Bereits ein halbes Jahrhundert sind die Northrop F-5 Freedom Fighter in der spanischen Luftwaffe im Einsatz. Mehrere Modernisierungsprogramme haben ihre Einsatzzeit zwar deutlich verlängert, doch 2028 sollen die F-5 nun endgültig ausgemustert werden. Die Suche nach einem Nachfolger hat begonnen. Die Ausbildner übernahmen eine wichtige Rolle bei der Definition der Anforderungen. Mindestens zwei Konkurrenten werden weiter evaluiert, die Korean Aerospace Industries T-50 Golden Eagle und die italienische Alenia Aermacchi M-346 Master.

Spanien strebt eigene Trainer-Lösung an

Mit dem Kauf des PC-21 wurde spekuliert, dass dieser neue Trainer auch als Ersatz für die alternde SF-5M-Flotte in Frage kommen könnte. Wie sich herausstellte, hat die spanische Luftwaffe vor fast zwei Jahren mit der Entwicklung eines eigenen, im Inland entwickelten Trainingsflugzeugs begonnen, um die alternde Flotte der SF-5M-Trainer zu ersetzen. Die spanische Luftwaffe erstellte eine Risiko- und Nutzenanalyse für die Entwicklung eines neuen, im Inland hergestellten Jet-Trainers und vor kurzem sind einige interessante neue Details aufgetaucht. Nach jüngsten Aussagen der spanischen Airbus-Division scheint es, dass der Luft- und Raumfahrtriese beabsichtigt, mit der hausgemachten Lösung fortzufahren.

Abgestimmt auf das Future Combat Air System (FCAS) 

Airbus plant nach eigenen Angaben die Herstellung einer Plattform, die in der Lage ist, Piloten auszubilden, die das Future Combat Air System (FCAS) fliegen werden oder auch in der unbemannten Variante für leichte Angriffsmissionen eingesetzt werden können. Die Trainervariante mit einem abgestuften zweisitzigen Cockpit wird mit und ohne die interne Kanone und das Multimode-Radar angeboten werden. Sie wird über Waffensystem-Simulatoren im Flug verfügen, die mit einer Bibliothek von synthetischen Zielen und Bedrohungen installiert werden können. Das leichte Kampfflugzeug wird als ideale Lösung zur Abdeckung von Luftverteidigungs- und Aufklärungsaufgaben vermarktet werden.

Am 16. Oktober 2020 stellten Fernando Peces, Leiter des Eurofighter-Programms in Spanien, und Javier Escribano, Leiter der Future Combat Programs, den Airbus-Vorschlag für das neue Design des Airbus Future Jet Trainer (AFJT) vor. Das Programm wurde von und für die spanische Luftwaffe konzipiert und ist als operative, industrielle und technologische Entwicklungslösung positioniert, die es dem Land ermöglichen würde, seine Position als führender Akteur im Luft- und Raumfahrt- sowie Verteidigungssektor weiter auszubauen.

Piloten-Ausbildung in der spanischen Luftwaffe

Die spanische Luftwaffe betreibt ein eigenes Ausbildungsprogramm für Piloten mit ihrer Hauptakademie der Luftwaffe in San Javier (Murcia), die Academia General del Aire (AGA). Dort absolviert jeder zukünftige spanische Militärpilot seine fliegerische Grundausbildung. Dabei entscheidet die Rangfolge der Noten der theoretischen Kurse und jedes durchgeführten Fluges über den weiteren Verbleib des Schülers.

Die Schüler absolvieren zunächst während 48 bis 50 Flugstunden eine praktische Grundausbildung auf T-35C Pilan oder ENAER E-26 «Tamiz», einem propellergetriebenen Flugzeug, das aus der Piper PA-32R hervorgegangen ist. Nach Weiterbildungen in den Bereichen Grundflug, Instrumentensteuerung und Formationsflug, wechselt der Anwärter in die Casa C-101 — «Culo Pollo», wie sie von den Ausbildern auf dem Luftwaffenstützpunkt Talavera la Real genannt wird. Dem Schüler werden die grundlegenden militärischen Flugprinzipien beigebracht. Gut 100 bis 120 Stunden werden auf der C-101 absolviert. Nach Abschluss der fliegerischen Grundausbildung kehren die Studenten zu ihrer akademischen Ausbildung zurück, die in der Regel im darauffolgenden Juli mit dem Abschluss der Ausbildung beendet wird.

Jede Leistung zählt für den weiteren Verlauf der Karriere

Nach erfolgreichem Abschluss der Kurse in Murcia hat der Flugschüler drei Möglichkeiten, seine Ausbildung zu beenden, basierend auf den Leistungen, die er während seiner Ausbildung gezeigt hat. Für die weiterführende Ausbildung kann der Flugschüler an drei Schulen versetzt werden. Diese Schulen sind Talavera La Real für die Jagdflugzeugausbildung, Salamanca für die Transportausbildung und Granada für die Hubschrauberausbildung. Die Auswahl erfolgt nach akademischen Ergebnissen und Noten bei jedem Flug. Die am besten benoteten Schüler werden normalerweise ausgewählt, um die nächste Generation von Kampfpiloten zu werden.

