«Dank bereits im März 2020 eingeleiteter drastischer Massnahmen konnte der Verlust im Rahmen gehalten werden. Dennoch prüft Swiss aufgrund der sich seit Jahresbeginn immer deutlicher abzeichnenden strukturellen Veränderung der Airlinebranche weitere Massnahmen, um zukunftsfähig zu sein«, schreibt die Airline in einer heutigen Mitteilung. Das Passagiervolumen ist auf einen Viertel von 2019 geschrumpft und mit einer nennenswerten Erholung wird erst zum Hochsommer 2021 gerechnet. Grundsätzlich begrüsse Swiss alle Bemühungen, das Reisen in Zukunft wieder einfach und verlässlich zu gestalten und ist dabei auf mobilitätsfördernde und möglichst einheitliche Rahmenbedingungen angewiesen.

Erstes Negativergebnis seit 15 Jahren

Zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren hat Swiss das Geschäftsjahr mit einem negativen Ergebnis abgeschlossen. Der Umsatz im Jahr 2020 belief sich auf CHF 1,85 Mrd. und lag damit um 65,2 Prozent unter dem Vorjahreswert (2019: CHF 5,30 Mrd.), der operative Verlust betrug CHF 654 Mio. (2019: Gewinn CHF 578 Mio.). Swiss WorldCargo hat aufgrund der hohen Nachfrage unter anderem nach Medikamenten und medizinischen Hilfsgütern überproportional stark zum Ergebnis beigetragen.

Im vierten Quartal habe sich der Verlust von Swiss aufgrund einer Verschärfung der epidemiologischen Lage erwartungsgemäss weiter erhöht, schreibt die Airline. Der Umsatz lag im vierten Quartal lediglich bei CHF 311 Mio., was einem Rückgang um rund 75,7 Prozent gegenüber Vorjahr entspricht (2019: CHF 1,28 Mrd.1)). Der operative Verlust belief sich auf CHF – 239 Mio. (2019: CHF + 89 Mio.).

«Verlieren jeden Tag zwei Millionen Franken»

Dieter Vranckx, CEO von Swiss, kommentiert das Ergebnis: «Die Corona-Pandemie und die daraus resultierenden Reiserestriktionen haben uns stark gefordert. Auch aufgrund des für die Luftfahrt üblichen hohen Fixkostenanteils hat uns die Krise deutlich stärker getroffen als andere Branchen. Um unsere Liquidität zu schonen und uns zukunftsfähig aufzustellen, haben wir unsere Kosten drastisch gesenkt.»

Bereits unmittelbar nach Ausbruch der Pandemie hat Swiss zahlreiche Liquiditäts- und Kostensenkungsmassnahmen eingeleitet, Kurzarbeit im gesamten Unternehmen eingeführt sowie nicht betriebsnotwendige Projekte und Investitionen bis auf Weiteres ausgesetzt.  Markus Binkert, CFO von Swiss: «Dank der umgehend eingeleiteten drastischen Kostensparmassnahmen und des starken Beitrags von Swiss WorldCargo ist es uns gelungen, den Verlust im Rahmen zu halten. Dieses Ergebnis haben wir erwartet und in unserer Finanz- und Liquiditätsplanung einkalkuliert. Jedoch hat sich seit Jahresbeginn 2021 die Situation wider Erwarten verschärft. Wir verlieren weiterhin rund zwei Millionen Schweizer Franken pro Tag und werden somit unsere Kostensparmassnahmen intensivieren müssen.»

Abbau von 1000 Vollzeitstellen

Mit den Sozialpartnern des Kabinenpersonals und der Bodenmitarbeitenden seien bereits Massnahmenpakete vereinbart worden. Die Verhandlungen mit dem Pilotenverband Aeropers über einen krisentauglichen und zukunftsfähigen neuen Gesamtarbeitsvertrag seien noch nicht abgeschlossen.

