Das ist ein wertvoller Auftrag für den durch die Coronavirus-Pandemie gebeutelte Airbus-Konzern: Insgesamt 38 neue Kampfflugzeuge vom Typ Eurofighter soll die Deutsche Luftwaffe erhalten. 5,5 Milliarden Euro hat der Deutsche Bundestag am 5. November 2020 dafür freigegeben. Die neuen Taifune werden in der Mehrzweckvariante der Tranche 4 ausgeliefert. Neben den Jets sollen auch Ersatzteile sowie Bodendienst-Prüfgerät und Sonderwerkzeug (BPS) angeschafft werden. Damit sollen die Verfügbarkeit von Ersatzteilen gestärkt und die Einsatzbereitschaft der Maschinen erhöht werden.

«Eine sehr starke Botschaft»

Vorgesehen ist, die neuen Jets ab 2025 auszuliefern. Das letzte Flugzeug dieser Tranche soll die Deutsche Luftwaffe 2030 bekommen. «Die Entscheid des Deutschen Bundestages, 38 Eurofighter, bekannt als Quadriga-Projekt, zu kaufen, ist eine sehr starke Botschaft, nicht nur für die deutsche Luftwaffe, sondern auch für Europa, insbesondere für die europäischen Rüstungshersteller. Mehr als 100'000 Arbeitsplätze basieren auf Programmen wie diesem», sagte denn auch Dirk Hoke, Chief Executive Officer von Airbus Defence & Space, in einer Videobotschaft auf LinkedIn. Er verwies dabei auch auf die Schweiz, wo sich der Eurofighter derzeit mit drei anderen Flugzeugtypen in der Evaluationsphase für die Kampfjetbeschaffung befindet.

Erste Eurofighter-Tranche wird abgelöst

Das unter dem Projektnamen Quadriga bekannte Beschaffungsvorhaben der vierten Tranche wird nach und nach die Eurofighter des ersten Bauloses, die zwischen 2003 und 2008 beschafft worden waren, ersetzen. Da die erste Tranche ausschliesslich für den Luftkampf eingesetzt werden kann und Ersatzteile vielfach schon überaltert sind, soll diese erste Serie ausgetauscht werden. Zudem werden wichtige Ersatz- und Austauschteile der Tranche eins schon gar nicht mehr hergestellt. Dies hätte mittelfristig zur Folge gehabt, die Jets umfassend und kostspielig überholen zu lassen. Durch die neuen 38 Maschinen wird die Eurofighter-Flotte zukünftig über ein einheitliches und flexibleres Fähigkeitsspektrum verfügen.

Mit moderner Radartechnik ausgestattet

Die neuen Eurofighter sind mit einem modernen E-Scan-Radar ausgestattet. Damit können die Pilotinnen und Piloten Luft-Luft- und Luft-Boden-Ziele besser entdecken und verfolgen. Dies ist auch für mehrere Ziele gleichzeitig und unabhängig voneinander möglich. Darüber hinaus besitzt das Radar eine höhere Störfestigkeit. Für die Eurofighter der Tranchen zwei und drei hatte der Haushaltsausschuss im Juni 2020 die Beschaffung und System-Integration desselben Radarsystems genehmigt.

Test- und Entwicklungszentrum Eurofighter im Aufbau

Mit den neu zu beschaffenden Maschinen sollen auch jene zwei Eurofighter ersetzt werden, die im vergangenen Jahr bei einem Flugunfall zerstört worden waren. Darüber hinaus sind drei der 38 Maschinen für Erprobungszwecke vorgesehen. Diese werden dem zukünftigen nationalen Test- und Entwicklungszentrum Eurofighter zugewiesen. Das Zentrum soll die künftige Systembetreuung und Weiterentwicklung unter anderem des modernen E-Scan-Radars wesentlich unterstützen.

Verlässliches Waffensystem

Der Eurofighter ist die tragende Säule der deutschen Kampfflugzeug-Geschwader. Die zweistrahligen Jets stellen somit wesentliche Fähigkeiten der Bundeswehr dar, den deutschen Luftraum zu sichern sowie Gegner am Boden sowie in der Luft zu bekämpfen. Das moderne Waffensystem ist sowohl für den Einsatz in der Luftverteidigung als auch für den Luftangriff geeignet. Die Maschinen waren ursprünglich als Luftüberlegenheitsjäger konzipiert und zur Wahrnehmung weiterer Rollen befähigt worden. Durch ihre vielseitigen Vernetzungsmöglichkeiten können die Kampfflugzeuge im engen Verbund mit anderen Luftstreitkräften sowie Land- und Seestreitkräften eingesetzt werden.

Bundeswehr-Beitrag für die NATO

Mit der Beschaffung der vierten Tranche Eurofighter ist Deutschland auch zukünftig in der Lage, seine Beiträge zu den NATO-Planungszielen in den Fähigkeiten Advanced Air Combat Capability und Joint Precision Strike Capability sicherstellen zu können. Durch das Beschaffungsvorhaben sollen über einen möglichst langen Zeitraum 140 Eurofighter zuverlässig ihre Aufgaben erfüllen können. Bereits arbeiten Dassault Aviation und Airbus derzeit gemeinsam an einem Projekt, dem so genannten Future Air Combat System (FCAS). FCAS soll dereinst sowohl den Eurofighter als auch den Rafale ersetzen.