RUAG hat sich in den vergangenen 20 Jahren von einem Rüstungsbetrieb zu einem internationalen Technologiekonzern entwickelt. Die gesetzlich vorgeschriebene Sicherstellung der Ausrüstung der Armee macht heute nur noch einen Teil der Tätigkeiten aus. Der Bundesrat hat darum letztes Jahr beschlossen, die für die Armee tätigen Unternehmensteile von den übrigen Geschäftsbereichen zu entflechten. Am Freitag hat er diesen Grundsatzentscheid weiter konkretisiert.

Entflechtung ist auf Kurs

Ab 1. Januar 2020 wird die RUAG Holding AG eine neue Beteiligungsgesellschaft mit zwei Subholdings: Einerseits MRO Schweiz, die für die Armee tätig sein wird (ca. 2500 Mitarbeitende, Produktionsstandorte in der Schweiz); andererseits RUAG International für die übrigen Geschäftsbereiche (ca. 6500 Mitarbeitende, wovon zwei Drittel im Ausland). Diese beiden Subholdings werden separat geführt werden, rechtlich und finanziell voneinander unabhängig sein und mit getrennten Informatiksystemen arbeiten. Das Informatiksystem von MRO Schweiz wird in den Sicherheitsperimeter des VBS integriert. Damit wird die Informatiksicherheit auch im Nachgang zum Cyber-Angriff von 2016 weiter gestärkt. Damit die Beteiligungsgesellschaft sowie MRO Schweiz wie bisher im Interesse des Eigners handeln, soll in den Verwaltungsräten der Beteiligungsgesellschaft und der MRO Schweiz eine Mehrheit an unabhängigen, durch den Bundesrat genehmigten Verwaltungsräten Einsitz nehmen.

MRO Schweiz als Materialkompetenzzentrum der Armee

MRO Schweiz werde sicherheitsrelevanten Leistungen für das VBS erbringen, welche bisher RUAG erbracht hat, schreibt das VBS in einer Mitteilung. Dabei handelt es sich in erster Linie um Wartung, Reparatur und Überholung (MRO = Maintenance, Repair und Overhaul) sowie um die Instandhaltung einsatzrelevanter Systeme wie die Kampfjets. Damit bekräftigte der Bundesrat, dass MRO Schweiz die Rolle des Materialkompetenzzentrums für die Schweizer Armee wahrnehme. Gleichzeitig stärke er die transparente und kostenoptimierte Leistungserbringung gegenüber dem VBS und entspreche damit Forderungen von EFK und parlamentarischen Kommissionen.

MRO CH wird in begrenztem Ausmass auch Drittaufträge ausführen können, aber nur aus der Schweiz heraus und wenn Synergien mit dem Geschäft für die Armee vorliegen, etwa bei der Wartung von Helikoptern.

Strategie für RUAG International: Fokus auf Aerospace als privatisierte Firma

Für die übrigen, international ausgerichteten Geschäftsbereiche hat der Bundesrat die von RUAG ausgearbeiteten Optionen zur Weiterentwicklung geprüft und unterstützt die vom Verwaltungsrat vorgeschlagene Bildung einer Aerospace-Gruppe. Diese wird mittelfristig aus den beiden Unternehmensbereichen Aerostructures und Space bestehen. Die in den letzten Jahren durch RUAG aufgebauten Kompetenzen in diesen Geschäftsfeldern sollen fokussiert weiterentwickelt und das technische Knowhow in der Schweiz erhalten bleiben. Dies steht auch im Zusammenhang mit der Weltraumpolitik der Schweiz. RUAG wird den Umsetzungsplan dem VBS und der EFV noch im laufenden Jahr unterbreiten.

An einem solchen Technologiekonzern könne der Bund auf Dauer keine Beteiligung halten, schreibt das VBS weiter. Es gebe keine gesetzliche Grundlage hierfür und der Bundesrat sehe auch kein öffentliches Interesse daran. Der Bundesrat will deshalb RUAG International mittelfristig vollständig privatisieren.

Gestaffeltes Vorgehen bis zur vollständigen Privatisierung

Für diese Privatisierung hat RUAG ebenfalls verschiedene Optionen vorgeschlagen. Der Bundesrat wird zu einem späteren Zeitpunkt über die weiteren Schritte entscheiden. Er sieht ein gestaffeltes Vorgehen vor, abgestimmt auf den Aufbau der Aerospace-Gruppe. Zu Beginn werden unter RUAG International auch jene Unternehmensbereiche weitergeführt, die nicht zur neuen Ausrichtung als Aerospace-Gruppe passen oder die aufgrund der Vernetzung mit dem Ausland nicht in MRO Schweiz überführt werden können. Für diese Einheiten werden Partner gesucht, die für sie bessere Zukunftschancen bieten. Dazu zählen die Bereiche Cyber, MRO International und RUAG Ammotec. Für Simulation & Training wird ein Joint-Venture angestrebt.

Der Bundesrat zeigt sich davon überzeugt, dass mit diesem Vorgehen sowohl den Interessen der Armee als auch denen des Unternehmens Rechnung getragen wird. MRO Schweiz könne sich auf den Kernauftrag zu Gunsten der Armee konzentrieren. Gleichzeitig bestehe die Aerospace-Gruppe als attraktives Technologieunternehmen mit Sitz in der Schweiz fort. Obwohl das Wachstum dieser Märkte primär im Ausland stattfinde, bestehe damit die Möglichkeit, hochspezialisierte technologische Verfahren und entsprechende Arbeitsplätze in der Schweiz zu erhalten und weiter auszubauen. Zudem könne der Bund mit den geplanten Devestitionen und der Privatisierung der Aerospace-Gruppe seine finanziellen Risiken reduzieren, hält das VBS abschliessend fest.