Prof. Pascale Ehrenfreund, Vorstandsvorsitzende des DRL sprach im vergangenen Jahr anlässlich einer Fachtagung vor 130 Gästen aus Raumfahrtagenturen, Industrie und Wissenschaft in Lampoldshausen, dem deutschen Institut für Raumfahrtantriebe anlässlich der 6. Industrial Days des DLR über das Kernthema Micro Launcher.

Was sind Micro Launcher?

Nach sprachlicher Definition sind Micro Launcher Trägersystem für kleine Satelliten mit einem maximalen Gewicht von etwa 350 kg. Solche kommerziellen und experimentellen Kleinsatelliten nehmen eine immer grössere Bedeutung ein. Auf der anderen Seite sind Starts von den grossen Weltraumbahnhöfen wie Cape Kennedy, Kourou in franz. Guyana und Kasachstan in Russland sehr kostenintensiv.

«In der Raumfahrt entfalten mehrere wichtige Trends zeitgleich ihre Wirkung. Damit geht ein grosser Wandel einher, der uns das Potenzial eröffnet, gleichzeitig in bewährte und in neue Technologien zu investieren», sagt die DLR-Vorstandsvorsitzende, Prof. Pascale Ehrenfreund. «In Europa sollten wir daher jetzt analysieren, mit welchem Mix aus bestehenden und neuen Trägertechnologien wir noch erfolgreicher werden können.»

Altmaier will Errichtung eines Weltraumbahnhofs prüfen

Nun äusserte sich auch erstmals der deutsche Bundeswirtschaftsminister. Peter Altmaier will die Forderung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) zur Errichtung eines Weltraumbahnhofs in Deutschland prüfen. «Raumfahrt begeistert viele Menschen und sichert tausende Arbeitsplätze in Deutschland», sagte Altmaier der «Bild»-Zeitung. «In der Satellitentechnik sind wir führend. Deshalb werde ich den Vorschlag des BDI für einen Weltraumbahnhof gerne prüfen.»

Über mögliche Standorte kann allerdings nur spekuliert werden. Infrage dafür kämen beispielsweise die Flughäfen Rostock-Laage in Mecklenburg-Vorpommern oder Nordholz in Niedersachsen. Die wirtschaftliche Tragfähigkeit eines solchen Vorhabens steht dabei im Vordergrund. Begründet wird das auch mit dem hohen Leistungsstandard der deutschen Satellitenbauer, die eine Führungsrolle am Weltmarkt einnehmen. Inwieweit Standorte für einen Weltraumbahnhof im Deutschland überhaupt Sinn machen, muss an der Tatsache gemessen werden, dass Satellitenstarts in Äquatornähe energieffizienter sind als Starts in der der nördlichen Hemisphäre. Das spräche gegen einen rein deutschen Standortort. Aus diesem Grund wurden auch schon die Azoren genannt, die aber gegenüber Kourou zu nördlich lägen.

Bau einer wiederverwendbaren Forschungsrakete

BDI-Präsident Dieter Kempf hatte anlässlich des ersten BDI-Weltraumkongresses die Errichtung eines Weltraumbahnhofs angeregt. Aus Deutschland sollten dann kleine Raketen, sogenannte Micro-Launcher, mit Satelliten in den Weltraum starten. Zugleich sagte Wirtschaftsminister Altmaier, er werde Anfang kommenden Jahres die «Eckpunkte für ein Weltraumgesetz» vorlegen.

Ziel ist es unter anderem auch, bis Ende 2020 eine Forschungsrakete zu bauen, mit der die Wiederverwendbarkeit getestet werden soll. Im «Prometheus-Projekt» arbeiten CNES, ArianeGroup und das DLR gemeinsam an der Entwicklung eines kostengünstigen, schubstarken und wiederverwendbaren Raketentriebwerks, das mit Flüssigsauerstoff (LOX) und Flüssigmethan (LCH4) angetrieben werden soll. Diese Forschung ist Teil des Future Launchers Preparatory Programme (FLPP) der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Andere Programm laufen etwa als Miora-5, Vega oder Nammo.

Weltumspannende Pläne

Pläne für den globalen Aufbau von um die Erde umspannenden Satellitennetzwerken könnten neues wirtschaftliches Potenzial entwickeln, Trägerkonzepte und traditionelle Raumfahrtgewohnheiten verändern. Satelliten, die auf einer Umlaufbahn von circa 1200 Kilometern die Erde umkreisen und zu einer Konstellation von mehreren hunderten Satelliten heranwachsen, eröffnen neue Möglichkeiten für vielfältige kommerzielle Anwendungen wie beispielsweise in der Erdbeobachtung oder im Katastrophenmanagement.