Mit drei Jahren Verspätung hat die amerikanische Luft- und Raumfahrtbehörde NASA ihren fliegenden Versuchsträger X-59 QUeSST am 28. Oktober in Kalifornien erstmals abheben lassen. QUeSST steht für Quiet Supersonic Technology – also «leise Überschallflug-Technologie». Das ungewöhnlich geformte, pfeilartige Einsitzflugzeug soll in den kommenden Monaten Geschwindigkeiten von bis zu Mach 1,4 erreichen – und das über Land.

Ziel: Leiser Überschall über bewohntem Gebiet

Mit dem Projekt verfolgt die NASA zwei Hauptziele: Zum einen will sie zeigen, dass ziviler Überschallflug über Land möglich ist, ohne störenden Überschallknall – und sich sicher in den amerikanischen Luftraum integrieren lässt. Zum anderen sollen Bewohner:innen verschiedener Regionen befragt werden, wie sie das Fluggeräusch wahrnehmen, wenn der typische Überschallknall ausbleibt. Erwartet wird, dass der bisher laute Knall bei der X-59 nur noch etwa so klingt, als schlage man eine Autotür zu.

Datenbasis für zukünftige Zulassung

Nach Abschluss der Tests sollen die Ergebnisse dazu dienen, zu prüfen, ob zivile Überschallflüge über den USA künftig zugelassen werden könnten – oder, wie die NASA es formuliert, ob sich dafür «eine Tür öffnen lässt». Das bei Lockheed Martin gebaute Versuchsflugzeug zeichnet sich durch eine besonders lange Rumpfnase aus. Sie sorgt dafür, dass die Schallwellen, die sonst den Knall erzeugen, gezielt umgeformt werden – damit sie am Boden leiser und weniger störend wahrgenommen werden.

Technik mit eingeschränkter Sicht

Beim Erstflug blieb die X-59 noch deutlich unter ihrem theoretischen Maximum: Rund 220 Knoten standen auf dem Fahrtmesser. Eine besondere Herausforderung für den Piloten ist die eingeschränkte Sicht nach vorne – durch die extrem lange Nase kann er beim Landeanflug die Piste nicht sehen. Dafür nutzt er Kamerasysteme und Cockpit-Bildschirme, die ihm die Landebahn in Echtzeit anzeigen und so eine präzise Landung ermöglichen.