Armasuisse hat am 18. November 2020 die zweiten Offerten für neue Kampfflugzeuge von den Regierungsstellen der vier in Frage kommenden Herstellerfirmen erhalten: Deutschland (Airbus Eurofighter), Frankreich (Dassault Rafale) und die USA (Boeing F/A-18 Super Hornet und Lockheed-Martin F-35A). In der zweiten Offerte waren die durch die Regierungsstellen angeschriebenen Hersteller aufgefordert, die für die Schweiz vorteilhafteste Offerte zu unterbreiten.

Die Offerten enthalten laut Mitteilung der Armasuisse unter anderem folgende Elemente:

  • Preis für 36 und 40 Flugzeuge inklusive definierter Logistik und Bewaffnung als verbindlicher Ausgangspunkt für die Detailverhandlungen mit dem gewählten Kandidaten nach dem Typenentscheid;
  • Angebote zur Kooperation zwischen den Streitkräften und den Beschaffungsbehörden der Schweiz und jenen des Lieferlandes;
  • angestrebte oder bereits angebahnte Offset-Projekte.

Deutschland bietet typengleiche Beschaffung an

Die Deutsche Botschaft und Airbus teilen in einem gemeinsamen Communiqué mit, dass ihr Angebot für den Typen Eurofighter aus der Tranche 4 in Kooperation mit den weiteren Eurofighter-Nationen sowie den Industriepartnern Leonardo und BAE Systems erstellt worden sei und die Anforderungen der Schweizer Beschaffung eines neuen Kampfflugzeugs für den Ersatz der derzeit genutzten F-5 und F/A-18-Flotte erfülle. Die Bundesrepublik Deutschland biete der Schweiz mit der Anschaffung des Eurofighter an, die bestehende militärische Partnerschaft zu vertiefen, vor allem im Hinblick auf die gemeinsame Ausbildung der beiden Luftstreitkräfte, heisst es in der Medienmitteilung. Dabei erhalte die Schweiz volle Autonomie bei der Nutzung, Wartung und der Verwendung der Daten ihrer Flugzeuge. Mit einer Stückzahl von mehr als 660 Bestellungen sei der Eurofighter das mit Abstand meistgenutzte Flugzeug für die Sicherung des Luftraums über Europa. Deutschland selbst hat erst vor wenigen Tagen den Vertrag über die Beschaffung von 38 Eurofighter der neuesten Tranche 4 unterschrieben und bietet der Schweiz an, über eine typengleiche Beschaffung die Grundlage für eine noch engere politische, wirtschaftliche und sicherheitstechnische Kooperation zu legen.

Vollständige Kontrolle über den Eurofighter garantiert

Michael Flügger, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Schweiz, hält fest: «Mit diesem Angebot laden wir die Schweiz als unseren Nachbarn und engen Partner in sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Fragen ein, ihren Luftraum durch den Eurofighter zu schützen und eng mit unseren Luftstreitkräften zusammenzuarbeiten. Für Deutschland ist die Schweiz nicht einfach ein Kunde, sondern ein strategischer Weggefährte, mit dem wir unsere ohnehin schon enge Kooperation noch weiter vertiefen möchten.» Er ist überzeugt: «Der Eurofighter wäre somit eine ideale Lösung für die Schweiz.» 

Dirk Hoke, CEO von Airbus Defence and Space, betont die Stärken des Eurofighters: «Er ist das modernste Kampfflugzeug, das aktuell in Europa gebaut wird und erfüllt alle Anforderungen, die von der Schweiz verlangt werden. Durch die Bereitstellung von Konstruktionsdaten und anderen wichtigen Informationen wird der Schweiz die vollständige und unabhängige Kontrolle über den Eurofighter ermöglicht, was volle Transparenz garantiert.» Airbus sei mit über 200 Lieferanten in der Eidgenossenschaft schon heute ein starker Partner der Schweiz. 

Auch Bodluv-Angebote eingereicht

Am 18. November 2020 sind auch die zweiten Offerten von den Regierungsstellen der in Frage kommenden Herstellerfirmen der neuen Systeme der bodengestützten Luftverteidigung grösserer Reichweite bei armasuisse eingetroffen: Frankreich (Eurosam SAMP/T) und die USA (Raytheon Patriot). Wie auch beim neuen Kampfflugzeug waren die Regierungsstellen der angeschriebenen Hersteller aufgefordert, die für die Schweiz vorteilhafteste Offerte zu unterbreiten.

Folgende Elemente sind in den Offerten enthalten:

  • Preis für die Systeme der bodengestützten Luftverteidigung grösserer Reichweite zur Abdeckung von mindestens 15'000 km2 inklusive definierter Logistik und Bewaffnung als verbindlicher Ausgangspunkt für die Detailverhandlungen mit dem gewählten Kandidaten nach dem Typenentscheid;
  • Angebote zur Kooperation zwischen den Streitkräften und den Beschaffungsbehörden der Schweiz und jenen des Lieferlandes;
  • angestrebte oder bereits angebahnte Offset-Projekte.

Weiteres Vorgehen im Programm Air2030

Mit den Informationen aus der zweiten Offerte und den Erkenntnissen aus den verschiedenen Erprobungsaktivitäten wird der Gesamtnutzen jedes Systems ermittelt. Die Resultate fliessen zusammen mit einer umfassenden Risikoanalyse in eigenständige Evaluationsberichte, in welchen der jeweilige Gesamtnutzen des neuen Kampfflugzeugs bzw. des neuen Systems der bodengestützten Luftverteidigung grösserer Reichweite den Beschaffungs- und Betriebskosten für 30 Jahre gegenübergestellt wird. Die Evaluationsberichte sollen im 1.Quartal 2021 abgeschlossen werden. Der Typenentscheid durch den Bundesrat ist für beide Systeme im 2. Quartal 2021 vorgesehen.