Wenn der Schüler nach drei Jahren ausgewählt wird, um die Ausbildung zum Kampfpiloten fortzusetzen, wird die Ausbildung in Talavera La Real fortgesetzt. Die Besten vier Pilotenanwärter erhalten die Möglichkeit, ihre Ausbildung in den Vereinigten Staaten im Rahmen des Euro-Nato-Joint Jet Pilot Training Program (ENJJPT) forzusetzen. Dieses Programm wird von der 80th Flying Training Wing (FTW) auf der Sheppard Air Force Base durchgeführt. ENJJPT ist das einzige multinational besetzte und geleitete fliegerische Ausbildungsprogramm der Welt, das Kampfpiloten für die NATO ausbildet.

Vom «Culo Pollo» auf den schnellen Jet

Obwohl die CASA C-101EB und die F-5 auf den ersten Blick ähnlich aussehen, ist die F-5 ein viel schnellerer Jet und in der Lage, in viel grösseren Höhen zu operieren, was ein schnelleres Denken und eine schnellere Reaktion von den Anwärtern erfordert. Wenn der Flugschüler als Kampfpilot ausgewählt wird, wird er nach Talavera in die Escuadrón 232 versetzt, um dort eine einführende Kampfausbildung auf der F-5 zu absolvieren. 

In den ersten drei Wochen lernt der Schüler in Kursen die Systeme, Verfahren und Manöver der F-5 theoretisch kennen. Zum Abschluss müssen die Schüler in einem Test 100 Fragen zu den Grenzen des Flugzeugs, Notfallverfahren und Instrumente beantworten. Auf den erfolgreich absolvierten Test, folgt die Ausbildung im Simulator, bevor der Schüler schliesslich den sogenannten «Dollarflug» durchführt. Der Flug wird traditionell so bezeichnet, weil der Schüler einen speziellen Silberdollar für seinen Ausbilder kauft, den er nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung zurückerhält. Auf diesem Flug nimmt der Flugschüler erst einmal auf dem Rücksitz Platz. Der Fluglehrer auf dem Vordersitz zeigt dem Schüler während des Fluges die Grenzen des F-5. 

Jagdgeschwader oder Fluglehrer

Nach dem Dollarflug beginnt das Trainingsprogramm. Das Ausbildungsprogramm ist in fünf Phasen TR-2 bis TR-6 unterteilt. Die erste Phase der Ausbildung ist das TR-2-Programm, in dem der Schüler auf dem Vordersitz Platz nimmt und in Übergangsflügen unterrichtet wird. In den folgenden Phasen werden dem Schüler das Fliegen in Formation, taktische Nahformationen, Instrumentenflug, Luft-Boden-Taktik und Luft-Luft-Taktik beigebracht. Während dieser Zeit absolviert der Flugschüler etwa 110 Stunden auf der F-5. Alle Flüge sind vorgegeben und werden individuell benotet. Wenn der Anwärter die Ausbildung erfolgreich abschliesst, erhält er den Rang eines Leutnants und kehrt nach San Javier zurück, um die Ausbildung und den Abschluss zu absolvieren. Piloten, welche die Air Force Academy absolvieren, werden den operationellen Jagdgeschwadern zugewiesen, welche die Hornet oder den Typhoon betreiben, oder sie können nach einer Weiterbildung zum Fluglehrer in der Ausbildung arbeiten. 

Projekt Europäische Pilotenschule

Das Ejercito del Aire hat sich dafür entschieden, ein eigenes Pilotenausbildungsprogramm zu betreiben und zu unterhalten, welches der spanischen Luftwaffe ermöglicht, ihre Luftwaffenpiloten «massgeschneidert» nach ihren eigenen spezifischen Anforderungen und Spezifikationen auszubilden. Innerhalb Europas gibt es andere Nationen, die derzeit ihre eigenen Trainingsprogramme betreiben. Ab Januar 2007 untersuchte die spanische Luftwaffe die Möglichkeit, die zukünftige European Jet Pilot Training School zu beherbergen. Die Diskussionen über diese Möglichkeit haben schon vor einiger Zeit begonnen und werden innerhalb der spanischen Luftwaffe fortgesetzt. Ein spezielles Projektteam wurde gebildet, um eine Machbarkeitsstudie zu erstellen, die die Definition der Anforderungen und Spezifikationen für die erfolgreiche Gründung einer europäischen Pilotenschule beinhaltet. Das spanische Klima ist ideal für die Pilotenausbildung, zudem ist der spanische Luftraum nicht so überfüllt wie der Grossteil des restlichen europäischen Luftraums, was ausreichend Platz für die Durchführung aller Trainingsaufgaben schaffen würde.