Neben der Teilnahme der türkischen Streitkräften waren an der AE 2021 auch die Aserbaidschanische Luftwaffe, die Qatar Emiri Air Force (EQAF) und die Pakistanische Luftwaffe vertreten. Die NATO war mit einer E-3A AWACS zugegen. Alle Teilnehmer operierten vom Luftwaffenstützpunkt Konya aus, mit Ausnahme der KC-135-Tankflugzeuge.

Optimierung der Einsatzwirksamkeit

Im Jahr 2000 wurde der Luftwaffenstützpunkt Konya und das umliegende Trainingsgebiet als permanenter Standort für den Anatolian Eagle Training Complex (AETC) bestimmt. Konya ist ein grosser Luftwaffenstützpunkt mit guter Infrastruktur und viel Platz. Nördlich der Basis liegen Salzseen, die eine optimale Nutzung des Luftraums bis zu einer Höhe von 50'000 Fuss ermöglichen. Das Übungsgebiet umfasst einen Luftraum von 300 mal 400 km. Der Luftraum östlich von Konya, über der anatolischen Hochebene, eignet sich hervorragend für die Durchführung von Luftoperationen wie Composite Air Operations, Dynamic Targeting, Close Air Support, Anti Surface Warfare, Air to Air refuelling und mehr.

Als Hauptziel von Anatolian Eagle wird die Verbesserung der Fähigkeiten nationaler und ausländischer Streitkräfte, die Erprobung neuer Taktiken und Techniken, die Entwicklung gemeinsamer und kombinierter Einsatzverfahren und die Maximierung der Einsatzwirksamkeit durch eine verstärkte gegenseitige Unterstützung der teilnehmenden Kräfte genannt.

Der Kommandeur der 3rd Air Jet Base, Brigadegeneral Fidan Yüksel, ist überzeugt, «dass Anatolian Eagle das richtige und beste Übungfeld ist, da die Fähigkeiten, die besten verfügbaren Techniken, Taktiken und Verfahren aller Teilnehmer verglichen, weiterentickelt und verbessert werden können.» 

«Realistisches operatives Trainingsgebiet»

Brigadegeneral Fidan Yüksel: «Die Übung hat sich in den letzten Jahren ständig weiterentwickelt. Hauptziel von Anataolian Eagle ist es, ein realistisches operatives Trainingsgebiet bereitzustellen.» Yüksel erklärte weiter, dass Anatolian Eagle als das Trainingszentrum gelte, das dem Personal der türkischen und alliierten Streitkräfte ein gemeinsames luftgestütztes Training mit realistischer Echtzeitsimulation der Einsatzumgebung biete. Die Übung könne mit einem Labor verglichen werden, in dem Anforderungen spezifiziert und alternative Lösungen entwickelt werden. «Während der Übung werden die Szenarien unter Einsatz modernster Technologie kontinuierlich verbessert», so Yüksel.

Die Trainingsszenarien finden über einen Zeitraum von zwei Wochen statt. Gemäss dem Kommandeur der türkischen Luftwaffe, General Hasan Küçükakyüz, haben in diesem Jahr 44 Beobachter aus folgenden Ländern mit Beobachterstatus teilgenommen: Bangladesch, Weissrussland, Bulgarien, Burkina Faso, Georgien, Irak, Schweden, Kosovo, Libanon, Ungarn, Malaysia, Nigeria, Rumänien, Tunesien, Ukraine, Oman, Jordanien und Japan nahmen in einem Beobachterstatus teil.

Eine interessante Mischung

Mit den Rafales der Qatar Emiri Air Force nahmen zum ersten Mal überhaupt Flugzeuge dieses Typs an Anatolian Eagle teil. Eine weitere Premiere war die Teilnahme der Azərbaycan Hərbi Hava Qüvvələri (Aserbaidschanische Luftwaffe), die zum ersten Mal an der Übung «Anatolian Eagle» teilgenommen hat. Die aserbaidschanischen Luftstreitkräfte entsendeten zwei Sukhoi Su-25 sowie zwei Mikoyan Gurevich MiG-29S.

Die pakistanische Luftwaffe nimmt seit 2015 an allen internationalen Anatolian Eagle-Übungen teil und beteiligte sich 2021 mit dem Block II JF-17 Thunder, einem Flugzeug aus chinesisch-pakistanischer Gemeinschaftsproduktion.

Die NATO war mit einer E-3A AWACS zugegen. Anatolian Eagle habe der AWACS-Besatzung der NATO die Möglichkeit gegeben, mit Verbündeten und Partnernationen zusammenzuarbeiten, um die Interoperabilität zu erhöhen und so allen Herausforderungen der Allianz zu begegnen, schreibt die NATO in einer Mitteilung. Live-Trainingsübungen wie diese seien entscheidend für den Erfolg als Einheit.

Im Verlauf des Trainings wurde auch die Zertifizierungsbewertung der Fähigkeiten, die die Türkei für die NATO Response Force (NRF) zugesagt hat, geprüft. Bewertet wurde etwa die Gefechtsbereitschaft und Interoperabilitätsfähigkeit von sechs F-16 und einem KC-135R-Tankflugzeug sowie 6 Stinger-Luftabwehrteams, die von der türkischen Luftwaffe im Rahmen der NRF zur Very High Readiness Joint Task Force verpflichtet wurden.

Einsatzbereitschaft und Professionalität gelobt

Am 30. Juni 2021 bilanzierte Brigadegeneral Fidan Yüksel, dass 441 Einsätze im Rahmen von Anatolian Eagle durchgeführt wurden und bei zwei zu jenem Zeitpunkt noch ausstehenden Trainingstagen 62% der Übungsszenarien erfolgreich abgeschlossen worden seien.

Air Chief Marshal Zaheer Ahmed Baber Sidhu, Chef des Luftstabs der pakistanischen Luftwaffe, besuchte die 3rd Main Jet Base in Konya, um die multinationale Luftübung Anatolian Eagle zu besprechen. Der Luftwaffenchef erhielt ein detailliertes Briefing über die Ziele der Übung. Im Gespräch mit den Teilnehmern lobte der Air Chief die Einsatzbereitschaft und Professionalität der teilnehmenden Luftfahrzeugbesatzungen. Er betonte auch die Bedeutung des Trainings von Luftoperationen für den synergetischen und effektiven Einsatz der Mittel in einem realen Szenario. Air Chief Marshal Zeheer Ahmed Baber Sidhu kommentierte: «Solche Übungen tragen immens dazu bei, eine grössere Synergie und bessere Zusammenarbeit zwischen befreundeten Streitkräften zu erreichen.»

 

Bilder: Daniel Bader sowie Patrick Roegies, Arnold ten Pas, Jurgen van Toor and Stefan Goosens. Lesen Sie auch den Beitrag in der gedruckten Ausgabe von «Cockpit» (8/21, ab dem 13. August im Briefkasten oder am Kiosk. Bestellen Sie bequem eine Einzelausgabe unter diesem Link.)