Kapitän Butin, warum wollten Sie Pilot werden?
Auch auf die Gefahr hin, nicht originell zu wirken, geht mein Wunsch, Pilot zu werden, auf meine früheste Kindheit zurück. Ich wollte nie etwas anderes machen als Fliegen. Mein Vater arbeitete bei AAE. Ich habe also immer in der Nähe eines Luftwaffenstützpunkts gelebt und bin in die Luftfahrt eingetaucht. Als ich sechs Jahre alt war, nahm mich mein Vater mit in den Film Top Gun und da sagte ich mir, dass ich nur Kampfpilot werden kann.

Was bedeutet es für Sie, Botschafter des Rafale Solo Displays zu sein?
Zunächst einmal ist es eine grosse Ehre, die Nachfolge der ehemaligen Tators antreten zu dürfen. Es ist die Krönung im Leben eines Piloten. Ich erinnere mich, dass ich als junger Mann an den Flugmeetings immer zu den Vorführpiloten ging. Sie werden verstehen, dass es mich unbewusst schon immer gereizt hat, Kampfpilot und Vorführpilot zu werden! Kunstflug zu machen, in niedriger Höhe zu fliegen, an die Grenzen des Flugzeugs zu gehen, etwas Persönliches zu präsentieren, hat mir immer viel bedeutet. Mit dieser kreativen Freiheit Pilot des Rafale Solo Displays zu werden, ist das i-Tüpfelchen. Dieses Gefühl hatte ich schon bei den «Cartouche doré» (Anm. der Redaktion: Vorführteam der AAE mit drei Socata TB 30 Epsilon) und es mit der Rafale wieder zu erleben, ist einfach grossartig.

Erzählen Sie mir von der Rafale, ist sie ein gutes Flugzeug für Demos?
Auch wenn es das einzige Flugzeug ist, das ich wirklich kenne, sage ich ja!
Die Rafale eignet sich sehr gut für Vorführungen. Sie ist sehr einfach und angenehm zu fliegen. Aber es ist ein körperlich sehr anstrengendes Flugzeug in der Demo, weil es sehr stark beschleunigt. Wir finden uns sehr schnell bei grossen Lastfaktoren wieder. Die Idee meiner Vorführung ist es, so dynamisch wie möglich und nah am Publikum zu bleiben.

Fällt es Ihnen einfach, Vorführpilot zu sein?
Wir haben eine gute Vorbereitung, um die Qualität der Vorführung zu gewährleisten.
Unsere Vorbereitung ist sehr effizient und wird im Laufe des Trainings immer intensiver, damit wir uns bei der Vorführung wohlfühlen. Dies muss automatisch geschehen, auch wenn jede Vorführung in Bezug auf die Umgebung, das Wetter usw. einzigartig ist. Pilot des Rafale Solo Displays zu sein, bedeutet also auch, die Fähigkeit zu haben, sich neu anzupassen.

Wie erleben Sie es von innen heraus?
Ich geniesse es wirklich, eine Demo zu fliegen. Je weiter ich in meiner Ausbildung fortschreite, desto mehr Freude empfinde ich. Wenn ich gelandet bin, denke ich natürlich auch an die schöne Zeit, die ich dort oben verbracht habe.

Welchen Rat würden Sie einem jungen Menschen geben, der Pilot werden möchte?
Zunächst würde ich sagen: Glaube an dich selbst. Manchmal treffe ich junge Leute, die mir sagen: «Ich schaffe es nicht.» Ich antworte ihnen, dass sie niemals aufgeben dürfen. Man muss dranbleiben und motiviert sein. Mit Motivation, harter Arbeit und Leidenschaft ist alles möglich.

