Nach dem definitiven Grounding von SkyWork Airlines im Jahr 2018 startete das Geschäftsjahr 2019 unter äusserst schwierigen Rahmenbedingungen. Die Flughafen Bern AG war gezwungen, den Personalbestand zu reduzieren und in allen Bereichen Sparmassnahmen umzusetzen. Das Streckennetz reduzierte sich im Sommer 2019 auf fünf Destinationen.

Trotz Verlust und Krise vom Standort überzeugt

Insgesamt sind im Jahr 2019 35‘787 Passagiere ab/nach Bern geflogen, was einem Rückgang von 76% entspricht. Zeitgleich ist die Anzahl der Flugbewegungen um 7.4% zurückgegangen. Dementsprechend betrug der Jahresverlust 2019 rund CHF 1.5 Mio.

Weil die Passagierzahlen der letzten Jahre zeigten, dass eine respektable Nachfrage an Linien­ und Charterflügen von und nach Bern besteht, aber trotz intensiven Bemühungen keine neue Airline gefunden werden konnte, die bereit war, Flüge von und nach Bern auf eigenes Risiko anzubieten, entschied der Verwaltungsrat Ende August 2019, das Projekt einer eigenen virtuellen Airline voranzutreiben und am Publikumsverkehr festzuhalten. Die Ankündigung von flyBAIR, als innovative und unternehmerische Lösung für Ferienflüge ab Sommer 2020 fand eine breite Unterstützung bei der Bevölkerung.

Die Voraussetzungen für einen Neustart waren Ende 2019 gegeben. Ein auf die Bedürfnisse der Bevölkerung ausgerichtetes Sommercharterangebot wurde rasch mit sehr guten Buchungszahlen belohnt. Leider hat sich diese Situation mit Beginn der Pandemie drastisch verändert. Dennoch sind wir überzeugt, dass zukünftig ein nachhaltiger Publikumsverkehr ab unserem Flughafen möglich ist und mit flyBAIR der Grundstein dazu geschaffen wurde.

Verlust von 1,5 Millionen Franken kann verkraftet werden

Die ordentliche Generalversammlung der FBAG stimmte allen Anträgen des Verwaltungsrats mit über 90% der Stimmen zu und wählte Andrea Wucher, Dr. Sebastian Friess und Alexandre Schmidt neu in den Verwaltungsrat. Der Jahresverlust von rund CHF 1.5 Mio. wurde auf die neue Rechnung vorgetragen und kann, dank einer sehr guten Eigenkapitalbasis, die in den letzten Jahren gebildet wurde, verkraftet werden.

Die Herren Urs Sieber (Vizepräsident), Charles Riesen (Delegierter), Thomas Kern und Jobst Wagner traten per Generalversammlung aus dem Verwaltungsrat zurück. Charles Riesen wurde mit Blick auf seine grossen und langjährigen Verdienste vom Verwaltungsrat zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Der langjährige COO Heinz Kafader hat beschlossen, per Ende 2020 seine Pensionierung um einige Monate vorzuziehen. Die Position wird vorerst nicht besetzt und durch den Geschäftsführer Urs Ryf ab 1. Dezember 2020 in Personalunion übernommen.

Ausblick

Die Auswirkungen der Krise rund um das Coronavirus führen seit Mitte März zu drastischen Ertragseinbussen für die Flughafen Bern AG. «Es wurden umgehend Liquiditätssicherungs- und Kostensenkungsmassnahmen geprüft und umgesetzt, Kurzarbeit eingeführt und die Investitionstätigkeit auf ein Minimum reduziert. Damit kann das Überleben in der andauernden Krise gesichert werden», schreibt die Flughafen Bern AG in einer Mitteilung..

Der Verwaltungsrat hat zudem verschiedene strategische Optionen mit und ohne Publikumsverkehr geprüft. «Die Mehrjahressimulationen zeigen, dass der Betrieb des Flughafens Bern in allen strategischen Szenarien sichergestellt und die Bedürfnisse der lokalen Partner, insbesondere des Bundes und der Rega erfüllt werden können. Dies bedingt jedoch in allen Szenarien Gebührenerhöhungen für grössere Flugzeugtypen und eine – je nach Szenario grössere oder kleinere – erneute Reduktion des Personalbestandes», so der Verwaltungsrat.

Die Flughafen Bern AG beschäftigt gegenwärtig rund 90 Mitarbeitende, verteilt auf 51 Vollzeitstellen. Momentan sei von einer moderaten Reduktion des Personalbestandes in den kommenden Monaten auszugehen.

Alle Optionen für Fortbestand werden offen gehalten

Angesichts der aktuell grossen Unsicherheit bezüglich der weiteren Marktentwicklungen sowie der Tatsache, dass das Überleben in der Krise sichergestellt werden kann, habe sich der Verwaltungsrat gegen einen sofortigen Strategieentscheid (Publikumsverkehr vs. Business Aviation) entschieden. Vielmehr habe er Massnahmen getroffen, um alle Optionen des Weiterbestehens offen zu halten und zu einem späteren Zeitpunkt zeitnah auf die entsprechenden Marktbedürfnisse reagieren zu können.

Unter der Annahme, dass sich die Nachfrage nach Flugreisen im Herbst 2020 und im kommenden Jahr erholen sollte, wird sich der Flughafen vorerst auf das Geschäftsmodell mit saisonalem Publikumsverkehr fokussieren.

Im Sommer 2020 waren Direktflüge zu 9 Destinationen geplant: Calvi, Jerez, Kos, Kreta, Menorca, Olbia, Palma, Preveza und Rhodos. Aufgrund der Coronakrise musste der Start des Sommerflugplans auf den Mitte Juli 2020 verschoben und die Destinationen Calvi und Olbia aus dem Flugplan gestrichen werden. Zunächst wird Mallorca 2-mal wöchentlich angeflogen. Die anderen Destinationen folgen ab Mitte August und Anfang September.