Während in den Flugzeugwerken in Emmen und Altenrhein neuartige Entwürfe für zukünftige Düsenflugzeuge entstanden (N-20 und P-16), zeigte die Flugwaffe schon früh Interesse an einer bemerkenswerten Konstruktion aus England.

Vampire im Fokus der Flugwaffe

Die englische  Flugzeugfirma De Havilland Ltd entwickelte noch während des Krieges ein Düsenkampfflugzeug, das Geschichte schrieb: der Vampire. Dieses Flugzeug sollte der Schweizer Flugwaffe das Jet-Zeitalter öffnen.

Erste Kontakte fanden kurz nach Kriegsende statt, denn bereits im Frühjahr 1946 erprobten Schweizer Piloten in England den Vampire mit dem Ziel, die Versuche in der Schweiz fortzusetzten. Die beiden ersten Vampire DH 100 - J-1001, J-1002 und J-1003,  konnten am 27.7.1946 auf dem Werkflugplatz von De Havilland in Hatfield übernommen und dann nach Dübendorf überflogen werden.

Erster Unfall einer Vampire

Am 2.8.1946 kam es in Dübendorf bei einem Angewöhnungsflug zu einem Startunfall. Der Vampire J-1001 begann nach dem Anrollen auf der Piste zu schlängeln, hob dann kurz auf eine Höhe von fünf bis sechs Metern ab, um sich gleichzeitig auf den linken Flügel zu neigen und dann den Boden zu touchieren. Das brandneue Düsenflugzeug rutsche über das Gelände, blieb nach etwa 135 Metern stehen, wobei sich das Triebwerk nicht mehr abstellen liess. Der unverletzte Pilot konnte den Brennstoffhahn nicht mehr betätigen, weil dessen Gestänge durch den Unfall beschädigt wurde.

Schliesslich gelang es unter Mithilfe der Ingenieure der Firma De Havilland und des Testpiloten John Cunningham, das Ghost Triebwerk stillzulegen. Der Vampire musste abgeschrieben werden.

F-80 Shooting Star durch Walter Hörning getestet

Auch die Amerikaner setzten noch während des Zweiten Weltkrieges, durch den Entwicklungsvorsprung der Deutschen überrascht, auf Flugzeuge mit Düsenantrieb. 1947 durfte Major Walo Hörning, der im Zweiten Weltkrieg während eines Alarm-Einsatzes im Cockpit einer Messerschmitt Me-109E einen deutschen Bomber Henkel He-111 abschoss, im Auftrag der Flugwaffe im Rahmen eines Studienaufenthaltes die USA besuchen.

Auf der Air Force Base Williams bei Phoenix in Arizona erhielt er die Gelegenheit, das erste amerikanische Düsenjagflugzeug, F-80 Shooting Star, zu fliegen, allerdings irrtümlicherweise. Denn dieser Jäger war noch topgeheim, nicht einmal die Alliierten erhielten Informationen. Als diese F-80 Einsätze des «neutralen» Hörning den Generälen im Pentagon zu Ohren kamen, wurde er nach Washington zitiert und musste schwören, niemals über seine Erfahrungen zu sprechen. «Vierzig Starts und Landungen hatte ich mit der Maschine gemacht, ich war zu jenem Zeitpunkt wohl der erfahrenste Düsenpilot der Schweizer Flugwaffe», erklärte Hörning nach seiner Rückkehr.

Vampire-Kampfflugzeuge gehen in Serie

Da die F-80 Shooting Star für die Schweiz nicht käuflich war, machte der Vampire das Rennen. Doch bevor es definitiv soweit war, entschied sich 1948 die Rüstungskommission des Bundes, 130 Mehrzweckflugzeuge (Jäger, Jagdbomber, Aufklärer)  P-51 D Mustang zu beschaffen. Die Gelegenheit schien günstig, denn der im Luftkrieg entscheidend beeinflussende Langstrecken-Begleitjäger der amerikanischen Bomberverbände war schon bald nach Ende des Zweiten Weltkrieges zu Occasionspreisen von je 4000 US Dollar erhältlich.

Doch das Rad liess sich nicht mehr lange zurückdrehen, denn mit Beschaffung von 178 Vampire-Mk-6 eröffnete die Flugwaffe das Jet-Zeitalter. 1950 rüstete man die ersten Staffeln mit dem für die damalige Zeit äusserst wendigen und schnellen Düsenjäger aus. Nach dem Ausscheiden aus den Frontstaffeln 1967 verwendete die Flugwaffe die bewährten Vampire ausschliesslich in Pilotenschulen und Zielfliegerkorps.

Beschaffung von 39 Vampire-Trainer DH-115

Die zügige Einführung  des Vampi Nachfolgers DH-112 Venom Mk 4 (150 Exemplare) verlangte zwangsläufig nach einem entsprechenden Trainer. Erneut erhielt De Havilland mit dem Vampire-Trainer DH-115 Mk 55 den Auftrag.

Im Verlauf von vier Beschaffungen stieg die Flotte auf 39 Einheiten. In speziell ausgerüsteten Flugzeugen entstanden bekannte Filme (u.a. Super Canard), trainierten Mirage Piloten das Schiessen von Lenkbomben und befassten sich Spezialisten mit elektronischer Kriegsführung.

Zweites Leben für die Vampire-Flotte

1990 stellte die Flugwaffe den Flugbetrieb der Vampire Trainer Flotte ein, die noch vorhandenen Exemplare fanden anlässlich einer Auktion auf dem Flugplatz Sion neue Abnehmer, u.a. übernahm das Fliegermuseum Altenrhein den gut unterhaltenen U-1228. Für Mitglieder des Museumsvereins besteht die Möglichkeit, an einem Rundflug mit diesem Oldtimer teilzunehmen, ebenso im Hawker Hunter (ffa-museum.ch).