Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG: «Die Verbreitung des Coronavirus hat die gesamte Weltwirtschaft und auch unser Unternehmen in einen bislang ungekannten Ausnahmezustand versetzt. Aktuell kann niemand absehen, welche Folgen sich daraus ergeben. Dieser aussergewöhnlichen Situation müssen wir mit drastischen und zum Teil schmerzhaften Massnahmen begegnen. Gleichzeitig müssen wir der besonderen Verantwortung gerecht werden, die Fluggesellschaften in ihren Heimatländern tragen. Wir tun alles, um mit Rückkehrerflügen so viele Passagiere wie möglich nach Hause zu bringen. Und wir helfen nach Kräften mit, dass Lieferketten für viele Tausend Betriebe nicht abreissen, indem wir zusätzliche Kapazitäten für Luftfrachttransporte mobilisieren. Je länger diese Krise andauert, desto wahrscheinlicher wird es, dass die Zukunft der Luftfahrt ohne staatliche Hilfe nicht gewährleistet werden kann. Angesichts der massiven Auswirkungen der Coronakrise rückt die heutige Veröffentlichung unserer Ergebnisse für das abgelaufene Geschäftsjahr leider in den Hintergrund.»

Hoher Preisdruck beeinträchtigt Ergebnis

Die wichtigsten Kennzahlen des Jahresabschlusses 2019 wurden bereits in einer Ad-hoc-Mitteilung vom 13. März berichtet. Das bereinigte EBIT der Lufthansa Group lag mit 2,0 Milliarden Euro trotz erheblicher Belastungen im Rahmen der Prognose. Als Haupttreiber für den Rückgang nennt das Unternehmen um 600 Millionen Euro gestiegene Treibstoffkosten sowie eine spürbare wirtschaftliche Abkühlung, vor allem in den Heimatmärkten des Konzerns. Ausserdem würden der hohe Preisdruck im europäischen Markt aufgrund von Überkapazitäten sowie die Abschwächung des globalen Luftfrachtmarkts die Ergebnisentwicklung belasten.

Der Umsatz der Lufthansa Group stieg im Jahr 2019 um 2,5 Prozent auf 36,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 35,5 Milliarden Euro). Die bereinigte EBIT-Marge betrug 5,6 Prozent (Vorjahr: 8,0 Prozent). Das Konzernergebnis ging um 44 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zurück (Vorjahr: 2,2 Milliarden Euro).

Massnahmen zur Sicherstellung der Liquidität

Um seine starke finanzielle Position abzusichern, habe der Konzern in den vergangenen Wochen zusätzliche Mittel in Höhe von rund 600 Millionen Euro aufgenommen, schreibt die Lufthansa Group. Aktuell verfügt der Konzern damit über liquide Mittel von rund 4,3 Milliarden Euro. Hinzu kommen ungenutzte Kreditlinien von rund 800 Millionen Euro. Weitere Mittelaufnahmen befinden sich aktuell in Umsetzung. Unter anderem wird der Konzern dafür Flugzeugfinanzierungen nutzen.

«Die Lufthansa Group ist finanziell gut gerüstet, um auch einer aussergewöhnlichen Krisensituation wie der jetzigen zu begegnen. 86 Prozent der Konzernflotte befinden sich in unserem Eigentum und sind weitestgehend unbelastet, was einem Buchwert von rund 10 Milliarden Euro entspricht. Zudem haben wir uns entschlossen, der Hauptversammlung eine Aussetzung der Dividendenzahlung vorzuschlagen und stellen in unseren Heimatmärkten Anträge auf Kurzarbeit», sagt Ulrik Svensson, Finanzvorstand der Deutschen Lufthansa AG.

Einschränkung des Flugbetriebs

Bedingt durch Einreisebeschränkungen in vielen Ländern und einer weggebrochenen Nachfrage war die Lufthansa Group zu drastischen Einschnitten in ihren Flugbetrieb gezwungen. Air Dolomiti hat gestern, 18. März, den vorläufig letzten Flug durchgeführt. Heute ist der vorerst letzte reguläre Linienflug von Austrian Airlines in Wien gelandet. Bis auf Sonderflüge setzt Austrian Airlines ihren Flugbetrieb zunächst bis zum 28. März aus. Brussels Airlines bietet in der Zeit vom 21. März bis 19. April keine regulären Flüge an.

Lufthansa stellt den Langstreckenbetrieb in München ein und wird vorerst nur noch Langstreckenflüge ab Frankfurt anbieten. Swiss bietet neben einem deutlich reduzierten Flugplan für Kurz- und Mittelstrecke künftig nur noch drei wöchentliche Langstreckenflüge nach Newark (USA) an. Auch das Kurzstreckenprogramm von Lufthansa wird nochmals deutlich weiter reduziert und in München nur noch von Lufthansa CityLine geflogen. Von den Drehkreuzen Frankfurt, München und Zürich aus werden ausschließlich einige europäische Metropolen angeflogen. Der Rückkehrerflugplan reicht bis zum 19. April und sieht insgesamt nur rund fünf Prozent des ursprünglich geplanten Programms vor. Rund 700 der 763 Flugzeuge der Lufthansa Group werden vorübergehend geparkt.

Zahlreiche Sonderflüge geplant

Um möglichst viele Menschen schnell in ihre Heimat zurückzuholen, führen die Airlines der Lufthansa Group zusätzlich zahlreiche Sonderflüge in alle Welt durch. Dies gelingt auch dank einer beispiellosen Hilfsbereitschaft und Solidarität bei Crews und Bodenmitarbeitern, die sich oft freiwillig und spontan zu einem Einsatz zur Verfügung gestellt haben.

In enger Absprache mit den Regierungen der Heimatländer und im Auftrag von Touristikunternehmen bieten die Airlines der Lufthansa Group in diesen Tagen rund 140 Sonderflüge an. Mehr als 20'000 Passagiere fliegen so mit Lufthansa, Eurowings, Swiss, Austrian Airlines, Brussels Airlines und Edelweiss nach Hause. Die Zahlen umfassen alleine die bis gestern fest geplanten Sonderflüge. Zahlreiche weitere Sonderflüge folgen in den nächsten Tagen.

Gesamte Frachterflotte bleibt in der Luft

Zusätzlich setze die Lufthansa Group alles daran, die Frachtströme in Deutschland und Europa nicht abreissen zu lassen. Lufthansa Cargo fliege weiterhin ihr reguläres Programm, bis auf Streichungen nach Festland-China und hält die gesamte Frachterflotte in der Luft. Diese besteht aktuell aus sieben Boeing 777F, sechs MD11F sowie vier 777F von Aerologic.

Aktuell wird darüber hinaus geprüft, Passagierflugzeuge ohne Passagiere als reine Frachtflugzeuge einzusetzen, um die Frachtkapazität weiter zu erhöhen.