Schon lange nutzen amerikanischen Satelliten-Hersteller verschiedene Startplätze in Kalifornien, Florida, Texas und Neu Mexiko, um Kleinsatelliten in den Weltraum zu schiessen. Die Kommerzialisierung des Weltraumgeschäftes wird nicht mehr alleine der NASA überlassen. Zwar hat die europäischen Weltraumbehörde ESA in Kourou einen eigenen Startplatz für grössere Raketen, doch so eine Forderung des Bundes der Deutschen Industrie (BDI) könnten deutsche und europäische Satellitenhersteller sich durchaus einen eigenen Weltraumbahnhof an der Küste der deutschen Nordsee vorstellen.

Strategische Option für die Zukunft

Schwimmende Hubinseln etwa wären ideal für kleine Trägerakten geeignet, die bis zu eine Tonne Nutzlast in den Weltraum befördern könnten. Der BDI sieht darin eine strategische Option der Zukunft für Starts von kommerziellen oder auch militärischen Satelliten. So gibt es zum Beispiel drei deutsche Hersteller von Miniraketen, welche durch die Bundesregierung bereits finanziell gefördert werden. Dazu mehre deutsche Satellitenbauer, einschliesslich Airbus Space.

Schon in diesem Herbst möchte sich der BDI mit den beteiligten Firmen mit dem Wirtschaftsminister zusammensetzen, um zu prüfen, inwieweit auch dessen Ministerium bereit wäre, das Projekt zu fördern. Nach Ansicht von Experten würde eine solche Startplattform in der Nordsee, die relativ flach ist, etwa 30 Millionen Euro kosten.

Es geht aber auch um den Vorrang anderer europäischer Länder wie beispielsweise Schweden oder Norwegen, die ohnehin im hohen Norden schon über Startplätze für Forschungsraketen verfügen. Ihre Pläne sind schon relativ weit vorangeschritten, ebenfalls in Nord- und Ostsee Startplattformen zu errichten. Der Bedarf an Startplätzen für kleine Trägerraketen, die von dort aus in polare und sonnensynchrone Orbits geschossen werden können ist schon sehr gross. Deswegen besteht jetzt Handlungsbedarf. So ist denn auch nicht die rein wirtschaftliche Umsetzung eines solchen Projektes allein von entscheidender Bedeutung, sondern auch die politische und regulatorische. Zudem wird mit Widerständen der Umweltverbände gerechnet, die die küstennahen Seegebiete als besonders schützenswerte Regionen einordnen.

Auch die Schweiz könnte profitieren

Mit dem Papier legt der BDI der Bundesregierung erstmals ein Konzept für die Realisierung einer mobilen Startplattform in der Nordsee vor. Diese liesse sich innerhalb von zwei Jahren in Form eines privatwirtschaftlichen Betreibermodells mit staatlicher Unterstützung realisieren. Nutzniesser einer Startplattform im Meer könnten alle europäischen Staaten und damit auch die Schweiz sein.

«Eine mobile Startplattform in der Nordsee ist technisch machbar und strategisch wie wirtschaftlich sinnvoll. Das New-Space-Ökosystem und Start-ups der Branche werden von einer deutschen Startplattform enorm profitieren. Die Initiative schafft zentrale Voraussetzungen für Wettbewerb und eröffnet der Bundesregierung neue strategische Handlungsoptionen», so der BDI-Hauptgeschäftsführer Joachim Lang. «Die Bundesregierung muss sich nicht an Kauf, Umbau oder Betrieb der Plattform beteiligen. Stattdessen notwendig wäre ein Zuschuss des Bundes für die Initialkosten in der Anfangsphase. Für eine risikoarme und kostengünstige Realisierung lässt sich auf vorhandene Infrastrukturen, Technologien und Lösungen zurückgreifen.»