Rolls-Royce und seine Projektpartner haben kürzlich mitgeteilt, dass das von ihnen entwickelte und gebaute Elektroflugzeug «Spirit of Innovation» offiziell den Weltrekord als das schnellste Elektroflugzeug der Welt inne hat. Der Weltluftsport-Verband Fédération Aéronautique Internationale (FAI) mit Sitz in Lausanne hat zwei Bestleistungen der Maschine als Weltrekorde anerkannt.

Mit 555,9 km/h zum Weltrekord

Die Flüge wurden am 16. November 2021 auf dem Testgelände für Versuchsflugzeuge des britischen Verteidigungsministeriums in Boscombe Down mit dem Technologieträger ACCEL «Spirit of Innovation» durchgeführt. Der einmotorige Versuchsträger ACCEL  erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 555,9 km/h (345,4 mph) über drei Kilometer Distanz und dann bei weiteren Flügen 532,1 km/h (330 mph) über 15 Kilometer sowie auch eine kurzzeitig maximale Höchstgeschwindigkeit von 623 km/h (387,4 mph), die jedoch nicht anerkannt wurde.

ACCEL steht für «Accelerating the Electrification of Flight» und wurde zur Hälfte vom Aerospace Technology Institute (ATI) in Partnerschaft mit dem Department for Business, Energy & Industrial Strategy und Innovate UK bereitgestellt. Rolls-Royce steht mit grossem finanziellen Engagement hinter dem Gesamtprojekt.

«Atemberaubende technische Leistung»

ACCEL wurde bei seinen Flugversuchen mit dem leistungsstärksten Antriebsbatteriepaket angetrieben, das jemals in der Luft- und Raumfahrt gebaut wurde. «Wir haben mit dem Energiespeicher-Startup Electroflight für die Luftfahrt und dem Automobilzulieferer YASA eng zusammengearbeitet. Neben einer atemberaubenden technischen Leistung lieferten das Projekt und die Weltrekordflüge wichtige Daten für unsere zukünftigen elektrischen Energie- und Antriebssysteme für vollelektrische urbane Luftmobilität (UAM) und hybrid-elektrische Pendlerflugzeuge. Die Eigenschaften, die zum Beispiel Flugtaxis von Batterien verlangen, sind denen sehr ähnlich, die für den «Spirit of Innovation» entwickelt wurden», war aus dem Hause Rolls-Royce zu hören.

Rolls-Royce erklärte, die Technologie aus dem ACCEL-Projekt künftig nutzen zu wollen und sie auf Produkte für neue Märkte zu übertragen. Schon heute bietet der Hersteller eigenen Angaben zufolge komplette E-Antriebssysteme für eVTOL‘s oder Commuterflugzeuge an.

Der Stoff, aus dem Träume gemacht sind

Für den Rekordpiloten Phill O’Dell war der Rekordversuch ein ganz besonderes Ereignis. Er sagte dazu: «Den Weltrekord für vollelektrisches Fliegen zu brechen, ist ein bedeutsames Ereignis. Dies ist der Höhepunkt meiner Karriere und eine unglaubliche Leistung für das gesamte Team. Die Gelegenheit, an der Spitze eines weiteren bahnbrechenden Kapitels in der Geschichte von Rolls-Royce zu stehen, während wir versuchen, die Zukunft der Luftfahrt zu gestalten, ist das, woraus Träume gemacht sind.»

Zum Jahreswechsel 2020 ging das gesamte Siemens Know-how an Rolls-Royce, so auch die Entwicklungen, die bislang in München getätigt wurden und auch für Triebwerke die Siemens weit oberhalb der 1 MW-Klasse in Fokus hatte. Der im ACCEL verbaute YASA-Motor konnte insofern noch nicht von Siemens-Erfahrungen profitieren, sodass man sogar gezwungen war, drei Motoren in Reihe zu koppeln. Inzwischen entwickelt Rolls-Royce mit seinem in München übernommenen Team sogar Motoren von über zwei Megawatt.