Der Bereich Luftfracht wuchs bisher beständig: Die permanente Ausweitung des Welthandels gehört zu den Hauptgründen für die überdurchschnittliche Zunahme des Luftfrachtaufkommens in den letzten Jahren. 2018 war gar ein Rekordjahr für die Luftfracht. Immer mehr Waren werden online gekauft und oft per Luftpost zugestellt. Den anhaltenden Aufwärtstrend im Bereich Luftfracht bestätigen auch Statistiken von beispielsweise den Flughäfen Zürich und Leipzig.

Viel Manpower für die Luftfacht

Am Flughafen Zürich spielt Fracht eine wichtige Rolle. Rund 400'000 Tonnen Luftfracht und -post werden hier jährlich umgeschlagen. Laut Flughafen Zürich lässt sich der Luftfracht-Import in die Schweiz mit etwa 0,2% des Transportvolumens beziffern, macht aber 15% der importierten Werte (29,9 Milliarden CHF) aus. Luftfracht-Exporte aus der Schweiz belaufen sich auf 0,7% des Transportvolumens, aber auf 31% der exportierten Werte (64,3 Milliarden CHF).

Luftfracht benötigt viel Manpower. Allein am Flughafen Zürich sichert dieser Bereich 1400 Arbeitsplätze. Zollerträge am Flughafen Zürich belaufen sich auf über 2 Millionen Franken – pro Tag. 

Leipzig: 65 Vollfrachter jede Nacht

E-Commerce verzeichnet jährlich ein zweistelliges Wachstum im Bereich der Expressfracht (Fedex, UPS, DHL). Am DHL-Hub Leipzig werden pro Jahr 1,2 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen, rund 65 Vollfrachter landen und starten pro Nacht.

DHL setzt zur Zeit 250 Frachtflugzeuge ein, Fedex deren 674. Amazon fliegt einen Teil der eigenen Fracht selbst und operiert derzeit mit über 40 Flugzeugen. Seit 2017 betreibt Amazon einen eigenen Frachthub auf dem Flughafen Cincinnati, weitere Hubs sind in Planung. Amazon Prime hat mit ihrem Operator Atlas Air alleredings bereits einen Absturz einer B767 zu beklagen. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit stürzte Atlas Air Flug 3591 Ende Februar 2019 nahe Houston Texas ab.

An-124 – Reise in die Vergangenheit in Leipzig

Der Flughafen Leipzig/Halle der Mitteldeutschen Flughafen AG hat sich als DHL-Hub sehr erfolgreich entwickelt und mit DHL gemeinsam tausende neue Arbeitsplätze geschaffen. In Leipzig gibt es kein Nachtflugverbot, die meisten Frachtmaschinen landen und starten in der Nacht. Öfters sind alle 80 Standplätze für Cargo-Flugzeuge über Nacht besetzt.

Eine Reise in die Vergangenheit ist die Antonov An-124, die in Leipzig derzeit modernisiert wird. 1988 wurde die An-124 ursprünglich für den militärischen Einsatz sehr massiv gebaut, noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs. Die Maschine ist bis heute erfolgreich im Cargo-Einsatz und transportiert vor allem sehr grosse, mehrere Tonnen schwere Güter.

Konkurrenz durch die Neue Seidenstrasse

Cargo-Operation ist in vielerlei Hinsicht speziell. Güter reisen «One-Way». Luftfracht nimmt nicht immer den kürzesten Weg, sondern immer den kostengünstigsten. Gleichzeitig absolvieren Cargo-Piloten gegenüber Linien- und Charter-Piloten fast dreimal so viele Nachtflüge.

Luftfracht hat heute schon starke Konkurrenz durch die Neue Seidenstrasse. Bahnverbindungen zwischen China und Süd- und Westeuropa werden derzeit massiv ausgebaut. Die ÖBB setzte 2018 insgesamt 600 Züge für die Bahnverbindung zwischen China und Westeuropa ein, die Fahrzeit beträgt rund 14 Tage für 9800 km. Die deutsche Bahn setzt 1800 Züge pro Jahr für die Verbindung Duisburg – China ein. Neue Containerschiffe können 16'000 Container mit einer Ladekapazität 200'000 Tonnen transportieren, wobei die Fahrzeit China – Europa etwa vier Wochen beträgt. Internationale Seefracht, Bahn-Cargo und LKW-Transport sind heute schon eine ernstzunehmende Konkurrenz für den Sektor Luftfracht.

Überzeugende Vorteile – trotz derzeitigem Rückgang

Aber Luftfracht wird immer ein wichtiger Bereich in der Logistik bleiben und gehört weiterhin zu den wichtigsten Wachstumsfaktoren im weltweiten Transportgeschäft. Die kurzen Beförderungszeiten über lange Strecken hinweg, der schnelle Güterumschlag, aber auch hohe Sicherheitsstandards und die minutiöse Disponierbarkeit von Sendungen, und damit verbunden die entsprechende Zuverlässigkeit, sind überzeugende Vorteile. Wie sonst können via «Overnight-Express» zum Beispiel Flugzeugteile für grosse und kleine Maschinen in die ganze Welt transportiert werden? 

Indes: die Aussichten trüben sich derzeit ein: Flottenabbau, Kostensenkungsinitiativen, Personalabbau und andere Probleme wurden in den letzten Monaten aus der Luftfrachtbranche häufiger gemeldet. Die bisherigen Zahlen zeigen in diesem Jahr einen Rückgang der Frachtverkehre. Die Durchschnittsrenditen sanken im Mai wieder. Sind dies Auswirkungen der Handelskriege, die von den USA und China ausgelöst wurden?

Kein Grund zur Panik, schreibt Cargo Forwarder Global, ein regelmässig erscheinendes Online-Nachrichtenportal, welches Informationen zu Fragen der Luftfracht- und Logistikbranche liefert. Aber das Bewusstsein und die politische Instabilität auf der ganzen Welt müssten Anlass zu Vorsicht und vorausschauendem Denken geben.