Die Studie sieht vor, das Tilt-Flugzeug für den Personentransport, den öffentlichen Verkehr, die Logistik und auch für militärische Anwendungen anzupassen. Es basiert auf Technologien, die bereits existieren oder derzeit noch entwickelt werden. Das Flugzeug könnte in den frühen 2020-er Jahren in die Luft gehen.

Das Konzeptflugzeug verwendet die Gasturbinentechnologie um Strom zu erzeugen, die die sechs elektrischen Antriebe versorgen und die speziell dafür ausgelegt sind, ein niedriges Geräuschprofil zu erzeugen. Zwischengeschaltet ist eine Batterie zur Speicherung der elektrischen Energie. In dieser Hybrid-EVTOL-Konfiguration könnte es vier oder fünf Passagiere mit Geschwindigkeiten von bis zu 250 mph über etwa 500 Meilen befördern. Denkbar ist die Nutzung vorhandener Infrastrukturen wie Hubschrauberlandeplätze und Flughäfe.

Komplett neues Konzept

Die Tilt-Technik erlaubt es, den Flügel bis zu 90 Grad zu drehen (ähnlich Canadair CL 84 und aEro von Dufour), wodurch das Flugzeug vertikal starten oder landen kann. Die Propeller auf dem Flügel könnte man wegklappen, sobald das Flugzeug die Reiseflughöhe erreicht hat, wodurch der Luftwiderstand und der Kabinenlärm reduziert werden. Das Flugzeug wird aber auf die zwei hinteren Propeller angewiesen sein, die für den Schub sorgen. Dieses spezielle Konzept ist total neu und könnte auch andere ähnliche Konstruktionen, die mit tragenden Flügeln ausgestattet sind, ebenfalls beeinflussen. Faltpropeller sind zwar schon von einige anderen Projekten her bekannt, doch stellen sie eine vollkommen neuartige Variante für EVTOL’s dar.

Rob Watson, der das Electrical-Team von Rolls-Royce leitet, sagte: «Die Elektrifizierung ist ein spannender und unausweichlicher Trend auf den Märkten für industrielle Technologie, und während der Schritt zu mehr Elektroantrieb schrittweise vonstatten geht, wird es letztendlich doch eine Revolution darstellen. Rolls-Royce baut auf dem vorhandenen Know-how auf elektrischen Technologien und der Luftfahrt auf und erforscht aktiv eine Reihe von möglichen Märkten und Anwendungen für elektrische und hybridelektrische Flüge. Wir sind gut positioniert, um eine führende Rolle in der aufstrebenden Welt der persönlichen Luftmobilität zu spielen, und wir werden auch versuchen, mit einer Reihe von Partnern zusammenzuarbeiten.» Und weiter: «Rolls-Royce hat eine starke Erfolgsbilanz als Pioniere in der Luftfahrt. (...). Wenn die dritte Generation der Luftfahrt anfängt zu dämmern, ist es an der Zeit, wieder ein Pionier zu sein.»

Batterien werden im Reiseflug geladen

Das EVTOL-Konzept von Rolls-Royce verwendet eine M250-Gasturbine, die in das Heck des Flugzeugs integriert und als Teil eines elektrischen Hybridantriebssystems modifiziert wird; letztendlich ein Range-Extender zur Stromgewinnung. Die M250 ist eine sehr erfolgreicher Rolls-Royce-Turbine. Deren über 31'000 wurden seit der ersten Version, die vor mehr als einem halben Jahrhundert in Dienst gestellt wurde, ausgeliefert. Derzeit sind schätzungsweise 16'000 in Betrieb. Die M250 hat mehr als 170 verschiedene zivile und militärische Hubschrauber- und Starrflügler-Anwendungen angetrieben und die gesamte Flotte hat mehr als 250 Millionen Flugstunden absolviert.

Gegenüber der Rotordrohne hat die Rolls Royce-Idee den entscheidenden Vorteil, sehr viel effizienter mit der Energie umgehen zu können, die mit reinen Rotorlösungen nicht umsetzbar sind. Im Reiseflug werden die Batterien geladen, da nur die beiden Heckpropeller für den Vortrieb sorgen müssen.