Wie vielen Kindern seiner Zeit machten Igor Ivanovich Sikorsky die Novellen von Jules Verne neugierig auf die Ingenieurkunst und die Luftfahrt. Aber auch die Erfindungen von Leonardo da Vinci faszinierten ihn, so ganz besonders dessen «Luftschraube».

Nach Abschluss des Polytechnikums in Kiew, das heute seinen Namen trägt, versuchte er sich mit der Entwicklung eines Helikopters. Das Unternehmen misslang. Daraufhin entwickelte er mit der Firma Russo-Balt das erste viermotorige Flugzeug der Welt – «Russky Vityaz» – welches erstmals über eine innovative eingebaute Kabine verfügte. 

Neuer Anfang in den USA

Nach der Flucht vor der Oktober Revolution emigrierte Sikorsky in die USA. Mit Unterstützung seines ebenfalls ausgewanderten Landsmann Sergei Rachmaninoff, dem berühmten Komponisten und Musiker, gründete er die «Sikorsky Aircraft Corporation», vorerst mit dem Fokus auf ein Amphibienflugzeug. Mit Hilfe von Charles Lindbergh entwickelte er das viermotorige Flugboot Sikorsky S-42 «Clipper», wovon Pan American World Airways zehn Maschinen bestellte.

Ab 1930 wandte er sich wieder dem Helikopter-Bau zu. 1939 flog der erste Helikopter-Prototyp «Vought-Sikorsky VS-300», allerdings noch mit Kabelverbindung zum Boden. Der erste Freiflug fand dann am 13. Mai 1940 statt. Nur ein Jahr später, am 6. Mai 1941, stellte Sikorsky mit dem VS-300 einen neuen Dauerflug-Rekord von einer Stunde, 32 Minuten und 26 Sekunden auf.

In der folgenden Zeit bis zum 8. Dezember 1941 wurde der Hubschrauber vielen technischen Veränderungen unterzogen. Die endgültige Version des VS-300 flog insgesamt 102 Stunden, 35 Minuten und 51 Sekunden. Der VS-300 diente als Vorbild für den in Serie hergestellten VS-316. Er bewies die Vorteile der Heckrotor-Konfiguration, die bis heute bei der weit überwiegenden Anzahl von Hubschraubern zum Einsatz kommt.

Vom R-4 bis zum S-97

Der «Sikorsky R-4» war sowohl das erste in den USA in Serie produzierte als auch das erste von den Streitkräften der Vereinigten Staaten eingesetzte Hubschraubermodell. 131 Maschinen wurden unter anderem auch für die British Royal Air Force produziert. Von da an konzentrierte sich Sikorsky auf die Entwicklung von Helikoptern. 1972, im Jahr seines Todes, bewarb sich sein Unternehmen um den Ersatz des Bell UH-1 Huey. Der S-70 absolvierte den Erstflug am 17. Oktober 1974, und gewann die Nachfolge gegen Konkurrent Boeing. Mit dem S-70 wurde ein Helikopter-Symbol geboren: der Blackhawk.

2015 wurde Sikorsky von Lockheed-Martin übernommen. Mit der Entwicklung des S-97 «Raider», dessen zweiter Prototyp am 19. Juni 2018 seinen Erstflug hatte, steht ein Nachfolger für den Bell OH-58 «Kiowa» bereit.