Wie viele Personen gehören im Jahr 2022 zum RSD-Team?
Wir sind etwa 50 Personen: der Pilot und der Trainer, der Mechaniker, ein Kommunikationsbeauftragter und ein Sportlehrer. Bei den Mechanikern gibt es vier Chefs, die sich bei allen Meetings abwechseln. Ein Mechaniker nimmt also in der Regel an drei bis vier Meetings während einer Saison teil. Die Mechaniker werden auf der Grundlage der Kooptation ausgewählt, da der technische und der Beziehungsaspekt sehr wichtig sind, um eine qualitativ hochwertige Saison zu gewährleisten.

Können Sie etwas zum diesjährigen Programm sagen?
In meinem ersten Jahr wollte ich etwas sehr Einfaches und gleichzeitig sehr Dynamisches zeigen. Ich wollte bei einer sehr visuellen und publikumsnahen Demo bleiben.

Ich habe Figuren wieder eingeführt, die in letzter Zeit aufgegeben worden waren, wie den Square Dance und den Square Loop. Ich habe die traditionellen Figuren des Displays wie z. B. einen Slow gefolgt von einem Fast und einer Landung auf einer Umkehrung beibehalten.

Werden Sie auf Flares zurückgreifen?
Keine Flares. Andererseits hoffen wir, in dieser Saison Rauchpatronen einsetzen zu können.

Welches ist Ihr Lieblingsmanöver?
Ich würde sagen, der Re-Entrant Barrel bei 7 oder 8g, aus dem ich mit einem satten Barrel bei 9g herauskomme, mit einem schnellen Barrel dahinter. Man braucht viel Fingerspitzengefühl, um die Ankunft auf der Achse und dann die Rotation fein abzustimmen, es dreht sich viel und ich liebe es!

Wenn Sie sich eine Flugshow aussuchen könnten, an welcher würden Sie gerne teilnehmen?
Die Roanne Airshow, wo ich herkomme, liegt mir besonders am Herzen. Leider wurde sie dieses Jahr aufgelöst. Es ist der Club meiner Kindheit, in dem ich alle meine Freunde habe, mit denen ich vor allem im Segelflugzeug fliege, sobald es mein Zeitplan zulässt. Ansonsten würde ich sagen, die «Flaggschiff»-Treffen wie La Ferté Alais.

Wann haben Sie mit ihrem Vorbereitungskurs begonnen?
Ich habe meine Flugausbildung für das Rafale Solo Display im Januar begonnen. Zuvor hatte ich meine drei Flüge im Doppelsitzer mit meinem Vorgänger «Schuss» gemacht und im November war ich in der Zentrifuge, das Aushalten der Beschleunigungs- und Belastungsfaktoren zu überprüfen.

Anfang des Jahres habe ich zur Eingewöhnung zwei Flüge auf 5000 Fuss absolviert, dann ein paar Flüge auf 2000 Fuss und schliesslich meine Flüge auf 1000 Fuss. Mitte April begann ich mit meiner maritimen Vorbereitung von Solenzara aus. In diesem Jahr werden fast 50% meiner Vorführungen an Küsten stattfinden. 

Welches Flugzeug würden Sie gerne mal fliegen... abgesehen von der Rafale natürlich?
Ohne zu zögern, die F-14 Tomcat!
Ich habe die belgische F-16 bei einem NATO Tiger Meet geflogen. Ich bin ein bisschen Mirage 2000 geflogen. Beinahe wäre ich auch eine F/A-18 geflogen, aber leider war die MTO abgedeckt.

Was erwarten Sie von der Vorführsaison?
Zunächst einmal eine Menge Freude, die ich mit dem Publikum teilen kann. Und vor allem schöne und sichere Vorführungen, so dass die Leute ein sehr dynamisches Bild von der Rafale behalten.

Vorführungen nahe der Schweizer Grenze
Das Rafale Solo Display wird unter anderem am 25. und 26. Juni 2022 auf der Luftwaffenbasis in St. Dizier zu bewundern sein. Eine weitere Vorführung in der Nähe zur Schweizer Grenze findet am 7. August in Curchevel statt.
Weitere Vorführungen der Display-Teams der L'Armée de l'Air et de l'Espace entnehmen Sie der Broschüre «Ambassadeurs 2022».