Rund 25 Minuten dauerte die Vorstellung der Astronautinnen und Astronauten, die den letzten Selektionsschritt geschafft haben. Acht Damen und neun Herren standen auf der Bühne. Für Fünf von ihnen beginnt im kommenden Jahr die Grundausbildung zum Astronauten oder zur Astronautin.  

Schweizer ist «Career Astronaut»

Sophie Adenot aus Frankreich, Pablo Álvarez Fernández aus Spanien, Rosemary Coogan aus dem Vereinigten Königreich, Raphaël Liégeois aus Belgien und zuletzt Marco Sieber aus der Schweiz wurden als sogenannte Career  Astronauts vorgestellt. Sie dürfen im nächsten Jahr die Grundausbildung im Europäischen Astronautenzentrum der ESA in Köln beginnen. Nach Abschluss dieser 12-monatigen Ausbildung sind die neuen Astronauten bereit, in die nächste Ausbildungsphase einzutreten, die sie auf das Leben auf der Raumstation vorbereitet. Sobald sie einer Mission zugeteilt sind, wird ihre Ausbildung auf spezifische Missionsaufgaben zugeschnitten.

Ein Traum hat sich erfüllt

Marco Sieber hat schon als Kind davon geträumt, Astronaut zu werden. Er besass zahlreiche Bücher über die Raumfahrt. Die Faszination für die Raumfahrt geriet im Laufe der Jugend aber aus seinem Fokus. Vor einigen Jahren  realisierte er, dass es möglich ist, als Staatsangehöriger eines ESA-Mitgliedstaates Astronaut zu werden. So wartete er auf die nächste Gelegenheit, um sich zu bewerben. 

Arzt und Fallschirmaufklärer

Sieber wuchs im Emmental auf und zog später nach Bern, wo er Medizin studierte. Nach dem mit Auszeichnung abgeschlossenen Studium arbeitete er auf verschiedenen Fachabteilungen in diversen Spitälern und liess zum Notarzt auf dem Helikopter ausbilden.

Bereits einmal durchlief Sieber eine anspruchsvolle Selektion, diejenige zum Fallschirmaufklärer der Schweizer Armee. Später begleitete er als Fallschirmsprunglehrer SPHAIR-Fallschirmkurse. Während eines KFOR-Einsatzes diente er der friedensfördernden Mission im Kosovo. 

Hoffen auf eine Mission

Der Moment, als er den Bescheid bekam, Teil der Astronautenklasse geworden zu sein, beschreibt er als intensiv. Es habe sich unwirklich angefühlt, weil er doch sein ganzes Leben davon geträumt hatte. Er hoffe, dass er an einer Mission in den Low Earth Orbit teilnehmen dürfe, vielleicht sogar eine Reise zum Mond. Das sei sicher etwas, wovon jedes Kind träume: Auf dem Mond spazieren und wissenschaftliche Experimente durchführen. 

Gleitschirmfliegen, Fallschirmspringen und das Fliegen von Leichtflugzeugen sind die Aktivitäten, die er in seiner Freizeit geniesst.

Reserve-Astronauten

Zum ersten Mal hat die ESA einen Reservepool von Astronauten eingerichtet. Diese Reserveliste setzt sich aus Astronauten-Kandidaten zusammen, die das gesamte Auswahlverfahren erfolgreich durchlaufen haben, aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht eingestellt werden können. Die Astronauten der Reserve verbleiben bei ihren derzeitigen Arbeitgebern und erhalten einen Beratervertrag und eine Grundversorgung. Sie werden mit der Grundausbildung beginnen, falls sich eine Fluggelegenheit ergibt.

Machbarkeitsprojekt der ESA

Die ESA hat auch einen Astronauten-Kandidaten mit einer körperlichen Behinderung ausgewählt. Er wird am Parastronaut Feasibility Project teilnehmen, um Optionen für die Einbeziehung von Astronauten mit körperlichen Behinderungen in die astronautische Raumfahrt und mögliche künftige Missionen zu entwickeln.

Ein Interview mit dem Schweizer Astronautenanwärter erscheint in der nächsten Print-Ausgabe des Cockpits, die ab dem 16. Dezember bei den Abonnenten eintrifft und am Kiosk erhältlich ist. Jede Ausgabe des «Cockpit» kann auch online bestellt werden.