Das Team von AeroDelft besteht aus 50 Studenten 17 verschiedener Nationalitäten, die beweisen möchten, dass flüssiger Wasserstoff eine Alternative zu konventionellen Luftfahrttreibstoffen ist. Die Studierenden wollen damit die Luftfahrtindustrie dazu inspirieren, die Veränderungen zu tätigen, welche nötig sind, um einen weltweiten nachhaltigen Umschwung in der Luftfahrt zu erreichen.

Nach zwei Jahren engagierter Forschungs- und Produktionstätigkeiten stellt der fertige Prototyp «Phoenix PT» einen wichtigen Meilenstein dar. «Es fühlt sich wirklich an wie Weihnachten», sagt Sam Rutten, der für die Produktion des Prototypen zuständig war. Durch verschiedene Testetappen wird das Team nun auf den ersten mit Flüssigwasserstoff angetriebenen Flug im Herbst hinarbeiten.

Rückschlag getrotzt – kreative Lösungen gefunden

«Da die Corona-Pandemie den Fortschritt gebremst hat, indem die meiste Arbeit von zu Hause aus erledigt werden muss, war es keine einfache Angelegenheit», sagt der Leiter des Teams Jan-Willem van Zwieten. Zu Beginn der Pandemie musste das Team einen wesentlichen Rückschlag hinnehmen, als es den Zugang zu seiner ursprünglichen Werkstatt verlor. Dadurch musste die Arbeit sogar einige Wochen lang aus einem Hinterhof-Schuppen weitergeführt werden. Nichtsdestotrotz waren die Teammitglieder dank ihrer Entschlossenheit dazu in der Lage, wie geplant fortzuschreiten und blicken nun mit Stolz auf ihr Ergebnis.

Während der Präsentation des Flugzeugs gaben die führenden Ingenieure interessante technische Einblicke in die Produktion. Durch die zeitlichen und budgetären Einschränkungen wurden kreative Methoden angewendet. Zum Beispiel wurde ein teurer Ofen, welcher normalerweise für die Wärmebehandlung von grossen Verbundwerkstoffbauteilen benötigt wird, kurzerhand durch ein mit Heizlüftern bestücktes und aus Isolationsmaterialien improvisiertes Iglu ersetzt. Ausserdem war man dazu in der Lage, viel Zeit und Geld zu sparen, indem man die Hohlformen für kleinere Bauteile selbst im 3D-Druckverfahren herstellte.

Nachhaltigkeit von Wasserstoff bedingt Entwicklung in allen Bereichen

Ausserhalb dieses Projektes gibt es noch weitere Herausforderungen, welche nicht ausser Acht gelassen werden sollten. So müssen entlang der Produktionskette des Wasserstoffs noch viele Verbesserungen vorgenommen werden um diesen Prozess auch in grossen Massstäben nachhaltig zu gestalten. Hierbei liegen die momentanen Probleme nicht nur in der Produktion selbst, sondern auch der Lagerung und dem Transport. Zum Beispiel wird die Nutzung des Wasserstoffs in der Luftfahrt nur tatsächlich den Anforderungen bezüglich der Nachhaltigkeit gerecht, wenn Strom aus erneuerbaren Quellen für den Elektrolyseprozess verwendet wird. Hinzu kommt, dass die für die Bereitstellung des Wasserstoffs notwendige Infrastruktur noch kaum an Flughäfen vorhanden ist. Dies hebt die Wichtigkeit des Phoenix-Projektes hervor, da solche Innovationen auf kleineren Massstäben die Entwicklung in allen Bereichen entfachen können.

Testphase beginnt bald

Der nächste Schritt ist nun der Jungfernflug, wofür zunächst jedoch die inneren Komponenten, welche den Propeller antreiben, fertiggestellt werden müssen und die Zulassung beantragt werden muss. Die Arbeiten der Ingenieure, welche an Komponenten wie dem Wasserstofftank, der Brennstoffzelle oder dem Motor arbeiten, befinden sich in der finalen Produktionsphase, weshalb das Team mit der baldigen Afunahme der Testphase rechnet. Noch diesen Frühling soll der Prototyp zum ersten batterie-elektrischen Flug abheben. Im Sommer soll der erste durch gasförmigen Wasserstoff angetriebene Flug folgen und im Herbst schliesslich der Erstflug mit flüssigem Wasserstoff.

Das Team blickt insgesamt positiv in die Zukunft. «Jetzt, wo wir tatsächlich ein Flugzeug haben, hat unsere Motivationen einen weiteren Schub bekommen und wir sind bereit für die Herausforderungen, welche noch auf uns zukommen werden», sagt Rutten. Das Team glaubt fest daran, dass seine Arbeit genutzt werden kann, um bis 2030 das erste wasserstoffbetriebene Passagierflugzeug fliegen zu lassen. Letztendlich wollen die Studenten von AeroDelft dereinst dazu imstande sein, von Delft nach Ibiza zu fliegen, ohne dabei schädliche Emissionen zu produzieren. Eine vielversprechende Aussicht, welche ihrem Motto entspricht: «Our future flies in clean skies.» (Unsere Zukunft fliegt in sauberen Lüften).