Die Erprobung der Kandidaten für ein neues Kampfflugzeug (NKF) für die Schweizer Armee ist Ende Juni 2019 abgeschlossen worden. Vier Kandidaten haben die Flug- und Bodenerprobungen in Payerne absolviert. Diese wurden durch armasuisse geleitet und zusammen mit der Luftwaffe durchgeführt. Die vier Kandidaten sind Airbus mit dem Eurofighter (D), Boeing mit dem F/A-18 Super Hornet (USA), Dassault mit dem Rafale (F) und Lockheed Martin mit dem F-35A (USA). 

SP will keine Hochleistungs-Jets

Der Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SP) passt diese Kandidaten nicht. Sie hat nun einen eigenen Flugzeugtypen «evaluiert» und will die Tiger F-5 durch leichte, moderne und günstiger zu betreibende Muster ersetzen und damit die F/A-18 schonen, beziehungsweise erheblich später ablösen. Kosten liessen sich ohne Sicherheitseinbusse sparen, «wenn die unverzichtbaren alltäglichen luftpolizeilichen Aufgaben von einem neu zu beschaffenden, leichten Kampfflugzeug übernommen werden», liess sich die Partei schon im September 2018 in ihrer Vernehmlassung zum Planungsbeschluss verlauten. Und SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf vertrat die Ansicht, dass es für den Luftpolizeidienst keine Hochleistungs-Jets brauche: «Mit einfachen und leichten Kampfflugzeugen kann der luftpolizeiliche Dienst wirksamer gestaltet werden, weil die Verfügbarkeit grösser und der Wartungsaufwand wesentlich kleiner ist.»

«Rundschau» begleitete Genossinnen und Genossen

Gesagt, getan. Eine Truppe Genossinnen und Genossen machte sich auf die Suche nach einem geegneten Kampfflugzeug fürs Vaterland – und wurde in Italien fündig. Um ihren eigenen «Typenentscheid» medienwirksam präsentieren zu können, brauchten sie aber noch einen geeigneten Medienpartner. Und auch hier wurden sie fündig – mit dem Schweizer Fernsehen SRF und der Sendung «Rundschau». Gemeinsam reiste die «kampferprobte Truppe» in das Werk des italienischen Herstellers Leonardo in Venegono, nördlich Mailands, wo sie «fachmännisch» ein geeignetes Kampfflugzeug unter die Lupe nahmen. Laut «Rundschau» soll die SP die Debatte damit neu aufmischen, indem sie eine «Zwei-Typen-Luftwaffe» vorschlägt.  

Trainer M346 «Master» im Fokus

Bei Leonardo wird der moderne Hochleistungs-Trainer M346 «Master» produziert, zurzeit in einer zweiten Tranche für Polen. Davor gingen 30 nach Israel, 18 an Italien selbst und einige an Singapur. Das zweistrahlige Muster ist ab 2020 auch als Luft/Boden-waffenfähige Version «FA» (Fighter Attack) mit Bordradar verfügbar. Jene Version stand also im Fokus des Interesses der SP-Genossinnen und Genossen. Im «Rundschau»-Interview nimmt laut SRF die CVP-Bundesrätin Viola Amherd Stellung zum Alternativplan «Leonardo» der SP. Die VBS-Vorsteherin beharrt jedoch auf dem Kauf von Hochleistungsjets.

Prozess Air2030 fortgeschritten

Die Erkenntnisse aus den Flug- und Bodenerprobungen der vier offiziell getesteten Kampfjets wird armasuisse in Zusammenarbeit mit Armeestab, Luftwaffe, Logistikbasis der Armee und der Führungsunterstützungsbasis in Fachberichten für jeden Kandidaten separat zusammenfassen. Die Fachberichte dienen auch dazu, für jeden Flugzeugtyp die erforderliche Flottengrösse zu bestimmen. Anschliessend wird armasuisse auf der Grundlage der Erkenntnisse aus der Analyse- und Erprobungsphase eine zweite Offertanfrage erstellen und den Kandidaten Ende 2019 übergeben. Mit den Informationen aus der zweiten Offerte und auf Basis der Fachberichte wird der Gesamtnutzen jedes Kandidaten ermittelt und die Kandidaten nutzenseitig miteinander verglichen. Die Resultate fliessen zusammen mit einer umfassenden Risikoanalyse in den Evaluationsbericht, in dem der jeweilige Gesamtnutzen den Beschaffungs- und Betriebskosten für 30 Jahre gegenübergestellt wird. 

Die Arbeiten am Evaluationsbericht beginnen im zweiten Halbjahr 2020. Abgeschlossen wird der Bericht erst nach einer Referendumsabstimmung. Daraufhin wird der Bundesrat den Typ und die Anzahl der zu beschaffenden Flugzeuge beschliessen.

Leistungsmerkmale M346 (Basismuster):

Max. Geschwindigkeit (auf 1'500 m Höhe): 

~ 1'100 km/h

Steigrate: 

6'700 m/min

Lastvielfaches: 

+8 / -3 G

Max. Schub: 

2 x 2'850 kg

Triebwerke: 

2 x Honeywell F124-GA-200 Turbofans

Spannweite: 

9,72 m

Länge: 

11,49 m

Höhe: 

4,76 m

Flügelfläche: 

23,52 m²

Leermasse: 

4'625 kg

max. Startmasse: 

9'500 kg