«Der weltweite Luftverkehr ist in den vergangenen Monaten fast vollständig zum Erliegen gekommen. Das hat unser Quartalsergebnis in einer bisher noch nie dage­wesenen Dimension belastet. Angesichts der absehbar nur sehr langsam verlau­fenden Erholung der Nachfrage müssen wir nun mit tiefgreifenden Restrukturie­rungen gegensteuern», sagt Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG.

Erstes Quartal 2020 erheblich belastet

Die aufgrund der globalen Ausbreitung des Coronavirus erlassenen Reisebeschrän­kungen haben die Ergebnisentwicklung der Lufthansa Group im ersten Quartal 2020 erheblich belastet. Der Konzernumsatz sank im ersten Quartal um 18 Pro­zent auf 6,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 7,8 Milliarden Euro). Kostensenkungen konn­ten den Umsatzrückgang im Quartal nur teilweise ausgleichen. Das bereinigte EBIT1 belief sich im ersten Quartal 2020 auf minus 1,2 Milliarden Euro (Vorjahr: minus 336 Millionen Euro). Das Konzernergebnis betrug minus 2,1 Milliarden Euro.

Ein Viertel weniger Fluggäste

Insgesamt haben die Airlines der Lufthansa Group in den ersten drei Monaten 21,8 Millionen Fluggäste befördert und damit rund ein Viertel weniger als im Vor­jahresquartal (- 26,1 Prozent). Der Sitzladefaktor ist in diesem Zeitraum um 4,7 Prozentpunkte auf 73,3 Prozent gesunken. Das Frachtangebot ist um 15 Pro­zent zurückgegangen, die verkauften Frachtkilometer um 15,5 Prozent. Daraus ergibt sich ein um 0,4 Prozentpunkte geringerer Nutzladefaktor von 62,5 Prozent.

Im April mussten die Airlines der Lufthansa Group einen Rückgang der Fluggäste um 98,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 241'000 verzeichnen. Das Angebot sank um 96,0 Prozent. Der Sitzladefaktor ist um 35,8 Prozentpunkte auf 47,5 Prozent zurückgegangen. Das Frachtangebot lag insbesondere aufgrund feh­lender Kapazitäten auf Passagierflügen um 60,7 Prozent niedriger als im April 2019. Die verkauften Frachtkilometer gingen hingegen lediglich um 53,1 Prozent zurück, so dass der Nutzladefaktor um 11,5 Prozentpunkte auf 71,5 Prozent ge­stiegen ist. Auch im Mai lag das Passagier- und Frachtangebot deutlich unter Vor­jahr.

Fixkosten um einen Drittel gesenkt

Staatliche Unterstützungsmassnahmen sichern die Solvenz des Unterneh­mens, bis es aus eigener Kraft wieder ausreichend Mittel erwirtschaften kann. Am 31. März 2020 betrug die Liquidität der Lufthansa Group rund 4,3 Milliarden Euro. «Es ist uns gelungen, die Fixkosten innerhalb kurzer Zeit um ein Drittel zu senken. Dennoch verbrauchen wir im operativen Geschäft derzeit rund 800 Millionen Euro unserer Liquiditätsreserve pro Monat. Darüber hinaus werden vor allem Erstattun­gen von stornierten Flugtickets und die Rückzahlung von fälligen Finanzverbind­lichkeiten unsere Liquiditätsentwicklung absehbar belasten», sagt Thorsten Dirks, Vorstand Digital und Finanzwesen der Deutschen Lufthansa AG.

Lufthansa Group leitet umfassende Restrukturierung ein

«Um die Kredite und Coupons zügig zurückzahlen zu können, werden wir unseren jährlichen Free Cashflow gegenüber dem Vorkrisenniveau deutlich steigern müs­sen – und das, obwohl die weltweite Nachfrage nach Flügen noch über Jahre unter dem Vorkrisenniveau liegen wird. Dies wird nur gelingen, wenn wir in allen Kon­zernbereichen Restrukturierungsprogramme durchführen und uns mit den Tarif­partnern auf innovative Lösungen verständigen», sagt Thorsten Dirks.

Die Lufthansa Group plant, die Stückkosten gegenüber dem Vorkrisenniveau deut­lich zu senken. Unter anderem durch Kurzarbeit für rund 87'000 Mitarbeiter, die Verschiebung oder Streichung geplanter Projekte und die Verschiebung von War­tungsereignissen konnten die Fixkosten gesenkt werden. Zudem werden laufende Restrukturierungsprogramme bei Austrian Airlines und Brussels Airlines weiter ver­schärft. Brussels Airlines plant eine Verkleinerung ihrer Flotte um 30 Prozent sowie eine Reduzierung der Belegschaft um 25 Prozent.

Austrian Airlines hat eine lang­fristige Verringerung ihrer Kapazität durch eine Verkleinerung der Flotte um 20 Prozent beschlossen sowie sich mit den Sozialpartnern auf Kürzungen der Per­sonalkosten von rund 20 Prozent geeinigt. In anderen Gesellschaften der Lufthansa Group werden ebenfalls Restrukturierungs- und Kostensenkungspro­gramme gestartet werden. Die Verhandlungen mit Flugzeugherstellern zu umfang­reichen Verschiebungen geplanter Flugzeugübernahmen dauern an. Ausserdem wird mittelfristig die Veräusserung einzelner Geschäftsbereiche, die nicht zum Kerngeschäft gehören, geprüft.

Ende der Krise erst 2023 erwartet

Die in den Monaten April und Mai um über 95 Prozent reduzierte Verkehrsleistung hat dazu geführt, dass der Konzern zunächst 700 seiner 763 Flugzeuge geparkt hat. Ab Mitte Juni weiten die Airlines der Lufthansa Group ihre Flugpläne jedoch deut­lich aus, auf rund 2000 wöchentliche Verbindungen zu mehr als 130 Zielen welt­weit. Der Vorstand hat ausserdem beschlossen, im Septem­ber bis zu 40 Prozent der ursprünglich geplanten Kapazität wieder anzubieten. Die Zahl der Destinationen steigt gleichzeitig auf 70 Prozent des ursprünglichen Plans bei den Langstrecken und 90 Prozent auf der Kurzstrecke.

Das Unternehmen plant mit einer nur schrittweise anziehenden Nachfrage. Es rechnet für das Jahr 2021 mit immer noch 300 geparkten Flugzeugen, im Jahr 2022 voraussichtlich noch mit 200. Selbst nach Beendigung der Krise, die für das Jahr 2023 erwartet wird, geht der Konzern von einer immer noch um 100 Flug­zeuge kleineren Flotte aus. Auch für das Drittgeschäft der Servicegesellschaften wird zunächst mit einem erheblichen Nachfragerückgang gerechnet.

Die ungewisse weitere Entwicklung der Corona-Pandemie mache eine präzise Prognose der Ergebnisentwicklung für das Jahr 2020 weiter unmöglich, so die Lufthansa Group, die weiter mit einem signifikanten Rückgang des bereinigten EBIT rechnet.