Das von Boeing entwickelte Raumfahrzeug CST-100 Starliner (CST steht für Crew Space Transportation) ist Teil des Commercial-Crew-Programms der NASA und quasi ein Konkurrenzprodukt von SpaceX' Crew Dragon. Bevor Menschen damit zu Raumstationen transportiert werden können, müsste das Raumfahrzeug sich mit einer erfolgreichen Testmission zur Internationalen Raumstation bewähren. Eine solche scheiterte bereits einmal im Dezember 2019, als gleich mehrere Softwarefehler verunmöglichten, dass der Starliner die ISS erreichte.

Zwischenfall auf ISS sorgte für Verschiebung

Vice President und Programmmanager von Boeing Commercial Crew, John Vollmer und sein Team arbeiteten seither eng mit der NASA zusammen, um die gewonnenen Erkenntnisse für den zweiten Orbitalflugtest einfliessen zu lassen. Dieser war für den 30. Juli 2021 vorgesehen, wurde aber nach dem Zwischenfall auf der ISS mit dem russischen Forschungslabor-Moduls «Nauka» auf den 3. August verschoben. Gut zweieinhalb Stunden vor dem geplanten Lift off vermeldete die Nasa den Abbruch.

Fehlerhafte Ventilanzeigen

Zu Beginn des Startcountdowns stellten die Missionsteams fest, dass sich nicht alle Ventile in der für den Start erforderlichen Konfiguration befunden hätten, worauf die Missionsteams beschlossen, den Countdown abzubrechen, um das Problem weiter zu analysieren. Zunächst wurde angekündigt, der Start werde um 24 Stunden verschoben. NASA und Boeing arbeiteten mehrere Schritte ab, um die fehlerhaften Ventilanzeigen zu beheben, einschliesslich der zyklischen Umschaltung der Ventile des Service-Modul-Antriebssystems innerhalb der aktuellen Konfiguration des Starliner und der United Launch Alliance Atlas V-Rakete.

So viel Zeit wie nötig

Etwas später beschlossen die Missionsteams, die Installation von Starliner und Atlas V wieder zurück in die Vertical Integration Facility (VIF) auf der Cape Canaveral Space Force Station in Florida zurückzurollen, wo der Zugang zum Raumfahrzeug möglich ist. Zwar haben die Ingenieurteams bereits eine Reihe möglicher Ursachen für die fehlerhaften Anzeigen ausgeschlossen. Doch für eine abschliessende Bewertung wollen sich die NASA und Boeing so viel Zeit wie nötig nehmen, um sicherzustellen, dass Starliner für den wichtigen unbemannten Flugtest zur Raumstation bereit ist.