In allen Bereichen der Helikopterfliegerei kommt es zu Aussenlandungen, sei es im VIP-Bereich oder für HEMS-Einsätze. Die enorme Flexibilität eines Helikopters, was landen und starten anbelangt, ist vor allem für Rettungseinsätze sehr wertvoll. Landungen ausserhalb eines Flugplatzes werden in der Schweiz durch die Aussenlandeverordnung (AuLaV) geregelt. 

Hilfe möglichst nah zum Patienten bringen

Rettungseinsätze sind immer Aussenlandungen. Dafür gibt es zwei Szenarien: Entweder ist bereits eine Bodenambulanz, die Polizei oder die Feuerwehr vor Ort und weist den Piloten ein oder der Rettungshelikopter ist das ersteintreffende Rettungsmittel und die Crew sucht selber den besten Landeort. Ist eine Helikoptercrew das erste Rettungsmittel an einem Einsatzort, wird sie immer versuchen, so nah wie möglich beim Patienten zu landen. Dies kann mitten in einem Dorf sein, auf einer Strassenkreuzung oder auf einem Feldweg. Bei einer solchen Landung ist es wichtig, mögliche Gefahren rechtzeitig zu antizipieren. Unterstützt wird der Pilot vom HEMS-Crewmember und zusätzlich vom immer mitfliegenden Notarzt. 

Landerisiken aus der Luft abschätzen

Der Helikopter darf beim Landen weder etwas touchieren noch durch seinen Downwash Gegenstände umherwirbeln. Es gilt also auf Stromleitungen, nicht befestigtes Umgebungsmaterial, aber auch auf Menschen zu achten. Bei einer Landung auf Strassen können Strassenlaternen oder Autos ein grosses Kollisionsrisiko darstellen. Nicht nur blockiert ein auf einer Autobahn gelandeter Rettungshelikopter den Verkehr, er erhöht auch das Risiko für Folgeunfälle, wenn Autofahrende auf der Gegenseite beispielsweise dem Helikopter nachschauen und die Bremslichter des vorausfahrenden Fahrzeugs übersehen.

Die Perspektiven von oben und von unten unterscheiden sich

Ist der Helikopter das zweiteintreffende Rettungsmittel, unterstützen meist die Partner am Boden die Landung, indem sie den Piloten einweisen. Doch von unten sieht die Welt jeweils anders aus als von oben. So gibt es bei diesem Szenario nicht selten einen Anflugabbruch und der Pilot muss durchstarten. Obschon wir als Rettungshelikopterpiloten viel Erfahrung haben, geht es uns oft genauso: Sind wir gelandet, sehen auch wir, dass ein Landeplatz von unten oft viel kleiner wirkt, als es von oben schien. Eine Crew am Boden hat auch keine Sonnenstoren oder Sonnenschirme im Blick, die durch die Abwinde beim Anflug zu Schaden kommen können. Diese Einschätzung bleibt Aufgabe der landenden Crew. Ansonsten kann es teuer werden, denn nicht wenige Geschädigte melden sich im Nachgang eines solchen Rettungseinsatzes und stellen Rechnung. 

Sicherheit ist oberstes Gebot

Über allem steht jederzeit und überall die Flugsicherheit. Schliesslich nützt es einem Patienten nichts, wenn seine Rettungscrew beim Landeanflug verunfallt. Jeder Landeort ist anders und die Landung erfolgt immer situationsabhängig. So landet die Rettungscrew, die zu einem Unfall mit einem brennenden Fahrzeug gerufen wird, mit einem grossen Sicherheitsabstand, hingegen bei einem Skiunfall meist direkt neben dem Verletzten auf der Piste. Die Rettungscrew stellt sich die Frage: Welche Einsatzmittel und welche Rettungspartner sind bereits vor Ort? Ist der Rettungshelikopter lediglich als schnelles Transportmittel in ein Zentrumsspital aufgeboten oder braucht es den Notarzt für eine Intubation bei der verunfallten Autofahrerin?

Keine Landung ist wie die andere

Eine Herausforderung für die Piloten und die Crew ist auch, dass jede Landung anders ist und sie diese nicht vorab üben können. Wichtig für die Crew der Alpine Air Ambulance und AP3 Luftrettung ist das Crewkonzept, das die Verantwortlichkeiten regelt und den Bereich festlegt, der bei einer Landung vom jeweiligen Crewmitglied kontrolliert werden muss. Jedes Mitglied kann das Kommando für einen Abbruch des Anflugs geben. Gibt das HEMS-Crewmember oder die Notärztin an Bord die Anweisung für einen «go around», führt der Pilot dieses Kommando unmittelbar und diskussionslos aus. Hier geht es um die Sicherheit aller im Helikopter – diese hat auch bei Aussenlandungen immer Priorität.

Über die Lions Air Group AG
1987 gründete der damalige Rega-Pilot Jürg Fleischmann, Vater des Autors Sascha Fleischmann, die Lions Air AG. Damit legte er die Basis für die heutige Lions Air Group AG, die im Jahr 2008 durch den Zusammenschluss mehrerer bestehender Firmen gebildet wurde. Die Lions Air Group AG verfügt über umfangreiche Kompetenzen in Aviatik und Verkehr, insbesondere bei Passagier- und Ambulanztransporten. Das Unternehmen mit mehreren Tochterfirmen zeichnet sich durch seine 35-jährige Erfahrung aus.