Vertraut man den Aerodynamikern, dann sind Rumpf und Leitwerk die störendsten Baugruppen eines Flugzeugs. Schon lange untersuche NASA, DLR oder etwa auch die französische Onera nach Alternativen besonders im Verkehrsflugzeugbau. Die Einsparpotential, so auch jüngst von Airbus propagiert, wären enorm.

Eine alte Idee wird neu aufbereitet

Wegbereiter dieser Idee waren die Gebrüder Horten vor dem Zweiten Weltkrieg. Und Lehrmeister war eigentlich die Natur. Der Zanonia-Samen inspirierte den Österreicher Igor Etrich, von dem später auch die berühmte Etrich-Taube stammte. Etrich verfolgte den reinen Nur- oder schwanzlosen Flügel nicht mehr weiter. Bis heute hielten die Flugzeugbauer aber an der Idee fest und die könnte nun durch Airbus neuen Auftrieb bekommen.

Die grossen Flugzeugbauer wie Airbus und Boeing haben eigene Designbüros, die eng mit den nationalen oder internationalen Forschungsinstituten kooperieren. Bis jetzt realisierte man die speziellen Designstudien aber nur mit massstabsgerechten Modellen, um nicht in Kostenexplosionen zu landen. Neben Boeing und NASA-Modellen wurden auch Studien von Airbus bekannt, die jüngst mit dem Projekt Maveric anlässlich der zurzeit stattfindenden Singapur Air Show einen Demonstrator zu Validierung und Erprobung innovativer Steuerungen vor den Besuchern enthüllte.

«Pionierarbeit für die Zukunft des Fliegens»

Mit einer Länge von 2 Metern und einer Breite von 3,2 Metern und einer Fläche von ca. 2,25 m² verfügt Maveric über ein integratives Flugzeugdesign, das den Treibstoffverbrauch im Vergleich zu aktuellen Single-Aisle-Flugzeugen gemäss Airbus um bis zu 20 Prozent senken kann. Die «Blended Wing Body» -Konfiguration eröffnet auch neue Möglichkeiten für Art und Integration des Antriebssystems sowie eine vielseitige Kabine für ein völlig neues Reiseerlebnis an Bord.

Das Projekt Maveric ist seit 2017 in Bearbeitung und konnte erstmals im Juni 2019 in Frankreich starten. Seitdem läuft die Flugtestkampagne und wird bis zum Ende des zweiten Quartals 2020 fortgesetzt. «Airbus nutzt neue Technologien, um Pionierarbeit für die Zukunft des Fliegens zu leisten. Durch Veränderungen der Architektur bei Flugzeugkonfigurationen kann Airbus sein Potenzial als zukunftsfähige Produkte bewerten», sagte Jean-Brice Dumont, EVP Engineering Airbus. «Obwohl es keinen spezifischen Zeitplan für die Umsetzung eines solchen Konzeptes gibt, könnte dieser technologische Demonstrator dazu beitragen, die Architektur von Verkehrsflugzeugen für eine umweltverträgliche Zukunft der Luftfahrtindustrie verändern.»

Gewöhnungsbedürftig für Passagiere

Wann ein Proof-of-Conzept bei Airbus realisiert wird, bleibt offen. Gewöhnungsbedürftig für Passagiere dürften auch die mehr oder weniger fensterlosen Kabinen sein, denn die extrem bereiten Kabinen in der flügelintegrierten Grosskabine bieten bestenfalls nur Projektionen der Aussenbordkameras auf Seiten- und Zwischenwände. Airbus wir in jedem Fall seine Kernkompetenzen und -fähigkeiten aus der Entwicklung und Fertigung nutzen, um die traditionellen Forschungs- und Entwicklungszyklen zu beschleunigen. Ob es bereits der Airbus A320-Nachfolger sein wird, bleibt eine Gretchenfrage.