Die Verbindung zwischen den beiden schottischen Inseln Westray und Papa Westray ist der kürzeste Linienflug der Welt. Start- und Zielflughafen liegen nur rund 2,7 Kilometer auseinander. Das zweimotorige Propellerflugzeug vom Typ Britten-Norman BN-2 Islander legt die Streck in drei Minuten zurück. Diese überaus kurze Linie ist nun ein Anwärter für den ersten Elektro-Linienflug der Welt. Die schottische Regionalfluglinie Loganair plant, ihre Britten Normann Islander auf Elektroantrieb umrüsten.

Erstflug im besten Fall bis 2022

Die Universität Cranfield arbeitet bereits am Projekt zur Entwicklung dieses kommerziellen Passagier-Elektroflugzeugs. Das Projekt, das nach dem schottischen Luftfahrtpionier Earnest Fresson als «Projekt Fresson» benannt wurde, zielt darauf ab, ein bestehendes Flugzeugdesign – nämlich dem Twin-Turboprop Britten-Norman Islander - mit einem elektrischen Antriebssystem zu versehen. Wenn alles nach Plan verläuft, soll der Erstflug spätestens 2022 stattfinden können.

Die Britten-Norman BN-2 Islander wird von zwei Lycoming O-540-E4C, je 195 kW (260 PS) oder zwei Turboprops angetrieben. Die bis zu neun Passagiere fassende Maschine weist mit 1627 kg ein tiefes Leergewicht auf. Die Abflugmasse liegt bei 2993 kg. Differenziert man die Motorengewichte und den Treibstoff, stehen ungefähr 1000 kg für Batterien zur Verfügung. Über die Auswahl der E-Motoren und den Batterien ist noch nichts bekannt.

Elektrische Linienflüge auf «grüne Inseln»

Im Erfolgsfall ist geplant, den Einsatz von Elektroflugzeugen auf andere kurze Inselhüpfrouten des Highlands Airport-Netzwerks (Orkneys, Shetlands, Hebriden) auszudehnen. Die Projekt-Fresson-Organisatoren sehen eine Reihe weiterer Vorteile beim Einsatz eines Elektroflugzeugs auf Highlands & Islands-Strecken, darunter niedrigere Betriebskosten (wodurch geringere Subventionskosten oder eine grössere Anzahl von Flügen oder Standorten bedient werden), leiserer Betrieb und geringere Wartungskosten. Hinzu kommt, dass die Highlands & Islands über eine Fülle erneuerbarer Energien verfügen und daher ein idealer Standort sind, um Flugzeuge mit fossilen Brennstoffen durch elektrische zu ersetzen.

Der Einsatz von Elektro-Linienflugzeugen dürfte bei den Gemeinden der Orkney-Inseln auf grosse Gegenliebe stossen, sehen sie sich doch als Vorreiter in Sachen «Grüne Energie». Unter anderem fahren auf den Orkney-Inseln mehr elektrische Fahrzeuge als sonstwo in Schottland. Ausserdem wird mehr Windkraft produziert, als benötigt wird. Mit elektrischen Linienflügen dürfte die Öko-Bilanz der Gemeinde weiter steigen.