Des Weiteren werden gemäss Swiss mit Hilfe von natürlicher Fluktuation, Frühpensionierungen und Teilzeit bis Ende 2021 voraussichtlich rund 1000 Vollzeitstellen abgebaut. Im Zuge dessen sei auch die Zahl der Mitarbeitenden der oberen Führungsebenen um 20 Prozent reduziert worden. Zudem verkleinert Swiss ihre Geschäftsleitung von vier auf drei Mitglieder. Chief Operating Officer Thomas Frick (61) tritt dabei per Ende März 2021 planmässig von seiner Funktion zurück, wird aber noch projektbasiert für Swiss tätig bleiben.

«Wir danken Thomas Frick schon jetzt für sein langjähriges ausserordentliches Engagement für Swiss. Er hat nicht nur als Linienpilot seine grossen Fähigkeiten unter Beweis gestellt, sondern auch in diversen Managementfunktionen, zuletzt in der Geschäftsleitung während einer sehr anspruchsvollen Zeit», sagt Dieter Vranckx. Die COO-Funktion wird wie bereits in früheren Jahren in Personalunion vom CEO übernommen.

Strukturelle Veränderungen bedingen weitere Restrukturierungsmassnahmen

Seit Jahresbeginn hat sich die Marktsituation wegen erneuter Lockdowns und zusätzlicher Reiserestriktionen massiv verschärft. Im März bietet Swiss durchschnittlich noch rund 25 Prozent des Angebots von 2019 an – in Genf musste der Minimalflugbetrieb bis Ende März verlängert werden. Dieter Vranckx, CEO von Swiss: «Seit Jahresbeginn hat sich die Ausgangslage massiv verschlechtert. Es zeigt sich in aller Deutlichkeit, dass sich die gesamte Airlinebranche strukturell verändern wird. Folglich wird auch Swiss eine stärkere Redimensionierung prüfen müssen als bislang vorgesehen. Eine allfällige Verkleinerung der Flotte würde sich auch auf das Streckennetz, die Kosten- und Organisationsstruktur auswirken. Eine Entscheidung dazu ist noch nicht gefallen.»

Massiver Einbruch der Passagierzahlen

Die Covid-19-Pandemie hat zu einem massiven Passagierrückgang geführt. Im Jahr 2020 beförderte Swiss insgesamt 4'790'372 Passagiere, 74,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Total führte Swiss 48'069 Flüge durch, was einem Rückgang um 68,2 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode entspricht. Auf dem gesamten Streckennetz hat Swiss im Jahr 2020 insgesamt 66,4 Prozent weniger Sitzkilometer (ASK) angeboten, die Anzahl der verkauften Sitzkilometer (RPK) sank im selben Zeitraum um 76,8 Prozent. Der Sitzladefaktor betrug durchschnittlich 57,9 Prozent und lag damit um 26,1 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Auf Europastrecken lag er deutlich über dem Wert der Langstrecke.

Erholung erst im Hochsommer – mobilitätsfördernde Rahmenbedingungen gefordert

Die erhoffte Erholung im ersten Quartal dieses Jahres ist ausgeblieben. Mit dem Fortschreiten der Impfungen und der aufgeschobenen Nachfrage gehe Swiss davon aus, im Laufe des dritten Quartals wieder rund 65 Prozent der Kapazitäten von 2019 anbieten zu können. Dabei sei zu erwarten, dass sich das Privatreisesegment schneller erholt als dasjenige der Geschäftskunden.

Dazu Dieter Vranckx: «Die andauernde Pandemie stellt unser Unternehmen vor grösste Herausforderungen. Wir sind aber zuversichtlich, die Schweiz auch zukünftig passagier- und frachtseitig mit einer Vielzahl an Direktverbindungen an die Welt anbinden zu können. Diesbezüglich sind wir allerdings auf mobilitätsfördernde und möglichst einheitliche Rahmenbedingungen angewiesen, wozu für uns auch eine Gleichbehandlung aller Verkehrsmittel und -wege gehört.» Swiss werde ihren Fluggästen auch weiterhin mit flexiblen Umbuchungsmöglichkeiten in allen Tarifklassen entgegenkommen.