Während eines Pressebriefings gab der italienische Helikopterbauer an, dass er die Prototypen für die neue AW09 voraussichtlich als Technologiedemonstratoren für das neue Projekt einsetzen wird. Der AW09 ist der neu bezeichnete Produktname für den einmotorigen SH09, der von Leonardos Schweizer Tochter Kopter entwickelt wird. Das Projekt soll Ende 2022 oder Anfang 2023 abgeschlossen sein. Ab diesem Zeitpunkt rechnet Leonardo damit, die Pläne für ein hybrid-elektrisches Flugzeug beschleunigen zu können.

Technologie-Demonstrator statt Prototyp

Laut Matteo Ragazzi, Chief Technology Officer von Leonardo Helicopters, sei es wichtig, die Entwicklungsarbeit mit einem Technologiedemonstrator anstelle eines voll ausgebildeten Prototyps zu beginnen, um einen konstruktiven Dialog mit den Regulierungsbehörden darüber zu ermöglichen, wie die Sicherheitsanforderungen für das neue Antriebssystem erfüllt werden können. Weiter sagte er, dass die Ingenieure sowohl elektrische Batterien als auch andere Arten von Brennstoffzellen berücksichtigen werden und gleichzeitig Pläne für ein Projekt entwickelt, das ein wichtiger Bestandteil von «Be Tomorrow 2030» sein wird; ein strategischer Plan, der gemäss Leonardo darauf abzielt, eine führende Position auf dem zivilen Drehflügler-Markt und der modernen Luftmobilität einzunehmen.

Bereits im Jahr 2013 hatte Leonardo angekündigt, im Rahmen seiner Initiative «Project Zero» elektrische und hybrid-elektrische Konzepte für ein neues Tiltrotor-Flugzeug entwickeln zu wollen. Die Idee basierte auf einem Technologiedemonstrator, den das italienische Unternehmen, damals noch AgustaWestland, bereits 2011 und 2012 unter Verschluss vor der Öffentlichkeit geflogen hatte. Das Projekt wurde vom damaligen Vizepräsidenten für Forschung und Entwicklung James Wang geleitet, der heute Technischer Chefberater von XTI Aircraft für sein TriFan eVTOL-Programm ist. Leonardo gab das Projekt in den folgenden Jahren aber wieder auf.

Der vierte Prototyp P4 ist in Bau

Das Rebranding des AW09 wurde fast genau ein Jahr nach dem Erwerb von Kopter in Italien vorgestellt, das nun als Kompetenzzentrum für neue Technologien innerhalb des Konzerns ausgewiesen ist. Statt der standardmässigen drei Ziffern für Leonardos AW-Flugzeuge hat der neue Produktname nur zwei Ziffern, wobei der dritte durch das Rotorblattsymbol ersetzt wird, das Kopter als Bogen zum Kreuz in der Schweizer Flagge verwendet.

Laut Michele Riccobono, dem Chief Technology Officer von Kopter, wird der P4-Prototyp, der jetzt gebaut wird, einige derzeit noch nicht im Detail kommunizierte Konstruktionsänderungen gegenüber den bestehenden P3-Flugzeugen beinhalten. P3 hat bereits mehr als 40 Flugstunden absolviert, seit der dritte Prototyp im Januar einige Konfigurationsänderungen durchlaufen hat.

P4 wird dafür eingesetzt, um die Ergebnisse der Arbeit mit P3 erneut zu verifizieren und zu konsolidieren, bevor die Maschine zur Erfassung der für die EASA-Zertifizierung erforderlichen Daten eingesetzt wird. Später soll die Entwicklung durch einen PS5-Prototyp ergänzt werden.