Rund 60 Medienvertreter hatten sich für die zweite Präsentation eines Kampfjetkandidaten angemeldet. Jeder Kampfjet-Kandidat erhält von Armasuisse die Gelegenheit, sich an einem Tag – zuerst den Medien und später angemeldeten Interessierten – zu präsentieren. Der Ablauf ist in etwa identisch, doch wie sich die Hersteller im Detail vorstellen, ist ihnen überlassen.

Enge Zusammenarbeit zwischen Boeing und Schweizer Zulieferern

Es bestehe eine langjährige Zusammenarbeit zwischen Boeing und der Schweiz, so Justin Gibson, F/A-18 und EA-18G Communications. Man arbeite mit über 80 Zulieferern in der Schweiz zusammen und würde sich freuen, die langlebige Partnerschaft aufrechtzuerhalten. Er hob hervor, dass 60 Prozent der Infrastruktur, die für den heutigen Betrieb der F/A-18 C und D eingesetzt wird, in den Betrieb der Super-Hornet übernommen werden könne und das Know-how des Personals im Betrieb mit diesem Flugzeugtyp bereits vorhanden sei.

Ein weiterer Kostenfaktor, so Gibson seien geringere Lebenszykluskosten aufgrund einer Lebensdauer von 10'000 Stunden. Diese ergeben sich aus Konstruktionsänderungen, welche auf die Erkenntnisse aus dem Service Life Analysis-Programm basieren.

Mehrzweck-Kampfflugzeug

Die Super-Hornet gibt es als einsitziges E- und doppelsitziges F-Modell. Beide Versionen sind Mehrzweckflugzeuge und eignen sich laut dem Hersteller für jedes taktische Szenario. Boeing verhandelt mit der Schweiz über den Kauf des neuesten Upgrades, die Block III-Version. Diese wird ab 2021 an die U.S.-Navy ausgeliefert.

Navy Pilot Captain Kevin McLaughlin, Commodore des Strike Fighter Wing Atlantic ist überzeugt, dass die Schweiz mit der Weiterentwicklung der Super Hornet, ein Kampfflugzeug der neuesten Gerneration erhalten würde, welches zudem sehr bedienungs- und wartungsfreundlich sei. Auch er betont den Vorteil, dass das Personal der Schweizer Luftwaffe bereits mit der F/A-18 vertraut und geschult ist. Er fliege die F/A-18 in seiner langen Karriere seit 1994 in allen Versionen und der Übergang zu einer neuen Version sei stets problemlos verlaufen.

In der Weiterentwicklung der Super Hornet hat Boeing mit der U.S. Navy zusammengearbeitet, um dem erhöhten Bedarf an Kampfflugzeugen gerecht zu werden. Es soll der Navy die kommenden Jahrzehnte Dienst leisten.

Fortschrittliche Kerneigenschaften

Boeing bewirbt das Block III-Modell mit Kerneigenschaften wie einer fortschrittlichen Netzwerkinfrastruktur, welche die Erfassung und Verarbeitung grösserer Datenmengen innerhalb wie ausserhalb des Flugzeugs ermöglicht. Neben verbesserter Situationserfassung durch ein neues Advanced-Cockpit-System bietet ein neues 10x19-Zoll-Touchscreen-Display den Piloten die Möglichkeit, mehrere Langstreckenziele zu erfassen, zu verfolgen und anzuvisieren, die von der übergeordneten Lageerfassung generiert wurden. Der weitreichende Sensor des Infrarotzielsystems (infrared search and track, IRST), kann Bedrohungen unabhängig vom Radar erkennen und ins Visier nehmen.

Zweifellos spielen im Beschaffungsszenario Wirtschaft und Politik eine wichtige Rolle. US-Botschafter Edward McMullen vertrat die USA. Er verwies auf die Qualität der amerikanischen Produkte und erwähnte mögliche Gegengeschäfte mit der Schweizer Wirschaft.

Langer und doch kurzweiliger Nachmittag

Die Super Hornets werden auch Rhinos genannt. Diesen «Nickname» erhielten sie, um sie von den kleineren F/A-18 der A bis D-Versionen zu unterscheiden. Dass sie 30 Prozent grösser als die C- und D-Modelle der Schweizer Luftwaffe sind, zeigte sich auf dem Tarmac. Ein weiteres optisches Merkmal der Super Hornet sind die die grossen rechteckigen Lufteinlässe.

Rund 600 Interessierte liessen es sich nicht nehmen, die grossen Hornissen aus nächster Nähe sehen. Sie hatten sich für den Spotteranlass angemeldet. Zwar mussten sie sich eine ganze Weile gedulden, bis sich eine der beiden Navy-Maschinen zeigte. Dafür rollte diese direkt an ihnen vorbei zum Take-off, der wie in der Navy üblich, mit Nachbrenner erfolgte.

«Das ist Musik», schwärmte ein Mann begeistert! Die zweite US-Maschine hob an diesem Nachmittag nicht mehr ab, sie wurde den Spottern aber in verschiedenen Konfigurationen auf dem Rollweg gezeigt. Auf dem hinteren Sitz sass eine Pilotin – am Morgen noch hatte sie vorne und der Schweizer Kollege auf dem Rücksitz gesessen. Nichts Ungewöhnliches: Frauen fliegen in der U.S.-Navy seit den den späten 1970er-Jahren Kampfflugzeuge.