Die irrtümliche Bombardierung Schaffhausens vor 75 Jahren, am 1. April 1944 um 10.50 Uhr durch die US-Luftwaffe veränderte innert rund 40 Sekunden das Leben einer ganzen Region. Grosse Teile der Stadt wurden durch rund 550 Spreng- und über 1800 Brandbomben von B-24 «Liberator»-Bomber von drei Bombergeschwadern der 8. US-Luftflotte zerstört. Beim Angriff wurden 270 Menschen verletzt, 34 davon schwer. 40 Menschen verloren ihr Leben. Die Verstorbenen wurden im Waldfriedhof Schaffhausen in einer Gemeinschaftsgrabstätte beigesetzt. Jeweils am 1. April läuten in Schaffhausen die Glocken zum Gedenken an diesen verhängnisvollen Angriff.

Obdach- und Arbeitslose nach dem Angriff

Das Bombardement durch die Maschinen hinterliess ausserdem 465 Obdachlose. 66 Gebäude, darunter auch das Bahnhofsareal und grosse Teile der Schaffhauser Industrie-Gebäude sowie eine Kirche lagen in Schutt und Asche. Mehrere 100 Gebäude wurden beim Angriff beschädigt. Über tausend Arbeiter verloren durch die Zerstörung von Fabriken ihren Arbeitsplatz.

Von den Bomben getroffen wurden auch das Museum zu Allerheiligen und das damalige Naturhistorische Museum. Wertvolle Kunst- und Kulturgüter gingen in Flammen auf. Im Museum zu Allerheiligen wurden 71 Kunstwerke zerstört, darunter etliche bedeutende Werke von Tobias Stimmer und das Luther-Bildnis von Lucas Cranach. Dem tragischen Ereignis folgte eine beispiellose schweizweite Solidaritätswelle.

Wiedergutmachung für den tragischen Irrtum

Lange hielt sich die These, dass der Bombenangriff als gezielter «Denkzettel» an die Schaffhauser Industrie gedacht war, da diese das Deutsche Reich mit Rüstungsgütern belieferte. Die mittlerweile Akten in den amerikanischen und britischen Archiven zeigen jedoch, dass es sich bei der Bombardierung um einen tragischen Irrtum handelte. Eigentliches Angriffsziel waren die Werke der IG Farben im 200 Kilometer nördlich gelegenen Ludwigshafen am Rhein. Die unerfahrenen Piloten waren vom Kurs abgekommen und hatten die Orientierung verloren. Andere Flugzeuge desselben Verbandes verfehlten ihr Ziel nicht. 

Für den fatalen Fehler entschuldigt sich später der damalige amerikanische Präsident, Franklin D. Roosevelt, bei der Schaffhauser Bevölkerung. Die Amerikaner hatten 1944 zunächst 4 Millionen Dollar Entschädigung bezahlt. Am 21. Oktober 1949 erhielt die Schweiz von den USA einen abschliessenden zusätzlichen Betrag von 62'176'433 Schweizer Franken für alle durch die USA verursachten Sach- und Personenschäden in der Schweiz.