Auf das letzte April-Wochenende hin sah sich der Flughafen Amsterdam-Schiphol veranlasst, das Passagieraufkommen zu reduzieren. In der Folge mussten auch Flüge gestrichen werden. Was war passiert? Einerseits generierte der Maifeiertag ein hohes Passagieraufkommen, andererseits fehlte Personal. Ein einmaliges Ereignis oder herrscht an den Flughäfen nach zwei Jahren Pandemie tatsächlich Personalmangel? 

Flughafenbetreiber weniger stark betroffen

Die Unternehmen, welche Flughäfen betreiben, haben in der Regel weniger Personal abgebaut. Schliesslich musste die Infrastruktur funktionstüchtig erhalten werden. Der Flughafen Zürich antwortet auf Anfrage, es sei nur eine geringe Anzahl Stellen abgebaut worden. Überdies seien seit Beginn der Pandemie rund 150 Personen in unterschiedlichen Funktionen neu eingestellt worden. Anders sieht es bei den Dienstleistern aus, welche operativ tätig sind.

Unternehmen hatten keine Wahl

Als der Flugverkehr im März 2020 praktisch zum Erliegen kam, entfiel für Hunderttausende Angestellte der Flugindustrie die Beschäftigung und die Unternehmen sahen sich gezwungen, ihre Personalkosten zu senken. Swissport beispielsweise hat damals 45'000 seiner 65'000 Mitarbeitenden temporär beurlaubt. 10'000 Mitarbeitende verliessen das Unternehmen. Viele Angestellte der Branche haben sich in dieser Zeit gezwungenermassen oder auch freiwillig eine neue berufliche Herausforderung gesucht und eine neue Beschäftigung gefunden.  

Abbau ging schneller als Rekrutierung

Der Groundhandling-Dienstleister dnata schreibt, man habe seit Beginn der Pandemie ständig versucht, hochqualifizierte Mitarbeiter zu halten. Beispielsweise mit der Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle. Wo dies möglich war, nahm dnata an Job-Saver- und anderen staatlichen Unterstützungsprogrammen teil. Dennoch musste auch Personal entlassen werden. Dieses fehlt nun. «Wir haben eine Reihe von offenen Stellen in unseren Betrieben», so ein Sprecher des Unternehmens. Dnata möchte diese Stellen wenn möglich wieder mit ehemaligen Mitarbeitenden besetzen, kommt aber nicht darum herum, auch neue Kräfte zu rekrutieren. 

Jetzt, wo sich die Nachfrage nach Flugreisen erholt, stehen Fluggesellschaften, Flughäfen und Anbieter von Bodenverkehrsdienstleistungen gleichermassen vor der Herausforderung, ihre Personalbestände rasch wieder aufzustocken. Engpässe sind vorprogrammiert. 

500 neue Mitarbeitende am Standort Zürich

Trotzdem rechnet Swissport nicht damit, dass sich Passagiere an Schweizer Flughäfen in ähnlichen Szenen wiederfinden wie Ende April in Amsterdam. «Am Flughafen Zürich verfügt Swissport aktuell über genügend Personal», sagt Stefan Hartung, Mediensprecher des Bodenverkehrsdienstleisters. Für den Sommer rechnet das Unternehmen mit einem Anstieg auf 80 Prozent des Produktionsvolumens von vor der Pandemie. «Daher stellen wir zurzeit rund 500 Mitarbeitende am Standort Zürich in den Bereichen Passagierdienst und Ramp Services ein», so Hartung. 

Mit längeren Wartezeiten ist zu rechnen

Mit dem aufgestockten Personalbestand soll der Andrang an Wochenenden, Feiertagen und natürlich während der Hauptreisezeit in den Sommermonaten abgefangen werden. Hartung weist aber darauf hin, dass während Hauptreisezeiten die Kapazitäten entlang der gesamten Reisekette von Flughäfen und Bodendienstleistern an einigen Standorten bis an die Grenze ausgelastet sein können. Das zeigt sich dann an den längeren Wartezeiten. 

Frontdesk und Vorfeld

Der Bedarf an Flughafen-Personal besteht weltweit. Swissport will bis Ende Sommer weltweit bis zu 17'000 neue Arbeitsplätze schaffen, vornehmlich im Bereich Passagierservice (Check-in und Gate) sowie in der Vorfeldabfertigung (Flugzeugbewegungen/Schleppen, Gepäck). Damit würde der Personalbestand des Unternehmens wieder das Niveau von 2019 erreichen.

Arbeiten in der Luftfahrt fasziniert nach wie vor

Nicht alle, die während der Krise eine neue Beschäftigung angetreten haben, sind einer Rückkehr in die Flugbranche abgeneigt, wie Swissport feststellt. «Hier hilft es uns natürlich, dass die Luftfahrt nach wie vor fasziniert und viele spannende Job-Profile bietet, gerade für Berufseinsteiger sowie auch für Menschen, die umsatteln möchten», sagt Hartung.