«Das vergangene Jahr war das herausforderndste in der Geschichte unseres Unternehmens - für unsere Kunden, unsere Mitarbeiter und unsere Aktionäre», blickt Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG, auf 2020 zurück. «Reisebeschränkungen und Quarantäne haben zu einem einzigartigen Nachfrageeinbruch im Luftverkehr geführt. Jetzt müssen international anerkannte, digitale Impf- und Testnachweise an die Stelle von Reiseverboten und Quarantäne treten, damit Menschen wieder Familie und Freunde besuchen, Geschäftspartner treffen oder andere Länder und Kulturen kennenlernen können.»

Nachhaltigkeit bleibt im Fokus

Mit Blick auf die künftige Entwicklung der Lufthansa Group sagt Carsten Spohr: «Die einzigartige Krise beschleunigt den Transformationsprozess in unserem Unternehmen. 2021 wird für uns ein Jahr der Redimensionierung und Modernisierung. Dabei bleibt Nachhaltigkeit im Fokus: Wir prüfen, ob alle Flugzeuge, die älter als 25 Jahre sind, dauerhaft am Boden bleiben. Ab dem Sommer rechnen wir wieder mit einer stärkeren Nachfrage, sobald durch eine weitere Verbreitung von Tests und Impfstoffen die restriktiven Reisebeschränkungen zurückgehen. Wir sind vorbereitet, um kurzfristig wieder bis zu 70 Prozent unserer Vorkrisenkapazität anzubieten, wenn die Nachfrage steigt. Mit einer kleineren, agileren und nachhaltigeren Lufthansa Group wollen wir unsere führende Position weltweit behaupten und die Arbeitsplätze von rund 100.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nachhaltig sichern.»  

Verluste, Personalabbau und Krisenvereinbarungen

Der Umsatz der Lufthansa Group sank im Jahr 2020 auf 13,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 36,4 Milliarden Euro). Trotz schneller und umfangreicher Kostensenkungen musste für die Lufthansa Group ein bereinigtes EBIT von minus 5,5 Milliarden Euro verbucht werden (Vorjahr: Gewinn 2,0 Milliarden Euro). Die bereinigte EBIT-Marge betrug minus 40,1 Prozent (Vorjahr: plus 5,6 Prozent). Der operative Mittelabfluss lag im vierten Quartal 2020 bei rund 300 Millionen Euro pro Monat. Fortschritte bei der Restrukturierung konnten die Auswirkungen der verschärften Pandemielage auf das Ergebnis begrenzen.

Die Personalkosten wurden laut dem Konzern durch den Abbau der Belegschaft, Krisenvereinbarungen mit den Sozialpartnern und Kurzarbeit deutlich gesenkt. Am Jahresende 2020 lag die Zahl der Mitarbeiter bei 110'000, rund 20 Prozent niedriger als im Vorjahr. Der berichtete EBIT-Verlust lag vor allem aufgrund ausserordentlicher Abschreibungen auf Flugzeuge und Firmenwerte rund 1,9 Milliarden Euro niedriger bei minus 7,4 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis belief sich auf minus 6,7 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,2 Milliarden Euro).

Lufthansa Cargo erzielt Rekordergebnis

Im Gegensatz zu den Passagierairlines profitierte die Frachtsparte des Konzerns von einer im Jahresverlauf ansteigenden Nachfrage. Getragen von einem starken Anstieg der Durchschnittserlöse bei anhaltend hoher Nachfrage konnte Lufthansa Cargo trotz der um 36 Prozent rückläufigen Frachtkapazität mit einem bereinigten EBIT von 772 Millionen Euro ein Rekordergebnis erzielen (Vorjahr: 1 Million Euro).

