Der Flug wird die erste Raummission für Jeanette Epps sein. Epps hat 1992 einen Bachelor-Abschluss in Physik am LeMoyne College in ihrer Heimatstadt Syracuse, New York, erworben. 1994 schloss sie ein Masterstudium in Naturwissenschaften ab und promovierte 2000 in Luft- und Raumfahrttechnik an der University of Maryland, College Park.

Während ihrer Promotion war Epps Stipendiatin des NASA Graduate Student Researchers Project. Im Anschluss arbeitete sie mehr als zwei Jahre in einem Forschungslabor und war Co-Autorin mehrerer Patente, bevor die Central Intelligence Agency (CIA) sie rekrutierte. Epps verbrachte sieben Jahre als technischer Geheimdienstoffizier der CIA, bevor sie in die Astronautenklasse 2009 gewählt wurde.

Die Boeing Crew Mission

Der CST-100 Starliner (CST = Crew Space Transportation) ist ein in Entwicklung befindliches bemanntes und wiederverwendbares Raumschiff, hergestellt von Boeing. Die Entwicklung des CST-100 Starliner wird mit einem Betrag von rund 5 Milliarden US-Dollar von der NASA finanziert, um den Transport von Ausrüstungen, Gütern und Besatzungen zur Internationalen Raumstation zu gewährleisten. Das Raumschiff soll dem Personentransport zur ISS dienen. Als Trägerrakete kommen die Atlas V, die Delta IV, die Falcon 9 und zukünftig die Vulcan in Frage. Für die ersten Flüge wird die Atlas V verwendet, die von der United Launch Alliance vermarktet wird, einem Joint Venture zwischen Lockheed Martin und Boeing.

Der erste, unbemannte orbitale Testflug (Boe-OFT) fand am 20. Dezember 2019 statt. Nach der Trennung von der Atlas-Oberstufe traten mehrere Programmfehler in der Software des Starliners zu Tage. Manuelle Eingriffe der Bodenkontrolle verhinderten einen Verlust des Raumschiffs. Die ISS konnte allerdings in der Folge nicht mehr wie geplant angesteuert werden.

Nach dem teilweise gescheiterten Test wurden Boeing 61 Korrekturmassnahmen (corrective actions) auferlegt, die die Software des Raumschiffs und die Software-Entwicklungsprozesse im Starliner-Programm betreffen. Ausserdem vereinbarten die NASA und Boeing eine Wiederholung des Flugs.

Als Testpiloten für den ersten bemannten Testflug (Boe-CFT) nominierte die NASA am 3. August 2018 Christopher Ferguson, Nicole Aunapu Mann und Eric Boe. Boe wurde im Januar 2019 aus gesundheitlichen Gründen durch Michael Fincke ersetzt. Beim zweiten bemannten Starliner-Flug werden Josh Cassada, Sunita Williams und Jeanette Epps die Besatzung bilden. Das Raumschiff wird ab Cape Canaveral AFS Launch Complex 41 starten und soll 60 Stunden autonom fliegen können. Die anzufliegenden Raumstationen sollen innerhalb von 24 Stunden nach dem Start erreicht werden, mit einer Reserve von weiteren 24 Stunden. Angedockt an eine Raumstation soll ein CST-100 Starliner bis zu 210 Tage im All bleiben können.

Bei der Landung soll es zunächst durch Fallschirme abgebremst werden und dann, abgefedert durch Airbags, auf dem Festland auf ausgetrockneten Seen aufsetzen. Alternativ soll auch eine Wasserung im Ozean möglich sein.
Das Mannschaftsmodul des CST-100 soll bis zu zehn Mal wiederverwendbar sein. Das Servicemodul verglüht bei der Rückkehr in der Erdatmosphäre.