Der Konkurs der SkyWork Airlines schüttelt auch den Flughafen Bern durch. Wie die Verantwortlichen der Flughafen Bern AG mitteilen, wurden sie vom Konkurs der SkyWork Airlines ebenso überrascht wie alle anderen Vertragspartner. Obwohl der Flughafen aufgrund der Entwicklung seines Homebase Carriers seit längerer Zeit über einen Notfallplan verfügt habe, sei er – nicht zuletzt aufgrund der jüngsten direkten Kontakte mit der SkyWork Airlines-Spitze – davon ausgegangen, dass keine akute Grounding-Gefahr drohte. Leider sei es anders gekommen. «Ich bedaure dies sehr – für den Flughafen, der durch nicht bezahlte Rechnungen einen Millionenverlust erleidet, für die Berner Bevölkerung und Passagiere und als SkyWork Airlines-Aktionär auch persönlich», sagt der Verwaltungsratspräsident der Flughafen Bern AG, Dr. Beat Brechbühl, «damit ist die Ära der Berner Homecarrier zu Ende gegangen, und dies trotz langjähriger und namhafter Unterstützung durch den Flughafen und seiner Aktionäre».

Einschneidende Massnahmen

Die Flughafen Bern AG hat nun auf den Wegfall ihres Hauptkunden SkyWork Airlines reagiert. Im Fokus steht dabei die Sicherung der Liquidität. Der Verwaltungsrat hat deshalb die vorübergehende Sistierung aller grösseren Investitionsprojekte beschlossen, so auch der 4. Ausbauetappe. Damit tritt sie auf die Kostenbremse und reduziert die Komplexität. Der Personalbestand wird dem reduzierten Betrieb angepasst, es fallen rund 10 Stellen weg. Dies erfolgt durch natürliche Fluktuation, ordentliche Pensionierungen, Nichtbesetzung von Vakanzen, sowie der Auflösung des Anstellungsverhältnisses von fünf Festangestellten. Zugleich wird die Einführung von Kurzarbeit für gewisse Betriebsbereiche notwendig, teilt die Flughafen Bern AG mit. Die Geschäftsleitung setze sich für sozialverträgliche Lösungen ein. Ebenso wurde ein Paket von weiteren Kostensenkungs-Massnahmen beschlossen. «Die Flughafen Bern AG bedauert diesen Schritt sehr und bedankt sich bei allen Mitarbeitenden für ihr Engagement in dieser anspruchsvollen Zeit», schreiben die Verantwortlichen in ihrer Medienmitteilung.

Beschränktes Interesse von Fluggesellschaften

Gleichzeitig hat der Verwaltungsrat über die strategische Positionierung des Flughafens eingehend beraten und erste Entscheidungen getroffen. «Die Grundsatzfrage, die sich stellt, ist, ob die Bernerinnen und Berner eine oder mehrere Ganzjahres-Linienanbindungen wollen und wieviel dieses Angebot ihnen wert ist», sagt Beat Brechbühl. lm Unterschied zu früheren Situationen zeige sich auch, dass der Ersatz durch andere Airlines unsicher ist. In einem Informationsschreiben an die Aktionäre teilte die Flughafen Bern AG mit: «Trotz rascher Kontaktierung unseres Netzwerks, mehrerer Besuche und Ausarbeitung von Offerten, beschränkt sich das konkrete lnteresse aus verschiedenen Gründen auf eine Handvoll Fluggesellschaften. Die limitierenden Faktoren sind unter anderem  das beschränkte Potenzial, Erfahrungen mit der und durch die SkyWork Airlines in derVergangenheit, die nur indirekte ÖV-Anbindung sowie die Pistenlänge und deren Ausrichtung.» Dies erschwere den Einsatz von grösserem und kommeziell interessanterem Fluggerät, ebenso die zunehmend fehlende Flexibilität durch verstärkte Regulation, welche zu schlechteren Anflugsbedingungen führe. 

Nur öffentliche Hand könnte Defizite abgelten

Grundsätzlich gäbe es, so die Beurteilung des Flughafens, ein Marktpotenzial von mindestens einer Hub-Anbindung zum Beispiel nach München, sofern die Verbindung regelmässig (mindestens zwei Tagesrandverbindungen), zuverlässig (keine Last Minute-Streichungen) und nachhaltig (mit Aufbauphase von zwei bis drei Jahren) geflogen werden kann. Der Flughafen kann eine solche Linie aber weder disponieren noch finanzieren, sondern lediglich die Infrastruktur-Plattform für interessierte Fluggesellschaften anbieten. Entsprechend hat der Flughafen entschieden, in zwei Phasen vorzugehen: Bis Ende Jahr lotet er aus, ob dem Potenzial auch ein entsprechendes Angebot gegenübersteht, das kommerziell für den Flughafen und für eine Airline Sinn macht. Das heisst: Eine Flugverbindung muss sich betriebswirtschaftlich rechnen, jegliche Subvention wäre keine nachhaltige Lösung. «Das könnte einzig die öffentliche Hand, wenn sie aus Standortüberlegungen und volkswirtschaftlichem Interesse eine Linie bestellen und das Defizit abgelten würde», teilt der Flughafen mit. Dies sei nicht so abwegig und geschehe im benachbarten Ausland häufig; im Inland auch schon zu Wasser und zur Schiene und offenbar neu auch am Flughafen Lugano, welcher der Stadt Lugano gehört.

Zurück zu den Wurzeln?

«Wir stehen in intensivem Austausch mit Regionalfluggesellschaften, die über passendes Fluggerät verfügen und unterstützen sie in der Erstellung ihrer Business Pläne. Der Entscheid liegt letztlich bei den Fluggesellschaften», so Mathias Gantenbein, CEO der Flughafen Bern AG. Der Flughafen gibt sich Zeit bis Ende Jahr; können die Lücken im Streckennetz bis dahin nicht kommerziell sinnvoll geschlossen werden, wird der Flughafen in seiner Businessplanung davon ausgehen, dass der saisonale Linienverkehr (Ferienflüge) zusammen mit der Business Aviation, dem Luftverkehr im Interesse des Bundes (Bundesbasis, Diplomatie), der Rettungsfliegerei, der fliegerischen Ausbildung sowie der Leichtaviatik den Verkehr auf dem Flughafen Bern prägen wird.