Die ESA-Astronauten Alexander Gerst, Matthias Maurer, Samantha Cristoforetti und Thomas Pesquet nahmen an einem dreiwöchigen Ausbildungsprogramm im Internationalen Helikopter-Ausbildungszentrum in Bückeburg teil. Der Kurs umfasste eine Woche Simulatorunterricht, gefolgt von zwei Wochen praktischem Flugtraining in EC135-Hubschraubern, wobei die Einsätze über Mitteldeutschland und in bergigem Gelände in den deutschen Alpen durchgeführt wurden. Gerst und Maurer begannen den Kurs Mitte September, Cristoforetti und Pesquet stiessen Anfang Oktober hinzu. Die Gruppe hat ihre Ausbildung am 17. Oktober abgeschlossen.

Heliübung spiegelt Landemanöver

Die Hubschrauberausbildung bietet ein realistisches Analogon für die Dynamik von Planetenlandungen und erfordert Fähigkeiten wie senkrechtes Starten und Landen, geländebasierte Entscheidungsfindung sowie ein hohes Mass an Koordination und Situationsbewusstsein. Diese Fähigkeiten sind für zukünftige bemannte Raumfahrtmissionen unerlässlich, darunter Mondlandungen, bei denen Astronauten mit einem bemannten Landesystem auf die Oberfläche hinabsteigen und später wieder in den Orbit zurückkehren. Helikopterübungen spiegeln diese Missionsphasen genau wider und helfen den Astronauten, sich in Umgebungen, die Präzision und Anpassungsfähigkeit erfordern, Kompetenz anzueignen.

Training in den deutschen Alpen

«Die Weltraumforschung ist eines der ehrgeizigsten Vorhaben Europas, und diese Zusammenarbeit mit der Bundeswehr ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie die ESA ihre Astronauten auf die Realitäten der Mondforschung vorbereitet. Mit Projekten wie Argonaut, unserem Terrae Novae-Programm und diesem praktischen Training bauen wir die Fähigkeiten und die Bereitschaft auf, um Europa und unsere Astronauten an der Spitze zukünftiger Weltraumforschungsmissionen zu halten», sagt Daniel Neuenschwander, ESA-Direktor für bemannte und robotergestützte Exploration.

Für weitere Ausbildung in den USA qualifiziert

Das Programm drückt das Engagement der ESA für internationale Zusammenarbeit und die Vorbereitung der Astronauten auf zukünftige Operationen auf der Mondoberfläche aus. Mit Abschluss dieser Ausbildung sind die ESA-Astronauten auch für eine Fortgeschrittenenausbildung im Hubschrauberfliegen in den USA qualifiziert. Alle ESA-Astronauten müssen im Rahmen einer umfassenderen Initiative, die darauf abzielt, europäische Besatzungen mit den für Operationen auf der Mondoberfläche erforderlichen Fähigkeiten auszustatten, eine ähnliche Ausbildung absolvieren. «Wir haben von der Bundeswehr eine sehr intensive Helikopterausbildung erhalten, deren Schwerpunkt auf anspruchsvollen Anflügen und Landungen in schwierigem Gelände lag. Es war faszinierend, innerhalb von nur drei Wochen ein Leistungsniveau zu erreichen, das es uns ermöglichte, auf den eisigen Graten der deutschen Alpen zu landen, was das hohe Qualifikationsniveau unserer Ausbilder der Bundeswehr unterstreicht. Die Nutzung ihres Fachwissens ist für unsere zukünftigen Schritte in der Mondforschung von entscheidender Bedeutung», sagt Alexander Gerst.

Vom Starrflügler zum Drehflügler

Thomas Pesquet ist es gewohnt, Starrflügler zu fliegen. «Das Fliegen mit Helikoptern erfordert ein ganz neues Mass an Präzision und räumlichem Bewusstsein – insbesondere in beengten oder unebenen Geländen. Es ist eine hervorragende Analogie für zukünftige Mondmissionen», sagt er. «In der LUNA-Anlage der ESA simulieren wir detailliert die Operationen auf der Mondoberfläche, sobald wir dort angekommen sind. Aber zuerst müssen wir dorthin gelangen. Nichts kann die Komplexität des vertikalen Flugs in der realen Welt ersetzen», sagt Matthias Maurer und Samantha Cristoforetti ergänzt: «Es ist toll, wieder einmal zu sehen, wie militärisches Luftfahrt-Know-how die Weltraumforschung unterstützen kann.»