Die Investitionen der Lufthansa Group wurden 2020 gegenüber dem Vorjahr um rund zwei Drittel auf 1,3 Milliarden Euro verringert (Vorjahr: 3,6 Milliarden Euro), vor allem auf der Grundlage umfangreicher Vereinbarungen mit den Flugzeugherstellern. Diese sehen die Verschiebung von Flugzeugauslieferungen in den Jahren 2021 sowie darüber hinaus vor, so dass der jährliche Investitionsaufwand auch zukünftig niedriger als ursprünglich geplant ausfallen wird. Der Mittelabfluss im Adjusted Free Cashflow lag bei 3,7 Milliarden Euro (Vorjahr: Mittelzufluss von 203 Millionen Euro), wobei allein für Ticketrückerstattungen rund 3,9 Milliarden Euro ausgezahlt wurden. Dem gegenüber standen 1,9 Milliarden Euro an neuen Buchungen. Der verbleibende Abfluss liquider Mittel wurde durch das strikte Management von Forderungen und Verbindlichkeiten begrenzt.

Die Lufthansa Group verfügte zum 31. Dezember 2020 über liquide Mittel von rund 10,6 Milliarden Euro, davon entfielen 5,7 Milliarden Euro auf nicht in Anspruch genommene staatliche Stabilisierungsmassnahmen. Bis Jahresende 2020 hatte die Lufthansa Group staatliche Stabilisierungsgelder in Höhe von rund 3,3 Milliarden Euro abgerufen, von denen zwischenzeitlich bereits eine Milliarde Euro zurückgezahlt wurde.

28'000 Mitarbeiter weniger

Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Lufthansa Group um rund 28'000 zurückgegangen. In Deutschland entfallen weitere rund 10'000 Stellen beziehungsweise müssen die entsprechenden Personalkosten kompensiert werden. Die Konzern-Flotte wird auf 650 Flugzeuge im Jahr 2023 reduziert. Mitte des Jahrzehnts rechnet der Konzern wieder mit einem Angebotsniveau in Höhe von 90 Prozent. Zudem prüft der Konzern die Veräusserung von Tochterunternehmen, die nur geringe Synergien mit dem Kerngeschäft aufweisen.

Für das Gesamtjahr 2021 rechnet der Konzern mit einer Angebotskapazität von 40 bis 50 Prozent im Vergleich zu 2019. Die Erwartung bleibt weiterhin, dass positive operative Cashflows erzielt werden, wenn die angebotene Kapazität über 50 Prozent liegt. Mit dem strategischen Ausbau des Touristikgeschäfts und einer weiterhin starken Lufthansa Cargo ist der Konzern in der Lage Marktopportunitäten kurzfristig zu nutzen. Der Boom im Frachtbereich hält weiter an.

Der durchschnittliche monatliche operative Mittelabfluss, ohne Berücksichtigung von Working Capital-Veränderungen, Investitionen und Einmal- und Restrukturierungsaufwendungen, soll im ersten Quartal 2021 auf rund 300 Millionen Euro begrenzt werden.

«Bilanz stärken und Schulden abbauen»

«Dank unserer jüngsten Finanzierungsmaßssnahmen steht uns ausreichend Liquidität zur Verfügung, um auch einem weiter schwierigen Marktumfeld zu trotzen. Im nächsten Schritt geht es nun darum, unsere Bilanz zu stärken und Schulden abzubauen. Dabei werden wir unsere Kosten durch eine erfolgreiche Restrukturierung senken. Unser Krisen- und Kostenmanagement hat deutlich schneller gegriffen als ursprünglich geplant. Gleichzeitig hat sich unser Geschäft langsamer erholt als zunächst gehofft. Neben der Rückzahlung der staatlichen Stabilisierungsmittel ist das Ziel unserer Finanzstrategie, dass die Finanzmärkte unsere Kreditwürdigkeit mittelfristig wieder mit einem Investment Grade bewerten», sagt Remco Steenbergen, Finanzvorstand der Deutschen Lufthansa AG

Die Lufthansa Group erwartet, dass der operative Verlust, gemessen am Adjusted EBIT, im Jahr 2021 geringer als im Vorjahr ausfällt.