Nachdem die ersten Lehrgänge des Tactical Leadership Programme (TLP) noch in Deutschland stattgefunden hatten, erfuhr die Ausbildung 1989 mit dem Wechsel ins belgische Florennes eine massive Aufwertung. Die Dauer des ursprünglich zweiwöchigen Kurses wurde auf vier Wochen erweitert. Zusätzlich wurden auch akademische und einsatztaktische Schulungen ohne Flugbetrieb eingeführt, welche ausschliesslich der Steigerung der Befähigung der gemeinsamen Luftkriegsoperationen der NATO-Verbände und ihren Partner dienen.

Umzug nach Spanien

Die Zunahme der Aktivitäten des TLP im eingeschränkten Luftraum von Mitteleuropa liessen die Verantwortlichen ab dem Jahr 2003 nach Lösungen suchen, um den immer grösser werdenden Restriktionen in Luftraum über Zentraleuropa entgegnen zu können. Die Wahl fiel auf den Flugplatz Los Llanos bei Albacete im Südosten Spaniens, welcher über grosszügige Trainingssektoren verfügt. Dort gibt es kaum Restriktionen im Luftraum, und die Wetterbedingungen bieten deutliche bessere Rahmenbedingungen für die Durchführung der Lehrgänge. Der Umzug nach Albacete erfolgte nach umfassenden Anpassungen der Infrastruktur im Sommer 2009. Der erste Lehrgang begann bereits am 4. Oktober desselben Jahres.

Weiterentwicklung «Simulationsumgebung»

Als weiterer Meilenstein des TLP zählt die ab 2019 eingesetzte Simulationsumgebung. Daraus resultierte eine Reduktion der kostenintensiven Flugstunden und der aufwendigen Bereitstellung von Flugzeugen, wodurch die Dauer des Lehrgangs auf drei Wochen verkürzt werden konnte. Dass dies keinen Einfluss auf die Qualität der Ausbildung hat, zeigt folgendes Beispiel: 

Das primäre Lernziel der ersten Missionen umfasst das vertraut machen mit den NATO-Planungsprozessen, die Förderung der Zusammenarbeit unter den Besatzungen sowie  die Weiterentwicklung der individuellen Führungsfähigkeiten. Da diese Planungen sich nicht von realen Flügen unterscheiden, können diese auch «synthetisch in der Simulationsumgebung» geflogen werden. 

Programm wird laufend an Situation angepasst

Mit diesen Massnahmen demonstriert das TLP eindrücklich, dass es sich laufend der Situation anpasst und entsprechend weiterentwickelt, schliesslich bleibt das Ziel seit seiner Aufstellung und gerade in Anbetracht der aktuellen Lage unverändert: «Sicherstellung der Fähigkeiten in gemeinsamen Luftkriegsoperationen der NATO-Staaten!» 

Autor Daniel Bader im Gespräch mit dem Kommandanten des TLP in Albacete, Oberst José Carlos Presa

«Cockpit»:Wie werden die Teilnehmer für einen Lehrgang ausgewählt?
Oberst José Carlos Presa: Die Lehrgänge zielen auf jüngere Besatzungen mit geringer Erfahrung in gemeinsamen Luftoperationen, meist im Rang eines Oberleutnants/Hauptmanns, mit mehr als 500 Flugstunden auf der Einsatzmaschine. Allfällige Erfahrungen in realen Einsätzen sowie grossen Verbänden sind von Vorteil. Weiter ist die erfolgreiche Absolvierung der «TLP COMAO» oder «TLP Support COMAO» notwendig. Die Selektion der teilnehmenden Besatzung erfolgt durch die Nationen selber, natürlich auf der Grundlage der gerade genannten Vorgaben.

Welche Nationen nehmen an welchen Lehrgängen teil und wie viele Plätze sind verfügbar? 
An der jährlichen Planungskonferenz des TLP werden die Lehrgänge für das folgende Jahr geplant. Dabei wird primär auf die anteilsmässige Beteiligung der teilnehmenden Staaten am TLP abgestützt, was eine Aufteilung der «Slots» zur Folge hat. Natürlich werden auch andere Staaten (NATO-Mitglieder oder Partnership for Peace) zur Teilnahme eingeladen. 

Wie viele «Slots» sind pro Lehrgang verfügbar?
Ein Lehrgang umfasst idealerweise 24 Flugzeuge (12 Patrouillen) mit den entsprechenden Besatzungen. Dazu kommen zwei Radarleitoffiziere und sechs Nachrichtendienstspezialisten. Zur Durchführung eines Lehrganges werden mindestens 18 Maschinen (9 Patrouillen) benötigt. 

Gibt es Vorgaben bezüglich der teilnehmenden Flugzeuge?
Es bestehen flexible Vorgaben bezüglich der Rollen der teilnehmenden Einsatzmuster. Idealerweise sind es 16 bis 18 Flugzeuge für die Bekämpfung von Bodenzielen, inkl. zwei bis vier Maschinen für SEAD (Unterdrückung feindlicher Luftabwehr, Anm. der Redaktion) sowie sechs bis acht Maschinen für die Luftüberlegenheit. Spezifische Vorgaben über die Typen gibt es nicht, dies ist Sache der Teilnehmer. 

Erfahren die Lehrgänge Anpassungen? 
Sie werden laufend angepasst. Die Erkenntnisse aus jedem abgeschlossenen Kurs fliessen unmittelbar in den nächsten Lehrgang ein. Darüber hinaus werden aus allen NATO-Einsätzen die gewonnenen Erfahrungen in die Lehrgänge implementiert.