Historisch verankert nimmt Irland eine «neutrale» Haltung auf der internationalen Bühne ein. Diese Position spiegelte sich erstmals in der Beteiligung des Staates an den Friedenstruppen der Vereinten Nationen während der Kongokrise 1960 wieder. Doch obwohl eine solche strategische Doktrin in Europa nicht einzigartig ist, haben andere Länder, die für ihre Neutralität bekannt sind wie etwa die Schweiz oder Belgien, eigene Mittel, um ihre Position durchzusetzen.

Neutralität heisst grosse Verantwortung

Derzeit ist die Republik Irland auf das Vereinigte Königreich angewiesen, das die Souveränität des irischen Luftraums durch einen bilateralen Pakt schützt. Das Irish Air Corps verfügt seit 1998 über keine Kampfjets mehr, nachdem die «Light Strike Squadron», die auf dem französischen Fouga CM170 Magister operierte, aufgelöst wurde. Es fehlt auch ein nationales Radarsystem. Beide Kapazitätslücken machen Irland «wahrscheinlich zum verwundbarsten» Staat in Europa, wie General Ralph James, der früher für das Irish Air Corps verantwortlich war, während des irischen Sicherheitsgipfels 2020 erklärte. Für James reicht es nicht aus, die «grosse Flagge der Neutralität» zu schwenken, weil Irland in der Lage sein muss, seine Lufträume bei einem Konflikt zu schützen.

Eine zeitgenössische Notwendigkeit

Die Souveränität des irischen Luftraums wird indes zunehmend untergraben. Erst im März 2020 sind russische Tu-142 Bear- und Tu-160-Blackjack-Bomber den Luftraum über den Gewässern westlich von Irland eingeflogen und haben die englischen RAF-Typhoons zu einer Abfangaktion gezwungen.

Um der zunehmenden Bedrohung seiner Souveränität zu begegnen, erklärte das irische Verteidigungsministerium, es prüfe eine mögliche Anschaffung eines «Luftkampf-Abfangjägers» sowie eines «primären Radarsystems» im Rahmen eines fünfjährigen Investitionsprogramm für seine Streitkräfte mit dem Titel «Equipment Development Plan».

Bei der Bewertung würden die Anforderungen berücksichtigt, die an Abfangjäger und deren militärischen Fähigkeiten gestellt werden, sagte ein Sprecher des Ministeriums gegenüber der Irish Times. General Ralph James schätzt, dass Irland mindestens 16 Kampfflugzeuge kaufen müsste. Zusammen mit der Ausbildung von genügend Piloten, die rund um die Uhr einsatzbereit sein müssen, wird das Programm schätzungsweise eine Milliarde Euro kosten.