Auf dem Trainersektor für die US Air Force wurde lange gerungen. Die in die Jahre gekommenen Flugzeuge vom Typ T-38, die 1961 in den Dienst gestellt wurden, sollen ab 2023 nach und nach ausgemustert werden sowie die ersten T-7A Red Hawk aus den Hallen rollen. Zum Auftrag gehören ausserdem 46 Simulatoren. 

Vom Trainer auf die F-35

Die endgültige Ausschreibung dazu erfolgte erst 2015. Von Anfang an zeichneten sich internationale Kooperationen ab, die angesichts des knapp 10 Milliarden teuren Anschaffungsvolumens als Cost- und Risksharing-Vorhaben deklariert wurden. Das waren neben bekannten amerikanischen Unternehmen auch mögliche Partner in Südkorea und Italien.

Das als Überschalltrainer ausgelegte Flugzeug soll Flugschüler, die vom T6-Texan-Turboproptrainer kommen, direkt auf die Muster F-22 und F-35 mit den High-Tech-Operationen wie datalink Nutzung, Präzisionswaffen Beschäftigung, den Betrieb von Sensoren und optische Geräte in das digitale Simulator-schwere Trainingsprogramm der USAF einführen.

Rückblende – Die Vorgänger-Trainer der USAF

Mit den damals 432 Flugzeugen des Typs T-38 von Northrop war ein Flugzeugtyp beschafft worden, der sich als ideal für das Training der späteren Einsatzflugzeuge erwies. Ganze 756'000 Dollar kostete der T-38 Talon 1961, dem Jahr der Erstbeschaffung. Mehrfach wurde das System nachgerüstet und den gestiegenen Anforderungen für das Pilotentraining für die immer anspruchsvolleren Kampfflugzeuge angepasst. 

Neben dem T-38 gab es noch den Cessna T-37 Tweet, den ersten Side-by-side Jettrainer der Air Force, der den Anforderungen seit seiner Einführung in den fünfziger Jahren in jüngerer Zeit nicht mehr genügte und 2009 ganz ausgemustert wurde. Die Ausmusterung des veralteten Jettrainers, weil seinerzeit die Forderung nach einem Tandem-Zweisitzer immer stärker wurde, war nachvollziehbar, glaubte man doch ursprünglich auch Transport- und Bomberpiloten damit parallel ausbilden zu können. Selbst eine stärkere Motorisierung, nebst verbessertem Cockpit in einer B-Version galt als zeitlich überholt.

Die Beschaffung des Trainers Hawker Beechcraft T-6A Texan II 2003 war so der entscheidende Schritt dazu. Das auf den Turboprop Trainer Pilatus PC-9 aufbauende Konzept wies nicht nur jetähnliches Flugverhalten, sondern eine ganze Reihe von Features auf, die weder der veraltete Kolbentrainer T-34 noch der Jettrainer T-37 Tweet erfüllen konnten. Zwar wurde bei der Konstruktion des T-6A der PC-9 zugrunde gelegt, doch ergaben sich durch zahlreiche Extras auch eine um 22 % höhere Abflugmasse und damit auch der Bedarf einer stärkeren Turbine mit 1 100 hp. Trotz der hohen Kosten zwischen vier und sechs Millionen Dollar pro Flugzeug wurden inzwischen über 850 Maschinen von den US-Forces bestellt und geliefert. 446 allein davon für die Air Force, die dieses Flugzeug seit 2009 einsetzt, nachdem die letzten der ursprünglich 450 T-34A Mentor ausgesondert waren.

Sehr kurze Entwicklungszeit

Erstaunlich ist beim Boeing-Saab T-X-Programm, dass es gelang, das Projekt innerhalb von drei Jahren auf die Beine zu stellen, was bei so einem komplexen System als ausserordentlich kurz gilt, rechnet man doch normalerweise bei Programmen dieser Grösse sechs bis acht Jahre Entwicklungszeit.

Im Herbst 2018 erfolgte schliesslich die Auftragsvergabe an das amerikanisch-schwedische Konsortium Boeing-Saab, nachdem der erste Prototyp schon zwei Jahre zuvor in die Luft kam. 18 Monate nach Gewinn der Ausschreibung begannen nun die Vorbereitungen in St.Louis, Missouri für die Endmontage, wo früher der Phantom gefertigt wurde.

Auslieferung nicht vor 2023

Der Wert des Gesamtauftrags umfasst 9,2 Milliarden US-Dollar, wobei die ersten sieben hinteren Rumpfsektionen noch im Linköpinger Werk in Schweden gefertigt werden. Saab wird dann aber in einem eigenen Werk in West Lafayette/Indiana die weiteren 344 der insgesamt 351 Sektionen fertigen und nach St. Louis zur Endmontage liefern. Die ersten Maschinen dürften allerdings nicht vor 2023 an die USAF ausgeliefert werden.

Die zwei der Prototypen mit einer roten Sonderlackierung wurden nun anlässlich des eigentlichen Programmstarts noch einmal präsentiert.