG weiter.

flyBAIR: Flugpause im 2021

Der Erstflug von flyBAIR nach Palma de Mallorca am 18. Juli 2020 sowie die Flüge nach Griechenland im Herbst bezeichnet die Flughafen Bern AG als Highlight des Jahres 2020. «Es ist uns gelungen, in einer der grössten Krisen überhaupt, ein neues Produkt zu lancieren und dafür von der Kundschaft, den Medien und der Fachwelt viel Anerkennung zu ernten.» Aufgrund des weiterhin unsicheren Marktumfeldes werden die Flüge im 2021 jedoch ausgesetzt.

Neben den Aktivitäten rund ums Fluggeschäft wurde die Immobilienentwicklung den veränderten Rahmenbedingungen angepasst und die Planung von zwei Hangarprojekten auf der Nordseite mit Flughafenpartnern vorangetrieben.

Rücktritt des Verwaltungsratspräsidenten

Beat Brechbühl wurde an der Generalversammlung 2004 in den Verwaltungsrat der damaligen Alpar Flug- und Flugplatzgesellschaft AG gewählt. Seitdem war er anfänglich als Verwaltungsrat, danach als Vizepräsident und seit 2013 als Verwaltungsratspräsident tätig.

Mehrfach musste die Strategie der Flughafen Bern AG in den vergangenen 17 Jahren aufgrund von Turbulenzen oder veränderten Rahmenbedingungen neu ausgerichtet werden. Dabei habe Beat Brechbühl stets mit Kampfgeist und visionärer Denkweise überzeugt, schreibt die Flughafen Bern AG in einer Mitteilung. «Zuletzt legte er damit den Grundstein für eine zukunftsorientierte Mobilitätsplattform und kann nun die Flughafen Bern AG mit gesicherter Liquidität in die Hände seines Nachfolgers übergeben.»

Dank Vorsorge in guten Zeiten mit einer starken Eigenkapitalbasis und den einschneidenden und rasch ergriffenen Massnahmen stellt Beat Brechbühl mit Genugtuung fest: «Wir können «turbulences». Und wir sind bereit für die Zukunft. Denn wie auch immer diese aussehen wird, die Flughafen Bern AG und das Flughafen­ Team sind so aufgestellt, dass sie sich flexibel anpassen können.»

Beat Brechbühl hinterlässt nach seiner langen Wirkungszeit eine zweckmässige, den Ressourcen angepasste Flughafeninfrastruktur. In der Schublade liegen bewilligte Entwicklungspläne bereit, für die er sich mit viel Herzblut bei der Politik, in der Öffentlichkeit und bei privaten Investoren erfolgreich eingesetzt hat.

Mutationen im Verwaltungsrat

Der Verwaltungsrat beantragt der Generalversammlung die Wahl von Urs Ryf für den Rest der Amtsdauer von einem Jahr. Vorbehältlich der Wahl wird er zukünftig als Delegierter des Verwaltungsrates amten.

Alexandre Schmidt, Verwaltungsrat der Flughafen Bern AG, wird per 5. Mai 2021 das Präsidium übernehmen. Als ehemaliger Gemeinderat und Finanzdirektor der Stadt Bern sowie als persönlicher Mitarbeiter von zwei Bundesräten ist er erprobt in Fragen der strategischen Positionierung, erfahren im Umgang mit Behörden und Kommunikation und verfügt über ein wichtiges Netzwerk. Alexandre Schmidt ist derzeit Leiter Wirtschaft und Politik beim TCS und wird ab August 2021 Vorsitzender der Geschäftsleitung der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern AG.

Andrea Wucher, Verwaltungsrätin der Flughafen Bern AG, wurde von der Generalversammlung der flyBAIR AG am 25.März 2021 in den Verwaltungsrat gewählt. Sie übernimmt das Amt des krankheitshalber zurücktretenden Präsidenten Urs Sieber. Mit Andrea Wucher als Vertreterin des Flughafens ist die Weiterentwicklung und Kontinuität von flyBAIR sichergestellt.

«Verlässliche Prognosen sind unmöglich»

Aufgrund des weiterhin unsicheren Marktumfeldes und der fehlenden Planungssicherheit sei eine Prognose zur Verkehrsentwicklung zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich, schreibt die Flughafen Bern AG. Diese Unsicherheit bleibe momentan die grösste Herausforderung für die Organisation, sowohl finanziell als auch organisatorisch. Die diversen Reiserestriktionen hinterliessen in den ersten drei Monaten im laufenden Geschäftsjahr ihre Spuren bei den wichtigsten Erträgen aus dem Flugverkehr. Die Ertragseinbrüche konnten nur teilweise mit Einsparungen im Personaleinsatz kompensiert werden.

«Selbst in diesen Corona-Zeiten stellen wir eine Nachfrage für Flüge ab Bern fest. Dies stimmt uns zuversichtlich, dass auch nach der Krise ein Bedürfnis für Ferienreisen ab Bern bestehen wird. Darauf gilt es sich auszurichten und mittels laufender Optimierung der Prozesse die nachgefragten Leistungen weiterhin mit hoher Professionalität zu erbringen und die Kompetenzen aufrechtzuerhalten, um für die Zeit nach der Pandemie bereit zu sein.» Für Urs Ryf gilt: «Bewahre den Flughafen-Spirit und verliere nicht den Mut. Der Flughafen Bern wird auch diese Krise überstehen und in gewissen Bereichen sogar gestärkt daraus hervorgehen.»