«Satelliten sind schon lange zu einem festen Bestandteil unseres Alltags geworden. Sie liefern unverzichtbare Informationen für Mobilität zu Land, zu Wasser und in der Luft, für alle Strom- und Kommunikationsnetzwerke, für den international vernetzten Zahlungsverkehr, die globale Wettervorhersage und die Energiewende. Fielen diese Satelliten aus, würde unsere moderne Welt von einer auf die nächste Sekunde um Jahrzehnte zurückgeworfen», erläutert Dr. Walther Pelzer, Vorstandsmitglied des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und Leiter der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR mit Sitz in Bonn. 

Keine Finanztransaktion ohne Galileo

Fielen zum Beispiel die Satelliten des europäischen Galileo-Systems aus, dann würden wir deren hochgenauen Zeitstempel verlieren. Ohne diese präzisen Zeitsignale ist keine Finanztransaktion mehr möglich. Es käme kein Geld mehr aus den Geldautomaten. Der Aktienhandel käme zum Erliegen. Ein globaler Finanzkollaps wäre die Folge. Zudem käme kein Strom mehr aus der Steckdose, weil auch alle Energienetzte auf die hochpräzisen Zeitsignale angewiesen sind. Weiterhin wäre der Verkehr zu Land und zu Wasser stark beeinträchtigt, Flugverkehr gar nicht mehr möglich, so das DLR.

Konsequenzen für weitere Bereiche

Würden Kommunikationssatelliten ausfallen, wären die Mobilfunknetzte stark beeinträchtigt, Live-Übertragungen im Fernsehen nicht mehr möglich. Und auch das schnelle Breitbandinternet wird künftig in immer stärkerem Masse von Satelliten übertragen werden. Auch für den neuen Mobilfunkstandard 5G werden Kommunikationssatelliten gebraucht. Der Wegfall der europäischen Copernicus-Erdbeobachtungs- und METEOSAT-Wettersatelliten hätte einen Ausfall der Wettervorhersage sowie der Lieferung von Klima- und Umweltdaten zufolge – mit weitreichenden Konsequenzen für alle Bereiche, die auf verlässliche Wetter- und Umweltdaten angewiesen sind.

Ohne Erdbeobachtungssatelliten hätten wir keine präzise und lückenlose Wettervorhersage und keine globalen und kontinuierlichen Datenreihen über den Zustand und die Veränderung beziehungsweise Zerstörung unserer Erde und unseres Klimas – Stichwort Treibhausgase wie Ozon. Ebenso würden uns wichtige Informationen fehlen, um im Notfall – zum Beispiel bei Umweltkatastrophen wie Erdbeben, Überschwemmungen oder Waldbränden für die Helfer schnell ein zuverlässiges Lagebild zu erstellen.

Raumfahrt in einem globalen Umfeld

Raumfahrt ist international eng vernetzt. Raumfahrt-Projekte sind Menschheitsprojekte – über die nationalen Grenzen hinweg. «Als Deutsche Raumfahrtagentur im DLR arbeiten wir eng mit Partnern in Deutschland, Europa und auf der ganzen Welt zusammen. Dies geschieht im Rahmen des nationalen Raumfahrtprogramms und mit den deutschen Beiträgen für die Europäische Weltraumagentur ESA sowie für die europäische Organisation zur Nutzung meteorologischer Satelliten (EUMETSAT). Zudem sind wir Ansprechpartner für Raumfahrtthemen der Europäischen Union – vor allem für die zukünftige EU-Agentur EUSPA (European Union Agency for the Space Programme) und im kommenden EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon Europe. Wir setzen uns dafür ein, dass wichtige Raumfahrtaufträge – national wie international – an deutsche Unternehmen vergeben werden, um Know-how und Innovationen in Deutschland zu stärken. Dabei haben wir vor allem auch Kleine und Mittlere Unternehmen sowie Start-ups im Blick», betont Walther Pelzer, der auch Leiter der Deutschen Delegation bei der ESA ist.