2010 wurde das französische Unternehmen VoltAero gegründet, mit dem Ziel, ein hocheffizientes und umweltfreundliches Flugzeug für 4 bis 9 Personen zu entwickeln. Zu diesem Zweck wurde im Jahr 2017 die Cessna 337 Skymaster als Erprobungsträger für das Projekt Cassio 1 ausgewählt.
Verbrennungsmotor von Nissan, Elektromotoren von Safran
Auf der Paris Air Show 2019 präsentierte VoltAero erstmals einem breiten Publikum dieses Konzept. Markantestes Merkmal war rein äusserlich der fehlende Motor im Bug und zwei auf der Tragfläche vorgesehene Elektromotoren. Das eigentliche Know-how verbarg sich im Heck des ursprünglichen Push-Pull-Flugzeugs.
Kern des neuen Hybrid-Antriebkonzeptes ist ein 300 kW-Verbrennungsmotor von Nissan. Im Versuchsträger Cassio 1 treibt dieser im Reiseflug neben dem Schubpropeller drei Generatoren/Motoren an, deren erzeugter Strom eine Pufferbatterie lädt. Ein Muss für alle Hybridlösungen! Anstelle des Zugmotors im Bug der Maschine befinden sich jetzt zwei Elektromotoren von Safran Electrical & Power auf der Tragfläche. Safran hat dazu sein kleinstes Muster mit 45 kW Dauerleistung und 70 kW Spitzenleistung, den Engineus 45 geliefert und feiert somit auch sein Debüt mit den Direktantrieben in geplanten zukünftige Elektroflugzeugen.
Leiser und ökologischer
Für den Start stehen dem bis zu 9-sitzigen Reise-und Commuterflugzeug 480 kW (680 PS) zur Verfügung. Die Kombination bestehend aus dem «Stromlieferanten» Kolbenmotor mit drei Motoren/Generatoren und den Pufferbatterien ermöglicht für die Startphase die Höchstleistung, während im Reiseflug der Kolbenmotor nur noch den unbedingt benötigten Strom erzeugt. Das System soll bis zu 3,5 Flugstunden ermöglichen, dies bei deutlicher Kraftstoffersparnis. Gegenüber einer Turboprop-Version könnte rund 43 Prozent an Kraftstoff eingespart werden.
«Das Fliegen in einem Flugzeug, das von Safrans Engineus-Triebwerken angetrieben wird, ist aufgrund der fehlenden Vibrationen und des extrem niedrigen Geräuschpegels eine erstaunliche Erfahrung», sagte der Technische Direktor von VoltAero Didier Esteynem, der vor einigen Jahren den von Airbus entwickelte E-Fan über den Ärmelkanal pilotierte.
«Völlig neues Flugerlebnis»
Das Projekt Cassio 1 hatte Jean Botti, CEO bei VoltAero auf den Weg gebracht, nachdem sich Airbus vom ursprünglichen Projekt eines Viersitzers verabschiedet hatte. Die erste Flugtestphase mit dem Cassio 1 konnte erst vor einigen Tagen mit rund 40 Flügen und insgesamt 25 Flugstunden beendet werden. Botti plant nun, die Erfahrungen mit der Cassio1 in eine Serie fliessen zu lassen.
Die Serienproduktion könnte 2021/2022 beginnen. Bis zu 150 Flugzeuge könnten jährlich am jetzigen Standort in Nouvelle Aquitaine bei Médis/Atlantikküste produziert werden. Didier Esteynem, der die ersten Flüge absolvierte, ist voll des Lobes: «Dies bestätigt uns, dass unsere Cassio-Flugzeuge ein völlig neues Flugerlebnis bieten werden.»